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Ein Leben ohne meine Mama
Hallo,
ich habe lange gewartet, zu lange, wie ich jetzt meine. Es war ein bisschen so, wie nach der Erstdiagnose. Auch da habe ich so lange gezögert, bis ich einen eigenen Faden eröffnet habe. Dabei hat es mir so geholfen hier zu schreiben. Meine Mama ist am 17.01.2012 auf der Palliativstation der Thoraxklinik verstorben. Am 29.4.2011 erfuhren wir nach einem Thorax-CT, dass bei meiner Mama ein "hochgradiger Verdacht auf einen bösartigen Lungentumor" besteht. Am 9.5.2011 war die Bronchoskopie, dann wussten wir, es handelt sich um ein Adenokarzinom. Im Laufe der Woche ist uns auch mitgeteilt worden, dass meine Mama eine Metastase an der Wirbelsäule und eine weitere in der Leber hat. Da der EGFR-Mutationstest positiv ausfiel, bekam sie Gefitinib (Iressa). Dennoch ging es ihr seit der Diagnose eigentlich zu keinem Zeitpunkt mehr mal gut. Sie hatte wiederkehrende Pleuraergüsse, so dass man im August 2011 eine Pleurodese vornahm. Meine Mama nahm kontinuierlich ab. Die hochkalorische Trinknahrung, die mein Papa für sie besorgte, trank sie nur unter größten Mühen. Anfang Dezember 2011 schöpfte sie trotzdem neuen Lebensmut und ging zur Reha. In der zweiten Woche klagte sie plötzlich über massive Luftnot. Erst hieß es, sie habe eine Pneumonie; zwei Tage später rief der Arzt der Rehaklinik meinen Papa an und meinte, nachdem er sich noch mal das Röntgenbild des Brustkorbes angesehen habe, deute alles auf einen massiven Progress hin. Daraufhin ist meine Mama in die Thoraxklinik verlegt worden. Am 20.12.2011 kam sie per Liegendtransport dort an. Sie machten wiederum lediglich eine Thoraxaufnahme. Auf das CT wurde verzichtet, weil - wie wir am 21.12.2011 erklärt bekamen - dies ohne therapeutische Konsequenz bliebe: Der Allgemeinzustand meiner Mama sei zu schlecht, um eine Chemotherapie zu machen. Meine Mama wurde auf die Palliativstation verlegt. Dort ist sie - nach vier Wochen - am 17.1.2012 um 4:10 Uhr verstorben. Und jetzt ist sie weg. Und ich befinde mich in einer Art Schockstarre. Und deshalb konnte ich nicht schreiben. Jetzt habe ich allen Mut zusammengefasst und es doch getan. Ich hoffe, ich nerve niemanden mit diesem langen Bericht. Für mich ist das Forum hier ein ganz wichtiger Stützpunkt in meinem Leben. Weil hier Menschen sind, die einen in seinem Leid verstehen. Weil sie es kennen. Leider. Liebe Grüße Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Carlotta,
ich weiß nicht was ich schreiben soll, denn kein Wort ist ein Trost. Fühl dich einfach ganz doll gedrückt. Ich kann so gut verstehen was du durchmachst und empfindest. LG Claudi |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
ich möchte Dir hier auch gleich schreiben, schön, dass Du es geschafft hast, Dich hier wieder zu melden. Ja, es ist schwer und immer noch unvorstellbar. Auch bei mir ist es immer noch so, dass ich es nicht begreifen kann, wie schnell das alles ging. Diagnose, Bestrahlungen und dann der Verfall eines geliebten Menschen,d er gestern noch groß und stark war. Und man kann nichts dagegen machen. Das Einzige war, ihm beizustehen und seinen Weg mit ihm gemeinsam gehen. Das haben wir beide bei unseren Eltern gemacht. Heute kann ich schon denken, dass das wirklich etwas Großes war, was wir da geleistet haben. Und mehr ging nicht. Heilung gab es nicht und wir haben unseren Eltern noch jede kleine Erleichterung verschafft, die noch möglich war, noch mal ein Lächeln in ihre Gesichter gezaubert und wir waren an ihrer Seite, als sie uns am meisten brauchten. Trotzdem lebe ich auch noch im Land der Tränenausbrüche und des Gefühlschaos. Manchmal ist es etwas besser, aber manchmal auch noch richtig schlimm. Lass Dich noch mal in den Arm nehmen, ja? Liebe Grüße Carla |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
irgendwie ist es traurig, dass wir uns alle hier treffen aber andererseits auch schön. Und du hast nicht zu lange gewartet, deinen Faden zu eröffnen. Du brauchtest einfach ein bißchen Zeit für dich, um den Tod deiner geliebten Mama zu verkraften. Schön, dass du jetzt hier bist und schreibst! Auch mir ist das ganz wichtig, denn es hilft uns vielleicht, uns in dem Gefühlschaos nicht vollkommen zu verlieren. Das hätten unsere Mütter und Väter auch nicht gewollt... Es gibt Tage, da geht es ein wenig besser und man muss nicht ständig an die geliebte Person denken und dann gibt es Tage, die einen mit aller Wucht treffen. Carla hat recht, wir haben alles getan, was in unserer Macht stand und wir haben die wenige Zeit, die uns verblieb, genutzt. Wir haben ihre Hand gehalten und ihnen gesagt, dass wir sie lieb haben. Und es war gut. Ich freue mich, wieder von dir zu lesen! Alles Liebe und einen wärmenden Sonnenstrahl, Miriam |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
schön, dass Du wieder einen eigenen Faden eröffnet hast. Das ist so schwer zu ertragen... Ich stelle es mir noch besonders schwer vor, wenn es plötzlich so schnell geht... Es tut mir so leid... Ich schicke Dir eine virtuelle Umarmung und denke an Dich, :pftroest: Anja |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
ich kann Deine Gefühle so gut nachempfinden. Es ist wie ein schlimmer Albtraum, aus dem man hofft, endlich aufzuwachen. Und immer folgt ein Stich ins Herz, wenn realisiert wird, dass es die grausame Wahrheit ist. Unsere Mamas kommen nie wieder. Auch ich habe meine vor genau fünf Monaten verloren. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass sie weg ist. Immer wieder schütteln mich Gefühlsausbrüche, muss ich mit den Tränen kämpfen. Immer wieder kommt dieselbe Frage nach dem Warum, die keiner beantworten kann. Immer wieder habe ich ihren geschwächten Körper und ihre so traurigen Augen vor mir. Fast jede Nach träume ich von ihr, wie sie weinend im Bett liegt, und keiner ihr helfen kann. Es ist einfach schrecklich. Ob es irgendwann wieder besser wird? Es gibt nur den einen kleinen Trost, dass unsere Mütter nun nicht mehr leiden müssen. Doch so richtig hilft mir das im Moment auch nicht. Denn sie hätten noch mindestens zehn Jahre Leben vor sich gehabt (Meine Mutter war auch Ende 60). Ratschläge, die Dir Linderung bringen, kann auch ich Dir leider keine geben. Ich kann Dir jedoch – wie alle Vorschreiber auch – das Gefühl vermitteln, dass Du nicht alleine bist mit Deinem Gefühlschaos. Du findest hier immer offene Ohren, und vor allem, keiner ist genervt von einem langen Bericht! Lass Dich herzlich umarmen. Christina |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Ihr Lieben,
