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Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo ihr Lieben! Mein Name ist Nina, ich habe bis jetzt im Angehörigenforum geschrieben und mein Herz ausgeschüttet. Hier im KK bin ich auf so liebe Menschen gestoßen, die mir durch die schwere Zeit der Erkrankung meines Papas geholfen haben und mir immer beigestanden sind. Das möchte ich nicht missen und schreibe nun hier weiter.
Mein Papa ist nach schönen, wahnsinnig intensiven aber auch sehr schweren 14 Monaten Kampf gegen den Lungenkrebs am 23. Februar 2013 für immer eingeschlafen. Übrig geblieben auf dieser Welt sind ein großes Haus, ich, Mama und die kleine Hündin Gina. Papa ist im Krankenhaus gestorben. Am Freitag waren wir noch bis abends bei ihm, er hat noch gut gegessen und hatte einen Fernseher im Zimmer. Wir hatten überlegt ob wir bei ihm bleiben da er schon ein Einzelzimmer hatte, es ging ihm aber nicht so schlecht und wir wollten erst einen Tag später drin bleiben weil wir auch zum Hund heim mussten. Am nächsten Morgen um 6:24 läutete Mamas Handy. Das KH war dran. Wir sollten kommen, Papa ist ein bisschen verschleimt und er schläft sehr tief, könnte aber auch von der Spritze gegen die Luftbeschwerden sein. Wir sollen uns Zeit lassen denn es wäre ein Schneechaos. So war es auch, wir fuhren los und kamen leider zu spät. Papa lag ganz friedlich, die Augen geschlossen, die Hände ganz locker in seinem Bett. Ich dachte er schläft, er atmete nicht mehr, war aber noch ganz warm. Wir hatten ihn gerade verpasst. Er strahlte so viel Frieden und Liebe aus. Nach sehr stressigen und anstrengenden Tagen, ist ja viel zu erledigen weiß ich momentan nicht mehr wo mir der Kopf steht. Ich fühle mich gefühlskalt, kann kaum weinen, fühle mich hart! Dann, wenn mich wieder irgendwas an Papa erinnert überkommt es mich plötzlich. Wenn mir jemand das Beileid ausdrückt fühle ich mich kaum angesprochen, es berührt mich nicht. Ich weiß nicht was mit mir los ist! Ich hab meinen Papa so lieb, hab ihn jetzt 14 Monate begleitet, wollte alles für ihn tun und jetzt fühle ich nichts mehr!? Ich trage seine Hausschuhe, nimm seinen Glücksbringer in der Hosentasche jeden Tag mit zur Arbeit und fühle mich wohl und gut aufgehoben damit. In meinen Träumen kommt er als Person mir kaum unter, einzig seine Krankheit, die Diagnose verfolgt mich. Ich grüble nach über die letzten Tage im KH, wie er sich verhalten hatte, was er gesagt hatte, ob ich irgendetwas übersehen hätte. Am letzten Tag fragte er mich was wir von seiner Situation halten. Ich nahm seine Hand und sagte dass wir ihn lieb haben und zusammenhalten. Er sagte das weiß er und dass wir das auch noch hinbekommen würden. Und er sagte dass es dann halt etwas kürzer sei als wir gedacht hätten. Ich streichelte seine Hand. Als Mama dann reinkam hörte er auf davon zu reden und wir sprachen von was anderem. Wir wussten, dass sich sein Zustand verschlechtert hatte aber wir rechneten nicht damit dass er so schnell geht. Er ist am Samstag von uns gegangen und am Montag wäre er nach Hause gekommen. Ich versuche seine letzte Nacht zu rekonstruieren, möchte wissen was alles passiert ist, ob er Schmerzen hatte oder Luftnot oder Panik!? Ich bereue so sehr dass wir nicht da waren, er hätte uns sicher gebraucht. Wir haben nicht damit gerechnet dass es so schnell geht. Wir haben ihm immer noch Hoffnung gegeben, wenn er erst wieder daheim ist wird es ihm besser gehen. Papa war so clever, er hätte sich was gedacht wenn wir plötzlich über Nacht bei ihm geblieben wären. ER hat noch gegessen und sogar Süßigkeiten genascht. Abends hat er noch mit Mama telefoniert. Mir geht die letzte Nacht nicht aus dem Kopf, ich frage mich immer wieder ob er uns gebraucht hätte, ob er es gewusst hatte dass er gehen muss, welche Medikamente er bekommen hatte. Ich warte noch auf den letzten Befund den der Hausarzt bekommt. Er wird ihn mir erklären, das hat er mir versprochen. Ich bin gespannt und brauche die ERklärung um ihn in Frieden gehen zu lassen. Momentan funktioniere ich, schiebe viele Gedanken weg, fürchte mich aber vor der Zukunft weil ich denke dass mich die Trauer bald einholen muss. Es ist so leer ohne ihn, ich kann es noch gar nicht glauben. Denke immer er sei noch im Krankenhaus und käme bald wieder heim. Unfassbar einfach! Die Welt dreht sich einfach weiter! Auch in der Arbeit sollte man wieder so wie immer funktionieren, keiner fragt mehr nach, keinem interessiert es noch. Ich halte diese Oberflächlichkeit der Leute nicht mehr aus! Sorry, ich habe schon wieder viel zu viel geschrieben und wahrscheinlich ist vieles davon unverständlich aber es tut so gut sich was von der Seele zu schreiben! Liebe Grüße Nina |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich finde es gut, dass der Hausarzt mit dir den Befund deines Papas durchgehen wird und bereit ist, dir alles zu erklären. Ich hoffe, dass du dann versichert sein kannst, dass dein Papa nicht leiden musste. So, wie du es beschrieben hast, hört es sich so an, als sei dein Papa friedlich eingeschlafen, habe nichts mehr von Luftnot gespürt und konnte in dem Moment loslassen, als die Zeit dafür gekommen war. Einige haben dir ja bereits geschrieben, dass Menschen sich dafür entscheiden, diesen letzten Schritt allein zu gehen. Vielleicht, weil sie ihre Lieben schützen wollen oder weil es ihnen womöglich leichter fällt, diese Welt zu verlassen, wenn wir nicht bei ihnen sind, ihre Hand halten. Mein Vater ist auch gegangen, als ich schlief. Ich denke mir, er hat es so gewollt, denn als wir immer bei ihm wachten und ihn hielten, da konnte er wohl nicht den Übergang nehmen. Das Alles zu verstehen, im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, das dauert. Anfangs hat man das Gefühl, es wäre gar nicht wahr und ich dachte auch immer, mein Vater läge noch in seinem Bett... All die formellen Dinge habe ich geregelt, vieles gemeinsam mit meiner Mutter, vieles auch allein und ich war fast froh, dass ich das alles erledigen konnte. Denn als nichts mehr zu tun war, da hatte ich das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Da war plötzlich keine Aufgabe mehr und ich fühlte mich geradezu unnütz. Meine Welt war ziemlich finster und mir ging es genau wie dir... Auf der Arbeit nervte mich die Banalität des Alltags, alles ging so weiter, als sei nichts geschehen. Dabei war meine Welt nicht mehr so wie zuvor. Und die Beileidsbekundungen fand ich persönlich ganz furchtbar... Ich mag das Wort überhaupt nicht. Ich weiß auch gar nicht, was das bedeuten soll. Wie kann man denn beileiden?! Wundere dich nicht, dass du nun nicht unentwegt weinst oder tieftraurig sein kannst. Du musst letztendlich ja funktionieren, da das Leben tatsächlich weiter läuft. Ganz unbarmherzig. Ich hatte mir vor einem Jahr gewünscht, ich könne einfach daheim bleiben und hätte die Zeit, die ich benötigte, um um meinen Vater zu trauern. Heute denke ich, dass es gut war, dass ich Aufgaben hatte. So konnte ich mich ganz gut über die Tage retten, sie hatten eine vorgegebene Struktur und innerhalb dieser konnte ich mich sicher bewegen. Nur abends, wenn ich zur Ruhe kam, dann kam meine Trauer. All die Gedanken, die in meinem Kopf wirbelten. Ähnliche Gedanken, wie du sie beschreibst. Liebe Nina, ich kann dir als Außenstehende nur sagen, dass ihr alles richtig gemacht habt! Ihr seid immer für deinen Papa da gewesen, habt die gemeinsame Zeit genutzt, euch alles gesagt, was wichtig war, euch eure Liebe gezeigt und für deinen Papa gesorgt. Ihr habt ihm diese so schwere Zeit so schön gestaltet, wie es möglich war. Und in diesem Wissen ist dein Papa euch vorausgegangen. Er hätte nicht gewollt, dass ihr bei ihm im Krankenhaus übernachtet. Wenn ja, dann hätte er euch sicherlich darum gebeten. Diesen allerletzten Schritt wollte er wohl allein gehen. Ganz still und in Frieden. Er wusste ja, dass ihr später kommen würdet... Und ich glaube, dass er sich noch von euch ganz leise verabschiedet hat. (Solltest du dir Sorgen machen, dass dein Papa ganz allein war, als er starb, dann tröstet es dich vielleicht zu wissen, dass Elisabeth Kübler-Ross der Auffassung ist, dass wir nie allein sind. Unser Schutzengel oder Geistführer ist immer bei uns und besonders in der Zeit. Er hilft uns beim Übergang. Mich hat das sehr beruhigt, denn ich hatte eine geradezu panische Angst, dass mein Papa so allein sein müsste...) Ich möchte dir damit nur sagen, dass ihr nichts anders hättet machen können und sollen. Alles war gut, wie ihr es getan habt. Und du hättest leider nichts am Verlauf ändern können in dieser Nacht! Niemand hätte das vermocht. Ich denke, insgeheim weißt du das, Nina, doch es schmerzt so sehr und wir wünschen uns ja nichts sehnlicher, als dass wir den Tod hätten aufhalten können. Zu akzeptieren, wie es ist, das fällt unendlich schwer. Ich wünsche dir von Herzen, dass du das für dich zu erkennen vermagst. Und sei geduldig mit dir! Ich kann im nachhinein sagen, dass es viele, viele Monate gedauert hat, bis ich dort bin, wo ich heute stehe. Es war ein anstrengender und steiniger Weg, doch ich habe es geschafft und du wirst das auch schaffen. Ganz liebe Grüße Miri :engel: |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina, ich kann dich so gut verstehen. Meine Mama ist am 13.02. gestorben und ich fühle nur Leere. Das Leben läuft irgendwie weiter und alles rundherum ist so normal. Ich fühle mich genau wie du so kalt und herzlos weil ich nicht andauernd traurig bin. Ein anderes mal überkommt mich die Trauer aber wieder den ganzen Tag und ich hab Angst vor der Zukunft. Für mich ist das allerschlimmste, dass in meinem Kopf nur das Bild von meiner kranken Mama ist. Ich kann nicht an sie als gesunden Menschen denken,da schiebt sich immer sofort das Bild von ihrem kranken, ausgemergelten Körper davor. Ich muss dazu sagen, dass meine Mama die letzten Wochen bei mir gewohnt hat und ich die letzten 16 Tage ihres Lebens, als es ihr wirklich schlecht ging 24 Stunden am Tag mit ihr in einem Raum verbracht habe. Das hat sich bei mir so eingebrannt, dass ich es nicht mehr aus dem Kopf bringe. Ich kann aber noch nicht so richtig glauben, dass sie nie wieder kommt, dass ich nie wieder mit ihr lachen, nie wieder mit ihr telefonieren kann...