ich bin ganz gerührt von so viel Zuspruch! Da ich zurzeit emotional aufgewühlt bin, treibt mir das schon wieder die Tränen in die Augen. Ich möchte mich von ganzem Herzen für Eure liebevollen und aufbauenden Worte bedanken, Eure Antworten bedeuten mir viel. Liebe Claudi, danke für Deine lieben Worte. Unsere Mamas sind gegangen, aber wir sind noch da. Diese Situation ist für mich so unglaublich, da muss man sich erst ganz langsam dran gewöhnen. Ich drücke Dich auch ganz fest, wenn ich darf.:pftroest: Alles Liebe Carlotta Liebe Carla, ich habe mich so sehr gefreut, dass Du mir wieder gleich geschrieben hast! Und ja, in gewisser Weise ist es tröstend, dass wir uns von unserem Elternteil verabschieden konnten, dass sie nicht urplötzlich aus unserer Mitte gerissen worden sind. Trotzdem empfand ich es, als meine Mama noch lebte, teilweise auch als Bürde zu wissen, dass sie in näherer Zukunft versterben wird. Wir sind sehr häufig beieinander gesessen und haben einfach geschwiegen, da die Situation so unbegreiflich für uns war, dass sie uns sprachlos gemacht hat. Liebe Carla, danke, dass Du immer ein offenes Ohr für mich heißt. Ich umarme Dich. Alles Liebe Carlotta Liebe Miriam, ich freue mich sehr, dass Du mir geschrieben hast. Ich habe Deine Geschichte regelmäßig verfolgt und möchte Dir nochmals sagen, dass ich finde, dass Du ganz bewundernswert mit dieser so schwierigen Situation umgehst. Ich denke auch, einerseits ist der Anlass so schlimm, aus dem heraus wir uns hier zusammenfinden und uns schreiben. Andererseits habe ich mich persönlich in meinem Leben zuvor noch nie so verbunden mit anderen, mir persönlich eigentlich unbekannten, Menschen gefühlt. Und das ist eine schöne Erfahrung. Ich empfinde auch bestimmte Dinge anders als vorher. Beispielsweise war ich kein ausgeprägter Naturmensch. Jetzt bemerke ich viele Sachen, die mir zuvor niemals aufgefallen wären. Deswegen gibt es bei allem Leid auch schöne Aspekte. Und Euch hier zu treffen und mich mit Euch austauschen zu können, ist einer davon. Alles Liebe Carlotta Liebe Anja, hoch erfreut und erleichtert war ich, als ich gesehen habe, dass Du mir geschrieben hast. Erfreut natürlich, weil Du mir immer so lieb im Angehörigen- Forum geschrieben hast und mir sehr ans Herz gewachsen bist und erleichtert, weil ich keinen Thread von Dir gefunden habe, in dem ich mich hätte bei Dir melden können; gleichzeitig habe ich mich nicht getraut, Dir eine PN zu schicken. Deswegen finde ich es umso schöner, dass wir jetzt wieder in Kontakt stehen. Alles Liebe Carlotta Liebe Christina, danke für Deine lieben Zeilen. Es tut mir sehr leid, dass auch Du Deine Mama verloren hast. Ich denke, dass es auch besonders schwer fällt, mit ansehen zu müssen, wie diese Krankheit dem geliebten Menschen zusetzt. Mit zu erleben, wie er schwächer wird, vielleicht Schmerzen erträgt und nichts hieran ändern zu können. Das geht einem sicher sehr lange nach. Und ja, man ist froh, dass der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss, aber dieser endgültige Verlust, der schmerzt eben trotzdem so sehr. Ich träume noch nicht von meiner Mama. Irgendwie habe ich das Gefühl, das könnte ich im Moment noch gar nicht verkraften. Aber ich glaube, und ein Teil von mir hofft auch, dass das noch kommt. Ich umarme Dich auch und wünsche Dir Alles Liebe Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Carlotta,
du hast geschrieben dass du von deiner Mama noch nicht träumst. Ich tu das auch noch nicht. Von meinem Papa hab ich recht schnell geträumt. Ich versteh das nicht und irgendwie macht es mir Angst dass sie mich im Traum noch nicht besucht hat. :weinen: Ich glaube es wäre zwar schwer aber doch irgendwie schön. Sorry wenn ich bei dir jammer aber mich hat die Frage gerade so beschäftigt. Lg claudi |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
ich träume auch nicht von meinem Vater... Aber ich habe nun bereits mehrmals gelesen, dass wir uns gedulden sollen;-) Schön fand ich eben zu lesen, dass ein Vater immer dann im Traum auftaucht, wenn schwierige Situationen im Leben seines Sohnes auftreten und dann Ruhe und Gelassenheit verströmt. Vielleicht tritt das bei uns ja auch noch irgendwann ein. Mein Vater könnte auch gut diese Gelassenheit ausstrahlen, weil ich ja grundsätzlich immer so schnell aus der Ruhe zu bringen bin:smiley1: Ich wünsche dir ein ganz schönes Wochenende :pftroest: Miriam |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
eine ganz hezrliche Umarmung wollte ich dir dalassen :knuddel: und mich entschuldigen, dass ich mich nicht eher gemeldet habe!! Eine PN wird auch noch folgen. Das Problem ist bei mir immer noch das viele Schreiben...da wollen die Rheumafinger nicht so wie ich es will! :eek: Und manchmal bin ich abends einfach zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken zu fassen! Aber ich habe immer an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir geht!! Ich träume von meiner Ma und ich kann sagen, ich empfinde das nicht unbedingt als etwas positives... :cry: Einmal habe ich geträumt, sie wäre noch am Leben und ich plante ihre Beerdigung und sie war böse mit mir. Als ich aufwachte hatte ich Herzrasen und dachte, ich läge wirklich falsch und musste mir schnell die Fotos von meiner toten Mama anschauen.... :cry: Ich weiß nicht, was schlimmer war; die Wahrheit nochmal an den Kopf geknallt zu bekommen, dass sie tot ist, oder das Gefühl, ich hätte sie verraten, weil ich ungerechtfertigterweise ihre Beerdigung plante. Dann träumte ich, ich wolle sie an einem Urlaubsort treffen und verpasse sie permanent. Sehe sie vielleicht noch in der Ferne, aber wenn ich hinkomme, ist sie wieder weg.:eek: Ein absolut hässlicher Verlassenstraum, wie ich ihn oft in meiner Kindheit hatte. Das Nicht-Träumen ist sicherlich ein Schutz. Und mir wäre er willkommen. Liebe Carlotta, alles Liebe und ich melde mich wieder! Undine :1luvu: |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta!