Vor uns wird noch, wie vor so vielen anderen hier ein langer Weg liegen. Ein Trauerjahr in dem viele Dinge zum ersten Mal ohne den geliebten Menschen stattfinden. Es wird schwer und ich habe Angst davor, aber unsere Lieben sind jetzt in einer Welt ohne Leid und Schmerz und irgendwann werden die schönen Erinnerungen die Trauer überwiegen und wenn es ganz schlimm wird findet man hier immer wieder liebe Menschen die einen verstehen können. Liebe Grüße Evi |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo zusammen,
nein, ihr habt nichts falsch gemacht. Eure Selbstzweifel und eure Angst kann ich nur zu gut verstehen. Es sind immer wieder die gleichen Fragen, die fast jeder sich stellt. Hab ich was übersehen? Hätte ich was anders machen können? Hab ich was nicht gesagt oder getan? Hätte ich das verhindern können? Auch wenn ich euch jetzt sage: vergesst diese Fragen. Sie werden dennoch einige Zeit auftauchen. Geht sie an, diese Gedanken. Verzweifelt nicht an ihnen und unterdrückt sie nicht. Denkt über sie nach, dann werden sie eines Tages verschwunden sein. Sie werden dann nicht verschwinden, wenn ihr euch nicht damit beschäftigt. Ein harter Weg, ich weiß. Doch das kann einem niemand abnehmen. Dabei helfen sicherlich. Wie schon geschrieben: irgendwann werden die schönen Erinnerungen die Trauer überwiegen. Das stimmt, doch es dauert. Mal schneller, mal langsamer. Ich bin jetzt 5 Jahre verwitwet und kann diesen Satz nur voll und ganz unterstreichen. Lasst euch Zeit, einen Schritt nach dem anderen. Wer glaubt, große Schritte machen zu müssen, kann auch große Schritte zurückfallen. Kleine Schritte sind besser und leichter. Nicht die Trauer besiegen. Das geht eh nicht und ist auch nicht der Sinn. Sie annehmen und verstehen, das geht und die Chance nutzen, aus ihr zu lernen für das eigene Leben und eigene die Zukunft. "Wenn ich meinen Feind nicht besiegen kann, dann mach ich ihn mir zum Freund." Die Trauer erscheint uns als Feind, der uns verzweifeln lassen will am Leben, uns Steine in den Weg wirft und uns tiefe, schwarze Löcher gräbt. Irgendwann kann er zum Freund werden, der die Erinnerung und das Vermächtnis unserer Verstorbenen in uns hoch hält und uns stärker werden lässt, als wir es je zuvor waren. Ich möchte euch Mut machen und dennoch nicht verschweigen, daß es ein schwerer Kampf sein wird. Doch ihr braucht dabei nicht unter zu gehen. Ein weiter und steiniger Weg wird es sein bis dahin. Der erste Schritt ist der schwerste. Er ist machbar. Viel Mut und Kraft, Helmut |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Gina,
ich kann Dich sehr gut verstehen - ich hatte die gleichen Gedanken... Ich war zwar in der letzten Nacht bei meiner Mami, war bei ihr als sie starb, aber in den Nächten davor habe ich sie alleine gelassen im Hospiz. Und es war genauso wie bei Euch - ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht... Sie hatte den Tag wie üblich im Rollstuhl verbracht, sie hat fast normal gegessen - die meisten anderen Bewohner des Hospizes haben das Bett überhaupt nicht mehr verlassen, da dachte ich, wir haben noch mehr Zeit, dachte, ich muss mir meine Kraft noch einteilen... Und genau wie ihr habe ich mich auch gescheut von einem "normalen" Ablauf abzuweichen, weil ich befürchtet hätte, meiner Mami damit Angst zu machen. Ich habe mich sehr lange mit diesen Gedanken gequält - inzwischen habe ich mich halbwegs damit arrangiert, dass wir (wir beide - meine Mami und ich) das eben so gut gemacht haben, wie wir es konnten. Das, was ich eigentlich gewollt hätte (meine Mami retten, ihr alles Leid ersparen), konnte ich leider nicht... Dass am Anfang die Erinnerungen an die Krankheit übermächtig sind, war bei mir auch so - viele Nächte habe ich geträumt, dass meine Mami krank ist und ich nicht helfen kann... Mit der Zeit ändert sich das und die Erinnerungen an den gesunden Menschen werden stärker... Und dass Du herzlos bist, brauchst Du sicher nicht zu befürchten - im Moment bist Du noch wie betäubt, das ist glaube ich eine sehr sinnvolle Schutzfunktion der Seele... Du wirst noch viel trauern und weinen, es wird immer wieder Wellen geben. Es ist sehr viel, was jetzt zu verarbeiten ist, ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe, Deine Mama und Du könnt Euch gegenseitig ein bißchen helfen. Alles Liebe, Anja |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
[QUOTE=Tiina;1176832]Liebe Gina,
Sie hatte den Tag wie üblich im Rollstuhl verbracht, sie hat fast normal gegessen - die meisten anderen Bewohner des Hospizes haben das Bett überhaupt nicht mehr verlassen, da dachte ich, wir haben noch mehr Zeit, dachte, ich muss mir meine Kraft noch einteilen... *** Das geht mir auch so, am letzten Abend habe ich sehr lange gezögert, ob ich bei Mutti im Hospiz bleiben soll, habe es dann nicht gemacht, weil ich "Angst" hatte, dass ich "da gar nicht mehr weg komme". Das klingt jetzt furchtbar hart, aber mein Sohn ist 3 Jahre alt, es war kurz nach Weihnachten ... Ich bin morgens um 9 wieder da gewesen, um 10.30 Uhr starb sie. Der Pfleger, der sich (auch um micht) kümmerte, lächelte mich an und meinte: Da hat sie eben einfach noch gewartet... Das glaube ich auch, aber ich schäme ich auch oft, dass ich am Vorabend dann eben doch nach Hause gefahren bin. Die Situtation war schwierig. Es gibt kein falsch, kein richtig. Man handelt intuitiv - und muss nachher schlicht mit diesen Entscheidungen leben... Am 22. März sind wir zu einer Trauerandacht im Hospiz eingeladen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich vor dem Tag tausdenfach mehr Angst habe als vor dem Tag der Beerdigung. :huh: Astrid |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich möchte Dir zunächst mein herzliches Beileid aussprechen. Ich lese Deine Geschichte als wäre es meine. Auch wenn mir das schlimmste noch bevor steht. Mein Papa ist noch da und ich renne grad überall rum und erledige Dinge um meine Mama zu entlasten. Dabei kann ich raus und bin froh nicht jede Minute seines Leids zu sehen. Wid haben nur noch Tage. ..mit Illusion vielleicht Wochen und auch ich weine wenig und funktioniere grad wie eine Maschine spreche und denke über Dinge die ich immer vor mir hergeschoben hab. Ich glaube das ist nur der Notmotor der uns davor bewahrt zusammen zu brechen. Es ist nicht kalt sondern stark. Wir können nicht erwarten dass unser Umfeld das so erlebt wie wir. Für uns ist die Welt stehen geblieben. Die anderen müssen weiter machen. Jeder hat seine Zeit der Trauer vor oder hinter sich. Und jeder muss es auf seine Art geregelt bekommen. Größten Teisl allein. Aber sei Dir versichert liebe Nina hier im Forum Menschen zu finden die genau so empfinden und dasselbe durchstehen wie Du. Ich bin erst vor kurzem beigetreten und habe schon viel Trost erfahren. Danke dafür an alle und auch Dir Nina Danke für Dein Beitrag auf meinem Thread. Viel Kraft wünsche ich uns allen noch. .. Evelin |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo Nina!
Deine Geschichte ist meiner so wahnsinnig ähnlich........ Nur war es bei mir meime Mama! Aber die Krankheit, und auch die Zeit des ganzen Alptraums sind sehr ähnlich! Meine Mama (51) bekam Anfang 2012 die Diagnose Lungenkrebs und ging am 21.02.2013 ins Licht! Dieses Jahr war so voller Hoffnung, Verzweiflung, Ungewissheit, Ratlosigkeit, Wut, Traurigkeit, aber auch vielen schönen Momenten, für die ich sehr dankbar bin. Und das in ständiger Abwechslung! Draussen geht das Leben ganz normal weiter! Man geht seiner Arbeit nach, und ist doch ständig bei dem geliebten Menschen! Alle sind glücklich, leben ihr Leben! Nur man selbst ist irgendwie "stehen geblieben". Meine Mama ist auch im Krankenhaus gestorben! 1 Tag nachdem sie eingeliefert wurde. Dabei ging es ihr nicht schlechter als sonst auch! Sie hat mich auch noch ganz stolz angerufen, das es ihr schon wieder besser ginge...... gestorben ist sie dann an einer Lungenembolie. Und die ständige Frage die einem quält: ist sie erstickt? Oder einfach eingeschlafen...... Wäre sie wieder gesund geworden, oder hätte sie sich die nächsten Wochen nur mehr gequält?! Das sind alles so Fragen, die kommen, sobald man sich abends ins Bett legt. Der Kopf hört einfach nicht auf zu denken. Ich weiß nicht wie ich das in den Griff bekommen soll. Mittlerweile haben wir das Begräbnis hinter uns! Ich denke es hat Mama gefallen! Sie hat bestimmt auf uns herunter geschaut! :) Aber so richtig begriffen das sie nicht mehr da ist, habe ich noch immer nicht. Ich denke das wird auch noch eine Weile dauern. Das mit dem Weinen braucht auch seine Zeit. Das kommt dann, wenn der erste "Schock" vorbei ist. (glaube ich) ich warte auch noch drauf... Manchmal weine ich wenn ich zuhause bin! (allein) aber es kommt mir momentan nicht befreiend vor. ich weiß auch nicht! ich versuche gerade die schönsten Fotos von ihr zusammen zu suchen, und mir eine kleine Kiste anlegen, wo ich alles zusammengebe, was mich an sie besonders erinnert, oder ich besonders an ihr gemocht habe! vielleicht hilft dir das auch?! Oder ich schreibe Briefe, wo ich einfach alles reinschreibe was ihr ihr sagen will! Oder wie ich die letzten Tage, Wochen, Monate erlebt habe! Die schreibe ich einfach so, für mich! (und ich bin mir sicher Mama weiß auch was drin steht) ;) Ich bin mir so sicher wie noch nie zuvor, das es nach dem Tod weitergeht! Sie hat mir schon das ein oder andere Zeichen geschickt! Ich glaube nicht an Zufälle, nur an Schicksal! Und es tröstet mich das sie jetzt nicht mehr leiden muss, wieder mit Ihrer Mama vereint ist, und das ich sie eines Tages wieder sehen werde! Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit! Du kannst mir gerne schreiben, ich kann so gut nachvollziehen wie es dir geht! Viele stärkende Grüße, Sindy! |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Danke ihr Lieben für die mitfühlenden Antworten! Es beruhigt einfach ungemein und man fühlt sich nicht alleine wenn man erfährt, dass es Menschen gibt die (fast) das selbe erlebt haben. Es tut wahnsinnig gut und ich habe mich gefreut dass ihr alle geschrieben habt!