...habe deinen Faden gerade erst entdeckt. :pftroest: Tut mir leid, dass nun auch du zum Kreis der Hinterbliebenen gehörst... Zitat:
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Wie recht ihr habt! Wir haben die gleichen Gedanken, die gleichen Gefühle. Welch ein Trost! Seid alle herzlich gegrüßt! Christiane |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
vielen Dank für Deine lieben Worte, die haben mich wirklich sehr berührt :1luvu: Ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, dass Du emotional aufgewühlt bist und sehr schnell die Tränen kommen... Ich hätte viele Monate eigentlich ständig quasi auf Befehl weinen können - es gibt so viele Dinge, die an den geliebten Menschen und damit den Verlust erinnern... ein Weg, den wir oft zusammen gegangne sind, ein Zettel mit der Schrift meiner Mami, ein Gericht, das sie gerne gegessen hat, die Bahnstation, wo ich immer ausgestiegen bin, um zu ihr zu fahren... Nach fast 15 Monaten kann ich für mich sagen, dass es leichter wird - die Gedanken verschwinden nicht, die Trauer verschwindet nicht, aber es wird sanfter und es gibt auch wieder mehr andere Dinge in meinem Herzen... Ich habe es auch als furchtbar belastend erlebt, zu zu sehen, wie es meiner geliebten Mami immer schlechter geht, zu wissen, dass sie sterben muss und nichts tun zu können. Bei aller Dankbarkeit für die Zeit, die uns blieb, für die Gelegenheit, sich an den Gedanken zu gewöhnen - es war für mich eine grauenvoll schwere Zeit. Und danach immer mein größter Trost - ihr Leid ist vorbei... Ich bin traurig - aber sie muss nicht mehr leiden... Ich hoffe, Du hast liebe Menschen an Deiner Seite, die Dir beistehen. Alles Liebe, :pftroest: Anja |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
ich wollte Dir nur mal einen lieben Gruß schicken :1luvu: Ich denke an Dich und kann mir vorstellen, wie schwer die Zeit für Dich ist... :pftroest: Alles Liebe, :1luvu: Anja |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Ihr Lieben,
ich bin ganz bewegt, dass Ihr alle geschrieben habt, und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken und mich entschuldigen, dass ich mich so spät erst rühre. Liebe Claudi, mittlerweile träume ich von meiner Mama, und ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, ich werde gleich noch davon berichten. Ich wünsche dir Alles Liebe, Carlotta Liebe Miriam, ich habe mich sehr gefreut von Dir zu lesen. Ich glaube gerne, dass Dein Papa gut Gelassenheit ausstrahlen konnte, das passt zu dem Eindruck, den ich von seinem Foto bekommen habe. Ich hoffe, es geht dir einigermaßen. Alles Liebe Carlotta Liebe Undine, ich umarme Dich ebenfalls :knuddel: und bitte Dich, Dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß, manchmal hat man einfach nicht die Kraft zu schreiben. Das geht mir auch so, und ich habe keine schmerzenden Finger. Ich denke auch ganz viel an Dich. Und wie Du weiter unten lesen kannst, träume ich mittlerweile auch von meiner Mama und das wühlt mich sehr auf. Ich wünsche Dir alles Liebe und freue mich sehr, wenn wir in Kontakt bleiben. Carlotta Liebe Christiane, es freut mich sehr, dass Du Dich hier gemeldet hast. Und ja, wir haben die gleichen Gedanken und die gleichen Gefühle. Und das ist mir ein Trost. Ein Trost, so groß, wie ich es nie für möglich gehalten habe. Es gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein mit diesem - zeitweise unsäglichen - Schmerz. Alles Liebe Carlotta Liebe Christa, danke, dass Du Dich bei mir gemeldet hast. Das bedeutet mir sehr, sehr viel. Und gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich schaue täglich bei Euch rein und auch, wenn ich es nicht fertig gebracht habe, etwas zu schreiben, denke ich sehr viel an Euch alle und besonders an Dich. Und ich möchte Dir sagen, dass ich es bewundernswert finde, wie Du hier so vielen Menschen hilfst. Du gibst viel, liebe Christa, und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken. Alles Liebe Carlotta Liebe Anja, es ist so schön, von dir zu hören. Ich freue mich für Dich, wenn ich lese, dass Dein Schmerz erträglicher und sanfter geworden ist. Ich denke und hoffe auch, dass der Schmerz niemals verschwinden, aber sich vielleicht irgendwann so verändern wird, dass man damit gut leben kann. Ich empfand es auch als besonders schrecklich zu sehen, wie meine Mama immer weiter abgebaut hat, wie sie Schmerzen ertrug und wie viel Angst sie hatte. Meine Mama war von Anfang an sehr pessimistisch, was ihre Krankheit anging. Sie hat in ihrem Berufsleben viele Menschen mit Krebs bis zu deren Tod begleitet. Sie hat immer gesagt, sie sei keine große Kämpferin, das entspräche nicht ihrer Natur. Als sie ím Dezember 2011 auf die Palliativstation verlegt wurde, hat sie mir gegenüber geäußert, ihr erster Gedanke bei Diagnosestellung war, " Du musst versuchen mit dieser Krankheit so lange zu leben, wie es irgendwie geht - für dein Kind." Diese Einstellung war eigentlich nicht die ihre. Und es tut mir so leid, dass meine Mama das Gefühl hatte, ihre mittlerweile 35 jährige Tochter ist nicht erwachsen genug, ihre Mama gehen zu lassen und alleine weiter zu leben. Und ich glaube, die Angst um mich, war ihre größte. Und es tut so weh, dass ich ihr diese nicht nehmen konnte. Liebe Anja, unsere Mamas haben jetzt keine Ängste mehr und müssen nicht mehr leiden, das ist ein großer Trost, gewiss. Alles Liebe Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Ihr Lieben,
jetzt nochmal ganz allgemein: ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, habe ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe und bin ganz überwältigt von Eurem lieben Zuspruch! Letzte Woche war eine schwierige Woche für mich; mein Papa ist nach Italien gefahren und hat dort einen guten Freund besucht und so habe ich unseren Hund in Obhut gehabt. Unser Hund - 3 Jahre alt - ist ziemlich groß (er heißt Floh, Nomen non est omen), meine Mietwohnung hingegen ist recht klein und so trafen zwei Gegensätze aufeinander. Ich arbeite Vollzeit, bin aber in der Mittagspause immer nach Hause gefahren, um mit Floh wenigstens kurz spazieren zu gehen. Abends war ich dann immer daheim, da der Hund schon den ganzen Tag mehr oder weniger alleine war. Also habe ich mein "Sportprogramm" gecancelt und hatte am Abend viel Zeit zum Nachdenken. Und das tat mir nicht sonderlich gut. Ich musste so viel an meine Mama denken, und es tat so weh. Zu wissen, dass ich sie nie wieder sehe, höre, rieche, um Rat fragen und umarmen kann... Es gibt in meinem Leben keinen Menschen, der mir näher stand als sie. Das letzte Mal hatte ich auch geschrieben, dass ich nicht von meiner Mama träume, das hat sich geändert, was ich davon halten soll, weiß ich nicht genau: Der erste Traum war noch beruhigend und ganz schön. Meine Mama und ich waren in einem Raum. Meine Mama wusste bereits von ihrer Diagnose. Ich habe gesagt: "Mama, ich habe so Angst, wie es sein wird, wenn du mal nicht mehr da bist, wie wird das sein, bist du dann weg?" Und da ging meine Mama wortlos aus der Tür und schaute durch ein Fenster zu mir in den Raum. Ich rief: "Mama, hörst Du mich?" Und da legte sie den Finger auf den Mund und gab mir zu verstehen, dass ich nicht nach ihr rufen brauche. Die Träume in den letzten Tagen waren hingegen ziemlich wirr und erschreckend. Einmal bestand ihr Zimmer von der Palliativstation aus einer Autowaschstraße und ihr Bett stand inmitten von großen, lauten, rotierenden Waschbürsten. Ein anderes Mal habe ich geträumt, wir hätten während Mamas Krankheit erfahren, dass der Papa ein Plattenepithelkarzinom in der Lunge hätte. Aber am merkwürdigsten war die Nacht von Donnerstag auf Freitag: ich habe geschlafen und wurde wach, weil Floh mit seinen knapp 40 kg zitternd auf mein Bett springt. Ich beruhige ihn, stehe auf, mache das Licht an und entdeckte auf den ersten Blick nichts. Floh ist aber immer noch unruhig, rennt zur Wohnungsengangstüre, will raus. Ich sage zu ihm, wir gehen jetzt nicht raus, es ist 3:30 Uhr. Da entdecke ich, dass meine Staffelei auf der Kippe steht, so, als würde sie jeden Moment umfallen. Ich bin eigentlich - glaube ich - ein recht rationaler Mensch, aber irgendwie bekam ich ein mulmiges Gefühl, auch, weil der Hund so nervös war, also machte ich den Fernseher an. Ich bekomme aber nur Schneegestöber. Ich stehe wieder auf und überprüfe das Antennenkabel, es steckte ganz normal in der Steckdose. Dann habe ich den Fernseher noch ein paar Mal an und aus gemacht, irgendwann ging er wieder, Floh hatte sich beruhigt, und ich konnte wieder einschlafen. Ich glaube nicht an übersinnliche Kräfte oder so etwas, aber diese Nacht war ganz, ganz komisch. Ihr Lieben, meine Texte werden immer länger, ich hoffe, es ist nicht zu wirr geschrieben. Danke, dass Ihr da seid. Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta, sieh es als Zeichen von Deiner Mutter ! Ich, sowie die Lebensgefährtin meines Vaters hatten nach seinem Tod auch mehrerer solcher Phänomene. z.B wurde die Fussbodenheizung im Schlafzimmer über Nacht total heiss und liess sich nicht mehr regulieren, am nächsten Tag war alles wieder normal oder mein Autoradio funktionierte nicht mehr und das genau zu einer Uhrzeit zu der mein Vater mir im Traum ein paar Tage vorher sagte, er würde mich anrufen...! Ein paar Minuten später funktionierte es wieder.