Ich habe mir heute ein Buch über Trauer gekauft. Habe gelesen, dass es dir Miri sehr geholfen hat. Es heißt "Meine Trauer wird dich finden". Werde heute zu lesen beginnen und freue mich schon darauf. Ich habe schon den innerlichen Zwang oder verspüre das Bedürfnis mich mit Trauer oder dem Tod von Papa zu beschäftigen. Mama will das gar nicht. Sie meint auch es wäre nicht gut wenn ich jeden Tag auf den Friedhof gehe weil wir Papa eh im Herzen tragen und daheim ein großes Foto von ihm haben und immer eine Kerze anzünden. Sie macht sich Sorgen um mich dass ich mich zu viel hineinsteigere und nicht loslassen kann. Wir sind da ganz verschieden und ich habe ihr auch gesagt dass dies meine Art der Aufarbeitung und der Trauer und des Loslassens ist und sie eben ihre eigene Art hat damit fertig zu werden. Sie möchte jedem helfen. Sie plant jetzt schon wieder aktives Mitglied eines Erlebnishofes für krebskranke Kinder zu werden und für Patenschaften zu werben. Wir haben dort auch den Erlös des Begräbnisses statt Kranz- und Blumenspenden hingespendet. Das ist halt ihre Form der Aufarbeitung, sie möchte sich jetzt aktiv einsetzen. Mir kommt dies auch noch etwas zu früh vor, sie hat ja ihre Trauer noch nicht wirklich angenommen und steht noch sehr unter Schock aber wir haben darüber gesprochen und sie wird sich eh noch Zeit damit lassen und jetzt mal an sich selbst denken damit sie wieder ins Leben zurückfindet bevor sie hilft. Wir haben heute eine Reise gebucht. Wir fahren in den Osterferien 4 Tage an den Gardasee, einfach nur mal abschalten und nichts tun. Keine bekannten Leute sehen, keine Pflichten, nur gut essen, schlafen, spazieren, lesen,...! Momentan freue ich mich darauf, weiß aber nicht wie es mir bis dahin gehen wird. Ich denke so oft an Papa. Was er zu bestimmten Situationen sagen würde. Bestimmte Uhrzeiten an denen er zum Beispiel heimgekommen ist erinnern mich an ihn aber weinen kann ich trotzdem nur selten. ICh suche in der Natur nach Zeichen dass Papa doch noch irgendwo da ist und finde aber nicht wirklich welche. Jeden Vogel, der etwas tiefer fliegt beobachte ich und denke mir das könnte Papa sein aber dann kommt ein zweiter hinten nach und dann denke ich mir Blödsinn, das ist doch kein Zeichen wenn jetzt 2 Vögel fliegen. Aber ich beobachte und warte und warte. ES hilft mir dass es euch auch so geht oder ergangen ist und zeigt mir dass es normal ist. Die Gefühle spielen noch verrückt. Ich habe diese Endgültigkeit noch immer nicht wirklich begriffen. Ich warte auf den Endbericht des Krankenhauses den der Hausarzt zugeschickt bekommt. Ich möchte ihn mir unbedingt erklären lassen, möchte die Todesursache wissen und hoffe dass ich dann die Gewissheit bekomme das Papa nicht gelitten hat. WAs mich immer noch sehr beschäftigt ist dass Papa als wir reinkamen ein Gitter an seinem Bett hatte. Das hatte er vorher nie. WAr aber da so fertig und geschockt dass ich nicht gefragt habe warum sie das Gitter angebracht haben. Es gibt einfach so viele offene Fragen die ich noch zu klären versuche. Ich muss das machen, sonst kann ich nicht abschließen. Mama ist damit zufrieden dass er friedlich und mit geschlossenen Augen im Bett gelegen ist. Es beruhigt mich auch sehr, dass er so friedlich aussah aber ich möchte doch mehr wissen. Mein kleiner Hund, der ja immer Papas Liebling und Aufheiterer war trauert auch sehr. Gerade in der Nacht ist sie immer sehr unruhig, schläft schlecht und träumt laut. An Papas Lieblingsplatz, auf einer Bank beim Kachelofen will sie nicht mehr sitzen. Vor Papas Tod ist sie mit ihm dort immer gesessen. Ich wünsche euch einen erholsamen Abend und eine ruhige Nacht! Liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
PS: Liebe Sindy! Ja, das selbe mache ich auch schon die ganze Zeit. Ich suche auch alle Fotos zusammen die ich von Papa finden kann und sammle sie in einer Schachtel. Es lenkt mich ab und beruhigt mich!
Es gibt so viele Gemeinsamkeiten mit euch allen das tröstet und ist schön! |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
auch wenn es bei mir nun ein Jahr her ist, finde ich mich in vielen deiner Beschreibungen wieder und ich musste ein wenig schmunzeln, als ich las, dass du in der Natur so verzweifelt nach Zeichen suchst. Das habe ich auch getan... Und dann kam ausgerechnet eine Taube (diese Vögel konnte mein Vater so überhaupt nicht ausstehen;)) jeden Morgen, wenn ich auf dem Balkon stand und in den Himmel schaute. Diese Taube kam bis zum Tag von Papas Beerdigung und seitdem war sie verschwunden. Sie setzte sich immer in den Baum, der unserem Dach am nächsten steht und sah mich an. Was ich damals ganz furchtbar fand war, dass ich nie von meinem Vater träumen konnte... Ich beneidete alle, die ihren Liebsten wenigstens im Traum noch einmal begegneten, sie umarmen konnten. Ich konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet ich nicht von ihm träumen konnte, wo ich ihn doch so vermisste, dass es fast körperlich schmerzte.... Es gelang mir nur einmal im Urlaub in Dänemark. Ich hatte mein Buch, das du jetzt beginnst dabei und arbeitete darin. Ich stand allein auf der Terrasse und lud meinen Papa ein zu mir zu kommen, er habe immer ein Zuhause in meinem Herzen. Und dann habe ich den Gedanken und das Sehnen losgelassen. Und ob du es glaubst oder nicht, ausgerechnet an dem Nachmittag habe ich von ihm geträumt. Eine ganz kurze Sequenz, doch ich bin ihm begegnet, er strahlte mich an und wir fielen uns in die Arme. Dann bin ich aufgewacht und war einfach glücklich. Wenn du gar nicht mehr damit rechnest, dann werden dir vielleicht diese Zeichen begegnen. Oder du wirst von deinem Papa träumen. Vielleicht aber hörst du in dir auch seine Stimme. Was immer es auch sein mag, es wird geschehen, wenn es gut für dich ist und die Zeit reif ist dafür. Bis dahin hoffe ich, dass dir das Buch genau so gut tut, wie es mir getan hat. Noch heute verwende ich Techniken daraus und wenn ich möchte, dann kann ich noch immer meine Zeigefinger gegen meinen Daumen pressen und mir schöne Momente heraufbeschwören.... Ganz liebe Grüße Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
P.S.: Das Gitter, du fragtest wegen des Gitters am Bett. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Papa vielleicht in der Nacht unruhig war. Und da die Schwestern ja nicht die ganze Nacht bei ihm verbringen konnten und nicht wollten, dass er womöglich aus dem Bett fällt, haben sie das Gitter zu seinem Schutz hochgeklappt. Mein Vater war kurz bevor er starb sehr unruhig. Er wollte ja immer aufstehen, obwohl doch keine Kraft mehr da war.... Meine Mama hat ihn dann mit sanfter Gewalt ins Bett zurück gedrückt und da wurde er irgendwann wütend. Heute wissen wir, dass er eben gehen wollte. Damals befürchtete meine Mutter, dass er stürzen würde, weil wir ihn nicht halten könnten... Für so einen Fall gibt es dieses Gitter. Sterbende Menschen verspüren oft diese Unruhe, reißen die Arme hoch gen Himmel, greifen ins Leere oder wollen tatsächlich aufstehen und gehen wie mein Vater. Das könnte eine Erklärung für das hochgeklappte Gitter sein.
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AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Miri! Das mit den Tauben ist auch wieder so eine Gemeinsamkeit die mich fasziniert!
Wir haben vor dem Haus im Garten ein kleines Vogelhäuschen. Man hat vom Wohnzimmer einen wunderbaren Blick darauf. Dieses Vogelhäuschen war seit Krankheitsbeginn Papas größtes Hobby. Er fütterte die Vögel jeden Tag und bewunderte sie auch oft. Aber diese TAuben die mochte er gar nicht. Er öffnete oft das FEnster und schrie sie an damit sie wegflogen. Wir lachten dann immer und sagten er soll sich nicht so aufregen. Vor ein paar Tagen sah ich auch so eine Taube, ich glaube es war bei der Heimfahrt von der Arbeit und ich saß im Auto. Da dachte ich mir auch dass diese Taube nun ein Zeichen von Papa sei. Beim Autofahren, wenn ich alleine zur Arbeit fahre oder heim fahre denke ich eigentlich immer über Papa nach. Heute habe ich Mensch von Grönemayer gespielt und bin dann während des Fahrens in Tränen ausgebrochen. Es war Freude und Schmerz zugleich. Freude deshalb weil das Weinen so gut tat, aber trotzdem der Schmerz und natürlich die Sorge wie ich wieder trocken in der Arbeit ankommen sollte. Das mit dem Gitter macht mir schon große Kopfzerbrechen. Ich weiß, es ist nichts Schlimmes aber er hat es halt vorher noch nie gebraucht und ich mache mir dann wieder Sorgen ob er uns nicht doch in der Nacht gebraucht oder gesucht hätte wenn er unruhig war. Werde sobald der Endbericht beim Hausarzt ist einen Termin für eine Besprechung vereinbaren. Zum Hausarzt habe ich ein gutes Verhältnis und ich denke er wird mir das alles erklären. WEnn ich dann noch immer Fragen habe werde ich im KH einen Termin holen. Wir sind jetzt am Überlegen was wir den Krankenschwestern und seinem Arzt als Dankeschön schenken sollen. Der Arzt hat ihn die gesamten Monate immer begleitet und