Ich glaube inzwischen das unsere Lieben auf diese Weise versuchen uns zu helfen oder uns zu zeigen, dass es ein Jenseits oder ein Weiterleben gibt, dass nicht einfach alles vorbei und das sie trotzdem noch bei uns sind. Mich hat es im ersten Moment sehr verwirrt. Aber viele Hinterbliebene berichten solche Phänomene. Mag sein, dass es nur aus unserer Trauer, Verwirrung, Verzweiflung heraus so eine Bedeutung hat, wo jeder "normale" Mensch sich nichts bei denken würde aber ich glaube, wie gesagt, dass Sie uns damit zeigen wollen, dass Sie bei uns sind. Ich habe gerade das Gefühl ich habe ziemlich wirr geschrieben. Es hat mich gerade so aufgewühlt. :o Liebe Grüsse Tipsu |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
es klingt so, als würde deine Mutter dich besucht haben! Und da Floh wohl intuitiv die Anwesenheit von jemandem gespürt aber nichts gesehen hat, war es ihm unheimlich, so dass er zu dir ins Bett geflüchtet ist. Vielleicht wollte deine Mama sich nur überzeugen, dass es dir gut geht oder dir durch ihren Besuch mitteilen, dass sie wohlauf ist? Die Vorstellung finde ich sehr schön. Und du siehst ja, Tipsu schreibt auch von solchen Begebenheiten. Ich glaube auch daran! Bei mir saß zwar nur die olle Taube auf dem Zweig (warum schickt mein Papa ausgerechnet die vorbei?!), aber irgendwie war auch das ein magischer Moment. Meine Nachbarin schrieb uns, dass wir uns vorstellen sollten, wir schauen auf das Meer, es ist blauer Himmel und leichter Wind, die Möwen kreischen und wir sehen ein Segelboot, das ganz langsam am Horizont verschwindet und winken ihm hinterher. <Auf der anderen Seite unseres Horizonts wiederum stehen auch Menschen und winken dem Segelboot, das sie aus der Ferne bereits erkennen können, ein Willkommen zu. Denn das Segelboot ist nicht verschwunden, es hat einfach unseren Raum und unsere Zeit verlassen, um einen neuen Horizont zu entdecken. So in etwa stelle ich mir das jetzt vor! Oder ich denke an Astrid Lindgrens Gebrüder Löwenherz und Nangijala mit dem wunderschönen Kirschtal. Also, ich denke, alles ist gut und es war ein positives Erlebnis. Fühle dich umarmt und schlaf gut, :engel: Miriam |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Tipsu, liebe Miriam,
danke für Eure lieben Zeilen, ich habe mich sehr darüber gefreut! Die Vorstellung, dass meine Mama mich besucht haben könnte und mir ein Zeichen gibt, dass sie in Verbindung mit mir steht, ist sehr schön. Aber in dieser Nacht wirkte alles so bedrohlich und unruhig. Ich weiß auch nicht. Liebe Miriam, ich habe von Deiner Begegnung mit der Taube gelesen und das hat micht sehr berührt. Meine Arbeitsstelle ist in der Nähe eines größeren Parks mit Gewässer. Etwa eine Woche nach dem Tod meiner Mama stand auf dem Giebel des Nachbarhauses, auf den ich von meinem Bürofenster aus direkt schaue, ein Graureiher. Das war zuvor noch nie passiert. Und spontan dachte ich an meine Mama, der Vogel hätte ihr gefallen, so, wie er da stand. Das war irgendwie ein friedvolles Gefühl. Diese Nacht hingegen, die war unheimlich. Aber wahrscheinlich interpretiere ich in meiner Trauer nur viel zu viel in eigentlich banale Dinge... Ihr Lieben, vor kurzem ist mir ein Zitat von Sokrates in die Hände gefallen, das ich sehr tröstlich finde: "Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist von hier an einen anderen Ort und wenn es wahr ist, was man sagt, dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden, welch ein größeres Glück gäbe es wohl als dieses?" (Sokrates) Liebe Grüße Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
Du brauchst bestimmt kein schlechtes Gewissen zu haben, dass Du einige Zeit nicht geschrieben hast - ich glaube, das kann hier jeder verstehen, dass das manchmal einfach nicht geht... Ich halte mich auch für ziemlich rational - hatte aber einige sehr schöne Erlebnisse, die man als Zeichen deuten könnte: - Als wir über ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mami unser Haus gekauft haben und zum ersten Mal richtig auf dem Grundstück waren, war ich furchtbar traurig, dass ich meiner Mami das Haus nicht mehr zeigen kann... Kurz bevor wir aufgebrochen sind, gab es einen wunderschönen Regenbogen. - 2 Tage nach dem Einzug in unser Haus (an meinem Geburtstag) hatte ich plötzlich ganz intensiv das Gefühl, dass meine Mami im Raum ist. Ich fühlte einen Frieden, der für einige Wochen anhielt. Es fällt mir durchaus schwer, daran zu glauben - aber ich finde es einen sehr tröstlichen Gedanken, dass meine Mami mir Zeichen sendet und versuche, das einfach so zu sehen und mich daran zu erfreuen. Ich kann aber gut verstehen, dass gerade die Nacht, die Du beschrieben hast, mehr bedrohlich als friedlich oder tröstlich war... Ich denke mir, dass so kurz nach dem Verlust die Trauer und die Angst auch noch so übermächtig sind, dass sie leicht anderes überlagern. :pftroest: Aber den ersten Traum, den Du beschrieben hast, den fand ich sehr schön - das wäre ja schon eine sehr schöne Botschaft "Ich bin gleich nebenan, wenn Du auch nicht mit mir sprechen kannst." Ich denke übrigens nicht, dass Deine Mama Dich nicht für erwachsen genug gehalten hat, um alleine weiter zu leben - ich denke, dass Eure Bindung so eng war, dass sie sich die Trennung einfach nicht vorstellen konnte. Du hast ja auch erzählt, dass sie sagte "Wie soll das gehen, das Liebste loszulassen?" Aber ich kann Deine Gedanken gut verstehen - bei mir drehten sich auch immer wieder die Gedanken im Kopf, ob ich ihr hier oder dort nicht mehr hätte helfen können... Ich wünsche Dir tröstliche Träume und Zeichen... Alles Liebe, :1luvu: Anja |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
Ich habe kurz nach Papas Tod auch so einen Traum gehabt, wo ich ihn gesehen habe. Er saß in einem Raum mit vielen Leuten und zwischen uns war eine Glastür. Ich konnte aber nicht zu ihm, weil in meinem Raum so einGedränge war, dass ich nicht durchkam. Aber ich habe ihn gesehen, er hat mit den Leuten gesprochen und sah sehr jung und gesund aus. Es ging ihm gut. Ich bin dann nachndraußen gelaufen, da waren auch viele Menschen und trotzdem fühlte ich mich sehr allein. Als ich wach wurde, war ich total aufgewühlt. Alles war mir wieder so bewußt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es meinem Papa gut geht, da wo er jetzt ist. Ich habe Papa noch in anderen Träumen gesehen, aber manchmal kann ich mich nicht an alles erinnern. Dafür denke ich tagsüber oft an ihn, zum Beispiel wenn ich in der Stadt einen älteren Herren sehe, der vielleicht eine Bewegung macht, wie mein Papa es immer gemacht hat oder einfach etwas ähnliches trägt (Jacke, Weste oder so). Ich denke, dass es gerade diese Erinnerungen sind, die bleiben. Heute sind Dinge wichtig, die es vorher nicht waren und andere Sachen sind plötzlich unwichtig geworden. Ich wünsche Dir ein schönes und ruhiges Wochenende. Liebe Grüße Carla |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Anja,
Deine Beschreibungen der Ereignisse, die im Zusammenhang mit Eurem Hauskauf und Einzug stehen, sind sehr tröstlich! Das Gefühl, dass Du beschreibst, dass Du plötzlich gespürt habest, Deine Mama sei im Raum anwesend und dass das bei Dir ein Gefühl des Friedens auslöste, kenne ich aus der Zeit nach dem Tod meiner Oma. Meine Oma (Mamas Mama) starb im Februar 1999 im Alter von 90 Jahren. Sehr bald hatte ich immer wieder das Gefühl, meine Oma sei in meiner unmittelbaren Nähe, auch wenn ich sie nicht sehen kann. Ich habe meiner Mama damals auch hiervon erzähllt. Sie empfand dies als Trost, meinte aber gleichzeitig, dass sie solche Erlebnisse nicht hätte. Einmal jedoch während ihrer Krankheit, das muss etwa im Oktober gewesen sein, sagte meine Mama, als ich meine Eltern am Wochenende besucht hatte, es sei so merkwürdig, sie habe heute dauert das Gefühl, die Oma sei unten. (Meine Oma lebte über 13 Jahre in der Einliegerwohnung im Haus meiner Eltern.) Als meine Mama im Dezember und Januar auf der Palliativstation lag, fragte ich sie einmal, ob sie etwa Omas Anwesenheit wieder spüre, aber sie verneinte dies und meinte, da sei überhaupt nichts. Liebe Anja, vielleicht wollte Dir Deine Mama nach dem Einzug zu verstehen geben, dass sie auf eine Weise auch jetzt noch an Deinem Leben teilnimmt. Ich wünsche Dir Alles Liebe :1luvu: Carlotta Liebe Carla, ich habe mich sehr gefreut, wieder von Dir zu hören! Deinen Traum, als Du Deinen Vati in einem Raum mit anderen Leuten gesehen hast, mit denen er sich unterhalten hatte und dabei gesund und glücklich wirkte, empfinde ich auch als sehr tröstlich. Ich kann aber verstehen, dass man nach so einem Traum aufgewühlt ist. Es bringt auch so vieles an die Oberfläche. Dass bestimmte Bewegungen oder Gesten von fremden Menschen einen urplötzlich an unsere geliebten Verstorbenen erinnern, habe ich diese Woche auch festgestellt: ich gehe des Öfteren in meiner Mittagspause laufen oder schwimmen. Am Dienstag war ich mittags im Hallenbad. Nachdem ich meine Bahnen beendet hatte, habe ich mich noch ein paar Minuten in den Whirlpool gesetzt, als eine Frau, die eigentlich meiner Mama gar nicht ähnlich sieht, ebenfalls darin Platz nahm. Diese Frau trug aber ihre Haare zu einem kleinen Pferdeschwanz, der genauso aussah, wie meine Mama ihn immer machte, wenn sie schwimmen ging. (Meine Mama ist sehr gerne schwimmen gegangen.) Und da musste ich auch unvermittelt ganz intensiv an meine Mama denken. Liebe Carla, ich hoffe, es geht Dir einigermaßen gut. Ich wünsche Dir (nach dem morgigen Tag) auch ein schönes, erholsames Wochenende (es ist schon das nächste) und Alles Liebe :1luvu: Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo,
die letzten Tage hatte ich in meinem Job so viel Stress, dass ich gar nicht viel an meine Mama denken konnte. Irgendwie beobachte ich seit dem Tod meiner Mama intensiv Vögel. Mit ihnen assoziiere ich liebe - mittlerweile verstorbene - Menschen (nicht nur meine Mama.) Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich habe bisher keine besondere Beziehung zu Vögeln gehabt, sie sind mir eigentlich nie aufgefallen. Na ja, ich nehme das mal so hin, zumal ich dies ja eigentlich mit angenehmen Gefühlen verbinde. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe in meinem Alltag nicht genügend Raum für meine Trauer. Ich habe das Bedürfnis zu trauern. Ich bin kein Verdränger, auch vor dem Tod meiner Mama nie gewesen. Im Gegenteil, ich habe für mich das Gefühl, dass ich nur lerne, mit meiner neuen Lebenssituation zurecht zu kommen, wenn ich mich mit ihr auseinandersetze, sie annehme und akzeptiere. Und dazu gehören auch der Schmerz, die zeitweilige Wut, die einem ob des Schicksals überfällt und die tiefe Traurigkeit angesichts des für mich unermesslichen Verlusts. Manchmal komme ich mit alldem besser zurecht, manchmal schlechter, aber ich denke, auch das ist normal. Ich bin sehr froh, dieses Forum und damit Euch gefunden zu haben. Liebe Grüße Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
geht mir genauso! Ist doch irgendwie komisch mit den Vögeln... Seit mir diese Taube "erschienen" ist, achte ich auch auf besonders auf Vögel. Spatzen, Amseln, Drosseln, ein Buntspecht auf einem Spaziergang um den See... Und auch ich finde es schlimm, dass von uns erwartet wird, dass wir ganz schnell wieder "funktionieren" in unserem Leben. Das ist der Arbeitsplatz und wir müssen Leistung bringen, kaum Zeit zum Luft holen und ein Termin jagt den nächsten. Da bleibt eigentlich tagsüber gar keine Zeit für Gefühle, die um die Trauer kreisen. Das finde ich auch schade. Deshalb bin ich auch so froh, mich hier austauschen zu können und so viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. Das tut einfach nur gut!!! Hab einen schönen,sonnigen Abend Miriam |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo Ihr Lieben,
ich wollte mich noch schnell melden. Mein Papa und ich haben kurzerhand beschlossen, zusammen eine kleine Reise zu unternehmen. Ich habe auch kurzfristig Urlaub bekommen, wir fahren morgen früh für zwei Wochen weg. Ganz liebe Grüße an alle und bis bald Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
das finde ich sehr schön! Ich wünsche Euch beiden eine schöne Reise! Mein Vater hat heute seinen Wohnwagen aus dem "Winterschlaf" geweckt und wir haben auch beschlossen, in Naher Zukunft eine kleine Tour zusammen (mit drei Hunden :D ) zumachen. Euch ein wunderbare Zeit! Deine Ma wird sicherlich jede Sekunde dabei sein und auf Euch aufpassen! Alles Liebe, Undine |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
super Idee! Das wird euch beiden gut tun! Dann kannst du ein wenig abschalten und dem Alltag entfliehen und es ist schön, dass ihr beiden dann viel Zeit zum reden habt. Ich wünsche euch einen wunderbaren Urlaub!!! Und viel Sonne, leckeres essen, tolle Landschaften und Impressionen! Bis demnächst Miriam |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
da wünsche ich Euch einen schönen Urlaub und hoffentlich gutes Wetter. Ich lese hier momentan überall, dass so viele Urlaub planen und wegfahren. Bei mir ist das irgendwie genau umgekehrt. Ich möchte in meinem Urlaub (übernächste Woche) einfach nur mal faul zu Hause rumsitzen, nichts machen müssen... Einen schönen Urlaub. Carla |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Hallo,