ihm doch immer wieder Mut gemacht und ihn nie die Hoffnung aufgeben lassen. Er hat gemacht was er konnte, retten konnte er ihn leider nicht aber er war Papa immer eine große Stütze. Auch die Schwestern waren größtenteils in Ordnung, besonders die am letzten Tag waren sehr lieb zu Papa. Wir haben vor dem Arzt einen Gutschein in einem Restaurant in der Nähe zu schenken mit einer Dankeskarte aber was wir den Krankenschwestern schenken sollen wissen wir noch nicht. Wir wollen aber auch nichts überstürzen und erst mal abwarten und zur Ruhe kommen bevor wir wieder in diese Abteilung gehen und die Erinnerungen und Ängste wieder hochkommen. Das braucht noch Zeit. Morgen abend ist ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen im Krankenhaus. Ich bin schon gespannt wie er wird und freue mich schon irgendwie darauf. Es werden auch Seelsorger anwesend sein. DAs mit dem Träumen ist wirklich komisch. Ich träume auch nicht von Papa als Person sondern mir kommen nur die Diagnose und die krankheit im Traum unter aber nicht speziell in Bezug auf Papa. Ich hoffe ich träume auch mal von Papa! In der Arbeit soll alles wieder ganz normal weiterlaufen und niemand fragt mehr nach oder nimmt Rücksicht auf meine Lage. Ich ärgere mich schon über die Oberflächlichkeit die manchmal an den Tag gelegt wird und was für ein Drama aus lächerlichen kleinen Dingen gemacht wird. Ich denke schon, dass ich durch die Krankheit von Papa ein anderer Mensch geworden bin. Manche Leute halte ich gar nicht mehr aus weil sie mir einfach zu blöd und zu oberflächlich sind. Ich hoffe ich behalte das jetzt bei und werde nie wieder so. Für manche Leute wird der Umgang mit mir sicher nicht mehr so leicht sein weil ich mich einfach verändert habe und für mich andere Dinge im Leben zählen. Ich hoffe bei euch blitzt die Sonne auch so schön durch vom Himmel wie bei uns. Macht es euch schön und genießt die sonnigen Augenblicke, nächste Woche kehrt der Winter wieder ein ins Land! Liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
schon wieder so eine Gemeinsamkeit... Ich liebe diese "Mensch"-CD von Herbert Grönemeyer. Immer wenn ich "Mein Weg" höre, muss ich weinen. Früher schon und heute natürlich besonders... Und letztes Jahr im Juli war ich auf einem Konzert von Herbie und da hat er all diese Songs gespielt und ich habe auch weinen müssen. Bei "Mensch" und auch bei dem Weg... Es ist gut, wenn du das zulassen kannst. Ich habe eigentlich auch immer nur weinen können, wenn ich mit mir allein war. Meistens abends oder wie du auf der Fahrt zur Arbeit. Manchmal habe ich mich auch über mich selbst gewundert, wie gut ich nach außen funktionierte, wie routiniert ich meine Arbeit erledigte. Abends saß ich dann oft hier und habe geweint, sehr viel gegrübelt und nachgedacht, meine Gedanken und mein ganzes Sein kreiste um meinen Vater und oft verspürte ich so starke Sehnsucht nach ihm, dass es fast körperlich schmerzte. Teilweise hatte ich auch Angst, in dem Strudel der Trauer zu versinken und nicht mehr auftauchen zu können. Aber ich wollte das alles möglichst bewusst wahrnehmen und zulassen. Aushalten, hindurchgehen... und wieder auftauchen. Wir hatten auch eine Andacht der Palliativstation im Krankenhaus im April 2012. Die war wunderschön, die Andacht! Es hat so gut getan. Alles war so stimmunsgvoll und wir durften all diejenigen beim Namen nennen, um die wir trauerten. Ganz viele Kerzen brannten und die Texte, die verlesen wurden, waren sehr, sehr tröstlich. Ich denke, deiner Mama und dir wird das gut tun. Ich finde es so lieb von euch, dass ihr beiden euch so viele Gedanken macht um den Arzt und die Schwestern und wie ihr ihnen eine Freude bereiten könnt, obwohl ihr beiden doch selbst so am Boden seid... Ja, die Krankheit deines Papas hat dich verändert und auch der Tod und der Abschied. Du hast deinen Papa in dieser schweren Zeit bedingungslos begleitet und das hat dein Leben sicherlich verändert und vor allem deinen Blick auf das Leben... Heute sehe ich das alles als eine Art Geschenk, da ich versuchte, einen Sinn in dem zu finden, was geschehen ist. Der Tod meines Papas hat mir gezeigt, wie tief meine Liebe und Verbundenheit zu meinen Eltern sind und was mir wirklich wichtig ist im Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich versuche, das beizubehalten und ertappe mich zwar, dass ich bisweilen in alte Verhaltensmuster zurückfalle, doch dann sage ich mir, es hat keinen Wert sich über so banale Dinge aufzuregen oder an ihnen festzuhalten. Und dann besinne ich mich wieder auf das, was wirklich zählt. Ganz liebe Grüße und schlaf schön Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo! Gestern ging ich wie immer wenn ich morgens um eine Stunde später Schule habe zu Papa ans Grab. Und siehe da, die Kränze waren weg und das Grab wurde neu gemacht, ein Rahmen wurde gelegt und es wurde zu 2/3 mit Erde und zu 1/3 mit Kies befüllt und dazwischen lagen ein paar große Steine. Ich habe mich gefreut, es sah so schön ordentlich aus im Gegensatz zu den jetzt schon etwas braunen Kränzen.