ich bin wieder da. Und ich muss sagen, der Austausch mit Euch im KK hat mir gefehlt. Ihr seid mir sehr, sehr wichtig geworden. Das ist eines der (wenigen) positiven Dinge, die die Krankheit meiner Mama mit sich brachten. Die zwei Wochen mit meinem Papa waren sehr schön. Wir haben uns gut verstanden und darüber bin ich sehr dankbar! Ich hatte ein bisschen Angst davor, wie es so sein wird, im ersten Urlaub, in welchem meine Mama nicht mehr lebt. Auch hatte ich Bedenken, wie es mir geht, wenn ich viel Zeit habe, auch viel Zeit zum Nachdenken. Aber es hat mir gut getan. Wie ich schon mal schrieb, habe ich das Gefühl, Zeit für meine Trauer zu benötigen, Zeit, die ich nicht genügend habe, wenn ich arbeite. Leider habe ich mich schon in der ersten Woche stark erkältet und laboriere immer noch daran herum. Aber es wird besser. Liebe Grüße Carlotta |
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Liebe Undine,
danke für Deine lieben Wünsche. Ich freue mich immer, wenn Du Dich meldest. Undine und Papa von Undine, dazu drei Hunde im Wohnwagen mag für manche vielleicht etwas eng klingen. Für mich klingt es schön und gemütlich! Ich wünsche Euch, dass das bald klappt. (Wir konnten unseren Hund leider nicht mitnehmen, da wir geflogen sind.) Alles Liebe :1luvu: Carlotta Liebe Miriam, es hat mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Danke für die guten Wünsche. Mein Papa ist nicht der Mensch, der viel beredet. Meine Mama und ich, wir haben immer über alles gesprochen, mein Papa macht sehr viel mit sich selbst aus. Aber er hat verstanden, dass es für mich sehr wichtig ist über die Mama zu sprechen, das vergangene Jahr zu reflektieren und mir immer wieder bestimmte Situationen ins Gedächtnis zu rufen, und er hört mir zu. Das freut mich und dafür bin ich dankbar. Alles Liebe :1luvu: Carlotta Liebe Carla, vielen Dank für Deine lieben Urlaubswünsche, über die ich mich sehr gefreut habe. Ich denke, an dem Verlangen, während seines Urlaubs gerne bei sich daheim bleiben zu wollen, ist nichts verkehrtes. Zeigt das doch, dass man sich zu Hause wohl fühlt, und das ist sehr gut. Ich habe übrigens auch nicht vor Aktivität gestrotzt, war nach dem dritten Tag gleich mit einer heftigen Erkältung flach gelegen. Ich denke, die letzten elf Monate haben einem viel abverlangt. Da ist es vielleicht ganz gut, wenn man sich nicht zu viel vornimmt. Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub. Alles Liebe :1luvu: Carlotta |
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Liebe Carlotta,
schön, von dir zu lesen!!! Dann krächzen, schnupfen und husten wir beide ja wohl um die Wette... Ist schon komisch, dass der Körper immer dann rebelliert, wenn man zur Ruhe kommt! Ich finde es schön, dass du diese zwei Wochen hattest und Urlaub gemacht hast! Ich kenne es auch von meinem Papa, dass er nicht gerade derjenige war, der viel über Gefühle gesprochen hat. Das war sehr selten der Fall. Meine Mutter ist da ganz anders. Vielleicht liegt es an unseren Genen. Aber es ist ja auch toll, wenn dein Vater dir zuhören kann. Wirkliches Zuhören ist auch selten der Fall. Manchmal möchte man ja auch wirklich nur, dass der andere zuhört und somit da ist. Das hilft ja auch ungemein. Gestern in der Andacht war genau das Thema. Zuhören. Wir alle machen die Erfahrung, dass es wenige Menschen gibt, die das aushalten und können. Vor allem, wenn man nichts "Lustiges" zu erzählen hat. Da ist es schon ein Segen, wenn es einige wenige Menschen gibt, die tatsächlich zuhören. Dann wünsche ich dir gute Besserung am Wochenende, viele wärmende Sonnenstrahlen und trink' ganz viel!!! (Ich kippe mir auch literweise Wasser und Tee rein;-)) Umarmung Miriam :pftroest: |
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Liebe Carlotta,
schön, dass Du wieder da bist. Beim Lesen dachte ich auch gerade: Erkältung, das klingt wie bei Miriam... Ihr habt sicher recht, dass der Körper einfach fertig ist nach so einer Zeit. Und dann haut einen das schneller um. Deshalb wünsche ich Euch beiden gute Besserung. Es soll ja nun endlich auch richtig Frühling werden. Sagen die zumindest. Mein Urlaub zu Hause war auch gut. Wir haben die Zeit genutzt und die Arbeiten am Haus geplant (Heizung, Dach, Küche). Bis man da alles zusammen hat, vergeht auch so die Zeit. Aber es soll auch schön werden. Ein schönes Wochenende und viele Grüße Carla |
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Liebe Carlotta,
schön von Dir zu lesen! Und es freut mich, dass der Urlaub positiv war, dass Du eine gute Zeit mit Deinem Vater hattest. Trotz blöder Erkältung... Ich denke auch, dass das einfach die Reaktion des Körpers auf die lange Zeit ungeheurer Belastung ist... Hoffentlich kannst Du Dich auch hier noch ein bißchen erholen! Alles Liebe,:1luvu: Anja |
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Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure gute Besserungs-Wünsche, sie haben gewirkt, es geht mir deutlich besser. Allerdings war die Erkältung diesmal richtig hartnäckig, sie dauerte über zwei Wochen an. Ich denke auch, dass all dies eine Reaktion des Körpers auf die extreme Anspannung im letzten Jahr ist und versuche daher, mir Zeit zum Regenerieren zu geben, was aber nicht immer klappt... Mein seelischer Zustand ist immer noch, als wäre ich die meiste Zeit wie in Watte gepackt. Manchmal habe ich Angst, den Tod meiner Mama immer noch nicht wirklich realisiert zu haben. Wenn ich alleine bin, zum Beispiel beim Auto fahren, weine ich oft. Aber ansonsten bewältige ich meinen Alltag mit seinen Anforderungen. Ich fühle mich dabei manchmal, als wäre ich etwas abgeschnitten von meinen Gefühlen. Von Zeit zu Zeit überrollt mich dann der Schmerz, er trifft mich mit ganzer Wucht, und es ist, als hätte ich gerade erst verstanden, dass meine Mama tot ist... und tot bleibt. Das Gefühl ist unbeschreiblich und schwer zu ertragen, es geht aber nach relativ kurzer Zeit wieder weg. Bis zum nächsten Mal. Papa und ich haben noch nicht angefangen, Mamas Sachen aus dem Haus meiner Eltern auszuräumen. Papa hat in Mamas Zimmer (meine Eltern haben schon seit geraumer Zeit getrennte Schlafzimmer, ich kam vor ca. 15 Jahren während meines Studiums am Wochenende meine Eltern besuchen und fragte meine Mama, wo der Papa sei, und erhielt die Antwort "der sägt das Ehebett auseinander") lediglich das Bett abgezogen, ansonsten ist alles noch, wie es war. Es sieht so aus, als wäre meine Mama nur verreist...Ich denke, es wäre gut, das Zimmer auszuräumen, ihre Kleidung und Sachen vielleicht zunächst in Kisten auf dem Dachboden zu lagern (weggeben kann ich sie (noch) nicht), aber ich habe Angst vor diesem Schritt. Ich kann auch nicht auf den Friedhof, dabei muss das Grab bepflanzt werden. Ich glaube, am Schlimmsten dort finde ich, den Namen meiner Mama auf der Holztafel zu lesen. Der Name meiner Mama, der gehört für mich auf das Praxisschild, auf den Rezeptblock, auf ihr Briefpapier - aber nicht auf ein Grab. Ihr seht, mein Weg ist noch weit. Danke, dass Ihr da seid und mich so lieb unterstützt. Alles Liebe Carlotta |
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Liebe Carlotta,
dass Du Dich nach so kurzer Zeit (es sind ja gerade erst drei Monate) noch immer in einem Wechselbad der Gefühle zwischen Nicht-Realsieren-Können und tiefem Schmerz und Trauer befindest, ist doch völlig normal. Diese plötzlichen Gefühlsausbrüche, bei denen Dir die fürchterliche Wahrheit, dass Deine Mama tatsächlich tot ist, bewusst wird, passieren mir nach fast sieben Monaten auch noch immer täglich. Meist kann auch ich dann die Tränen nicht mehr bändigen geschweige denn zurückhalten. Dass wir im Alltag funktionieren müssen, empfand ich zu Beginn als fürchterliche Qual. Inzwischen hilft es mir jedoch etwas dabei, dass meine Gedanken nicht den gesamten Tag über kreisen, und ich hier und da auch wieder schöne Momente empfinden kann. Zu Beginn hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, einen Moment als schön zu empfinden, und konnte und wollte auch gar nichts genießen oder mich an etwas erfreuen. Auch dass Dein Papa noch nicht angefangen hat, die Sachen Deiner Mama auszuräumen, sehe ich als normal an. Mein Vater hat noch immer Ihr Nachthemd, in welchem sie gestorben ist auf ihrem Bett nebenan liegen. Manchmal riecht er daran, um sie noch einmal irgendwie spüren zu können. Da ich fast dieselbe Kleidergröße habe wie meine Mutter, suche ich mir sogar gelegentlich schöne Stücke aus dem Schrank heraus und trage sie dann. Sie würde sich sicher hierüber freuen. An Wegräumen mag ich noch lange nicht denken. Der Gang ans Grab ist für viele hier ein großes Problem. Mein Bruder vermeidet es auch, hinzugehen. Bei mir wiederum ist es das totale Gegenteil. Ich empfinde ein sehr großes Bedürfnis, sie zu besuchen. Und es fällt mir schwer zu ertragen, dass ich hier in Hamburg „sitze“ und über 500Km von ihr getrennt bin. Das Holzkreuz mit ihrem Namen ist für mich auch immer wieder ein grausamer Schock und mit unendlich vielen Tränen verbunden. Doch es ist auch eine Hilfe, endlich zu verstehen, dass sie für immer gegangen ist. Vielleicht kannst Du es mit dem Bepflanzen ja auch positiv sehen, indem Du Dir denkst, dass Du das Grab für Deine Mama besonders schön machen willst. Ich habe gemeinsam mit meinem Vater jede einzelne Pflanze mit viel Liebe ausgesucht und schön eingepflanzt. Hinterher waren wir beide sehr glücklich, und wir waren uns sicher, dass es ihr ganz sicher auch gefallen würde. Vielleicht hilft Dir ja dieser Gedanke. Ja, ich glaube auch, der Weg für uns alle hier ist noch weit. Und jeder hat seinen eigenen zu gehen, auch wenn von allen Seiten so viel lieber Zuspruch und Unterstützung kommen. Ganz liebe Grüße Christina |
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Liebe Carlotta,
unsere Wege sind sich so ähnlich, dass ich schlucken musste und erst mal wieder mein Päckchen geheult habe. Auch ich habe nach ED sehr lange nur mitgelesen bevor ich es gewagt habe zu schreiben. Und auch jetzt, 2,5 Monate nach dem Tod meiner Mutter, habe ich es vor einigen Tagen zum ersten Mal geschafft, überhaupt wieder hier zu lesen. Meinen eigenen Thread habe ich bisher noch nicht eröffnen können. Wenn ich deine Worte lese, meine ich immer, ich hätte sie geschrieben. Ich kann das alles zu 100 % nachvollziehen. Die Sachen meiner Mutter wegräumen? Undenkbar. Im Gegenteil - ich habe selbst noch 4 Wochen nach ihrem Tod die letzten Kleidungsstücke aus dem Krankenhaus gewaschen, fein gebügelt, gefaltet und zurück in ihren Kleiderschrank gelegt - für den Fall, dass sie zurückkommt und ihre Sachen dann ordentlich vorfindet... :eek: Nach der Beerdigung bin ich 6 Wochen nicht ans Grab gegangen - ich habe mich so geschämt, aber es ging nicht. Mittlerweile geht es mir noch schlechter als vor ein paar Wochen. Genau wie du funktioniere ich im Alltag (für meine beiden 4 und 6 Jahre alten Kinder) - sobald ich alleine bin, breche ich zusammen und bin nur am heulen. Im Auto, im Badezimmer... Ich habe das Gefühl, durchzudrehen. Und ich dachte bisher immer, nur mir geht es so. Ich bin froh, hierher zurückgekommen zu sein - denn so schlimm der Anlass auch ist, hier fühle ich mich verstanden, weil es anderen auch so geht. Es hilft ein wenig. Ich fühle mit dir. Und vielleicht schaffe ich es ja in den nächsten Tagen, einen eigenen Thread zu eröffnen und von meiner geliebten Mama zu schreiben. Liebe Grüße, Martina PS: noch was vergessen. Du hast geschrieben, niemand hätte dir näher gestanden als deine Mutter. Noch eine Gemeinsamkeit. Trotz Ehemann bin ich in jeder Situation IMMER als erstes zu meiner Mutter gelaufen um Neuigkeiten loszuwerden - nicht zu meinem Mann. Das ist das, was mir am meisten fehlt. Ich war mit meinem Vater und meinen Kindern über Ostern im Urlaub, damit das erste Ostern ohne Mutter nicht so schwer fällt, und ich konnte noch nicht mal Fotos machen. Wem sollte ich sie denn Zuhause zeigen? Es ist so grausam... Ich versteh das alles nicht... Mein Posting hier ist sicher keine große Hilfe für dich - da ich selber nur jammern kann. Aber es zeigt dir, dass du nicht alleine bist mit deinem Kummer. Ich bin schon 45 - aber fühle mich trotzdem noch zu jung, um ohne Mutter "aufzuwachsen" bzw. weiterzuleben... |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
das mit den Sachen kann ich gut verstehen. Ich habe noch heute das Shirt, das mein Papa an seinem letzten Tag getragen hat. Es liegt fein zusammengelegt in meinem Schrank. Wenn ich des herausnehme, sehe ich noch genau, wie mein Papa darin in seinem Bett liegt. Meine Mutter konnte die Sachen von Papa recht schnell ausräumen. Vielleicht auch ein Weg, um einen Abschluss zu finden und nicht mehr immer an alles erinnert zu werden, wenn man den Schrank aufmacht. Obwohl das bestimmt bei mir so nicht funktioniert hätte. Ich hätte das so schnell nicht gekonnt und mir ging es auch überhaupt nicht gut dabei, als wir den Schrank leer gemacht haben. Zu dem Grab kommen mir immer solche Gedanken: was bleibt von dem Menschen oder sogar, wie viel Asche ist denn eigentlich in so einer Urne. Die Urne erschien mir bei der Trauerfeier nicht sehr groß, dafür dass die "Reste" eines ganzen Menschen drin sein sollen... Ich habe auch wirklich Angst davor, an diesem Grab zu stehen und vielleicht einfach gar nichts zu empfinden. Wenn da mein Papa begraben ist, muss doch da eigentlich etwas von ihm sein, oder? Wäre für mich ganz schrecklich, wenn ich da nichts von empfinden würden. Vielleicht gehe ich deshalb da auch nciht hin, weil ich Angst vor dieser Enttäuschung habe. Liebe Grüße Carla |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carlotta,
dieses "Abgeschnittensein von den Gefühlen" kann ich absolut nachvollziehen... funktionieren im Alltag und weinen, sobald man alleine ist. Ich glaube das ist auch ein sinnvoller Schutz - den Schmerz nur in solchen Dosen zuzulassen, dass er noch irgendwie erträglich ist... Zwinge Dich nicht zu Sachen, die sich nicht gut anfühlen... ihr könnt die Sachen immer noch ausräumen, wenn die Vorstellung nicht mehr so schlimm ist. Lass Dir Zeit... Alles Liebe,:1luvu: Anja |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Christina,
ich danke Dir für Deine lieben Worte. Ich finde es schön, dass Du die Sachen Deiner Mama tragen kannst. Als ich das letzte Mal meinen Papa besucht habe, habe ich auch den Kleiderschrank geöffnet und an Mamas Sachen gerochen. Zum ersten Mal. Mittlerweile glaube ich auch, ich brauche die Dinge meiner Mama noch ein Weilchen. Ich denke, man merkt, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist und man die Sachen wegräumen möchte. Mein Papa ist auch dieser Meinung, und wir haben beschlossen, wir lassen es einfach noch eine Zeit lang so, wie es ist. Deine Anregungen bezüglich des Grabes versuche ich umzusetzen. Wir haben das Grab meiner Mama inzwischen auch schon bepflanzt. Manchmal denke ich zwar, der Alltag mit all seinen Anforderungen - insbesondere der Job - wächst mir über den Kopf und lässt mir nicht genügend Raum für meine Trauer, andererseits stimme ich Dir zu, dass diese Verpflichtungen und Regelmäßigkeiten einem auch eine gewisse Stütze sind. Liebe Christina, ich wünsche Dir, dass Du mehr und mehr schöne Momente genießen kannst. Alles Gute für Dich und Deinen Vater. Ganz liebe Grüße Carlotta |
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Liebe Martina,
vielen Dank, dass Du mir geschrieben hast. Wir kennen uns nicht, doch vereint uns alle etwas: Der Verlust eines geliebten Menschen. Es tut mir sehr leid, dass Deine Mama verstorben ist. Es ist so unsagbar schwer, diesen Verlust zu akzeptieren und sich ganz langsam - Schritt für Schritt - in ein neues Leben vor zu wagen. Ein Leben, das mir anfangs fremd vor kam und dies - größtenteils - immer noch tut. Deswegen auch der unbestimmte Artikel im Titel meines Fadens. Im Innern weiß ich, dass das "mein Leben ohne meine Mama" ist...Aber da muss ich mich noch hin tasten - für mich ist das ein langer Weg. Ich denke, zu trauern ist ein Prozess. Er besteht aus verschiedenen Phasen, jeder durchlebt diese Phasen in einem unterschiedlichen Tempo und sicherlich gibt es immer wieder Rückschläge. Ich kenne das von mir auch, dass ich denke, vor einiger Zeit ging es mir besser als heute. Ich glaube, das ist zwar nicht schön aber ganz normal. Meines Erachtens sollte man in dieser Zeit des Trauerns möglichst nachsichtig mit sich sein. Ich schreibe das jetzt so, aber mir selbst gelingt das oftmals nicht. Ich meine, wenn Du das Bedürfnis hast, die Kleidungsstücke Deiner Mama noch aufzubewahren, tue das. Ich glaube, wir sollten uns eigentlich nicht schämen, wenn wir längere Zeit nicht zum Grab gehen, aber ich mache das auch. Liebe Martina, ich möchte Dich ermutigen, hier zu schreiben. Die Möglichkeit, meine Gedanken und Gefühle nieder zu schreiben, tat und tut mir sehr gut. Und hier sind Menschen, die einen verstehen, weil sie leider eine ähnliche Situation durchleben oder durchlebt haben. Ganz liebe Grüße Carlotta |
AW: Ein Leben ohne meine Mama
Liebe Carla,
ich freue mich immer sehr von Dir zu lesen! Ich glaube, meinem Papa geht es - was das Wegräumen der persönlichen Sachen angeht - ähnlich wie Deiner Mutter. Er hätte nichts dagegen, die Dinge meiner Mama weg zu räumen. Mein Papa ist ein sehr, sehr rationaler Mensch. Er hat mir vor kurzem mitgeteilt, dass der schlimmste Moment für ihn während der gesamten Krankheit und dem Tod meiner Mama derjenige war (das ist jetzt übrigens fast auf den Tag genau ein Jahr her), als wir erfahren hatten, dass meine Mama eine Metastase auf der Leber hat. Da wusste mein Papa, dass wir meine Mama - seine Frau - nicht mehr sehr lange bei uns haben werden. Ich wusste das auch, aber von einem drohenden Verlust zu wissen ist für mich eine Sache. Ihn zu erleben, ihn zu akzeptieren und trotz dieses Verlustes weiter zu leben eine andere. Heute vor einem Jahr wusste ich, dass die Zeit, die meine Mama und ich noch gemeinsam auf dieser Erde verbringen, sehr begrenzt ist, und ich hatte Angst vor der Zukunft, Angst, dass diese tückische Krankheit meiner Mama in Bälde Schmerz und Leid verursacht wird und Angst vor dem Leben, das nach dem Tod meiner Mama weiter gelebt werden muss. Das waren fürchterliche Ängste, die schwer auszuhalten waren, und ich bin froh und dankbar dafür, dass ich diese (momentan) nicht mehr habe, und ich hoffe, dass ich nunmehr für eine gewisse (hoffentlich lange) Zeit derlei Ängste nicht mehr ausstehen muss. Aber heute vor einem Jahr konnte ich meine Mama anrufen, und ich hörte ihre Stimme. Hörte, wie sie "Hallo Liesi" sagte. Das kann ich jetzt nicht mehr. Und das tut weh. Für meinen Papa erscheint es vielleicht ein wenig irrational, das Zimmer meiner Mama so lange unberührt zu lassen. Aber - und da bin ich ihm sehr dankbar - wir haben darüber gesprochen, und ich habe ihm erklärt, dass ich noch nicht bereit bin, die Sachen aus Mamas Zimmer zu räumen, und das hat er akzeptiert. Er hat gemeint, ich solle einfach sagen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei, dann räumen wir gemeinsam aus. Bis es soweit ist, lassen wir alles, wie es ist, damit habe er keine Probleme. Diese Gedanken mit der Asche in der Urne kenne ich auch. So blöd das klingt, ich habe mir sogar überlegt, was mit der Hüftprothese meiner Mama geschieht. Hierzu meinte der Bestatter, alles, was durch die Öffnung der Urne passe, käme auch da rein. Das andere nicht. Was von einem Menschen nach dem Tod bleibt, ist ja schon eine philosophische Frage. Meine Mama und ich haben häufig darüber gesprochen. Ich komme aus einem nicht religiösen Haushalt, aber meine Mama war immer der Ansicht, dass etwas bleibt und dass auch immer etwas weiter existiert. Letzteres schließe ich nicht aus, wünschte es mir sehr, bin diesbezüglich aber etwas skeptischer als meine Mama das war. (Da kommt wohl der Erbanteil meines Papas durch.) Liebe Carla, das ist jetzt sehr, sehr lang geworden. Ich hoffe, der lange Text nervt nicht. Alles Liebe :1luvu: Carlotta Liebe Anja, schön, dass Du wieder geschrieben hast, vielen Dank! Wenn Du Dich oben durch meinen langen Text quälst, siehst du, dass ich versuche, Deine lieben Ratschläge umzusetzen. Auch ich glaube, dass die Seele den Schmerz in den Dosen zulässt, den sie vertragen kann. Aus diesem Grund - denke ich - ist das Trauern auch ein Prozess von individueller Dauer. Liebe Anja, ich hoffe, Dir geht es gut. Alles Liebe :1luvu: Carlotta |
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