Wir haben jemand in der Umgebung, einen Totengräber der das alles natürlich gegen Bezahlung macht. Da wir zwei Frauen ja keinen Rahmen selbst machen können haben wir diesen Herrn beauftragt. Nur dass es so schnell ging mit dem haben wir nicht gerechnet. Sind dann nachmittags gleich zum Grab und haben Blumen gepflanzt. Märzenbecher, Vergissmeinnicht und Primeln. Hoffentlich werden die Primeln nicht kaputt durch den vorhergesagten Schnee. Das Grab sieht so schön frühlingshaft aus, Papa gefällt das sicher! WAren dann am Abend auf der GEdenkfeier des Krankenhauses. Es war wirklich sehr schön gemacht und es kamen auch sehr viele Leute die an einen lieben Verstorbenen dachten. Wir durften, genauso wie ihr Miri, für den Verstorbenen eine Kerze anzünden und aufstellen und es wurden viele schöne Texte gelesen. Danach haben wir uns noch mit einem Seelsorger unterhalten, er konnte uns uns zwar nicht helfen aber er hat uns zugehört. Dort haben einige Leute dann sehr mit den Tränen gekämpft und geweint. Ich saß wieder da und konnte nicht weinen, war wieder wie erstarrt, so gefühllos als ob es mich nichts angehen würde oder als ob es mich gar nicht berühren würde. Habe dann die ganze Nacht wieder von der krankheit geträumt und die letzten Tage in Papas leben revue-passieren lassen und wieder nachgegrübelt ob wir etwas falsch gemacht hätten oder etwas übersehen hätten. Noch immer plagen mich die Ängste wie wohl seine letzte Nacht war und warum wir nicht bei ihm waren. Ich hoffe der letzte Bericht ist bald beim Hausarzt und ich bekomme ihn erklärt. Wahrscheinlich wird er mir nicht alles sagen können und ich muss dann erst ins KH. Da ich nicht dabei war in der letzten Nacht möchte ich alles wissen, was er gemacht hat, welche Medis er bekommen hat, ob er unruhig war, welche Beschwerden er hatte,... Es ist furchtbar, diese Quälerei überwiegt im Moment. Wenn ich alleine bin, so wie heute, dann kullern die Tränen wenn ich an Papa denke. Ich glaube ich kann in der Öffentlichkeit oder wenn jemand dabei ist (und sei es nur Mama) nicht weinen weil ich Angst habe die Kontrolle zu verlieren. Ja Miri, "der Weg" ist ein wunderschönes Lied, es hat mich auch früher schon immer berührt. Jetzt fließen die Tränen wenn ich es höre, irgendwie quält es mich aber andererseits macht es mich frei weil ich ja weinen kann. WArum kann diese Trauer und der Schmerz nicht einfach immer konstant anhalten? WArum fühle ich mich manchmal so als ob gar nichts passiert wäre und es mich gar nicht berühren würde und dann trifft es plötzlich ein wie ein Blitz und es fließen schon vor der Arbeit die Tränen? Ich bin doch immer traurig und mein Papa fehlt doch immer? Es ist so schwierig! Regnet es bei euch auch heute? Werde jetzt trotzdem mit dem Hund raus ins Grüne, muss halt der Regenschirm mit! Wünsch euch allen ein schönes WE! Liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
schön, dass euch die Andacht gefallen hat! Weißt du, ich kenne dich ja nicht persönlich (in dem Sinne, dass wir uns schon einmal begegnet wären), aber ich halte dich für eine sehr starke Frau. Und du möchtest eigentlich auch nicht nach außen hin die Kontrolle verlieren. Du wirkst sehr gefasst und überlegt, ich denke, du bist auch kein Mensch, der impulsiv oder allzu spontan reagieren würde. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auch Gründe sind, weshalb du nicht unbedingt vor anderen Menschen in Tränen ausbrechen kannst. Das ist etwas, was du nicht unbedingt mit den anderen teilen willst und du möchtest so viel Verletzlichkeit eventuell auch nicht zeigen. Nina, das ist nichts Schlechtes, sondern nachzuvollziehen, denn nicht alle Menschen meinen es gut mit uns und leider gibt es viele, die derartige Situationen womöglich ausnutzten. Mach dir daher keinen Kopf! Diejenigen, die dich kennen, wissen, wie nahe dir der Tod deines Papas geht, wie traurig dich der Verlust macht und wie sehr du darunter leidest. Die Zeit hat dir nicht nur körperlich sondern auch seelisch so viel abverlangt, dass diese "Starre und Gefühllosigkeit", von der du schreibst, nicht erstaunlich sind. Du bist einfach nur noch leer... Dein Liebestank ist aufgebraucht. Das ist aber insofern kein Drama, als dass der auch wieder aufgefüllt werden kann. Versuch mal bitte, dich und deine Gefühle nicht zu bewerten, zu kritisieren oder zu beurteilen. Nimm sie einfach so hin! Alles, was du empfindest, ist okay, denn es wird dir helfen auf deinem Weg. Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass die Trauer nicht immer konstant sein kann. Gott sei Dank! Denn die Intensität deiner Trauer würde dich komplett umwerfen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie uns deshalb in Wellen überflutet, uns aber auch mal wieder zur Ruhe kommen lässt. Vielleicht ist das ein Selbstschutz? Versuch mal, am Wochenende etwas Schönes für dich zu tun! Nimm ein Bad, kuschel dich auf dem Sofa ein, träume vor dich hin, höre deine Lieblingsmusik, oder irgendetwas, was dir gut tut. Ganz liebe Grüße aus dem eiskalten Norden, wo der Ostwind sein Unwesen treibt...Brrrrr Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Miri! Danke für die lieben Worte, sie tun gut, bauen auf und helfen! Ja, du hast Recht, ich bin ganz und gar kein impulsiver Mensch und spontan bin ich schon gar nicht! Wahrscheinlich ist es deswegen so, ich will meine Trauer nicht öffentlich zeigen weil ich nicht weiß ob ich mich dann unter Kontrolle haben kann und nicht in einen dunklen Tränensumpf verfließe.
Meine Mama arbeitet in der Pension Samstags in einer Boutique in einem Einkaufszentrum. Heute hat sie nach eine Pause wieder begonnen zu arbeiten. Ich habe mich zu Mittag mit ihr getroffen weil ich nicht daheimsitzen wollte. Diese Samstage waren immer Papatage. Ich habe für Papa gekocht, meistens Hamburger, das war seine Leibspeise von mir. Um mich abzulenken fuhr ich ins Einkaufszentrum. Leider fühlte ich mich gar nicht gut dort, die vielen Leute und diese Unbeschwertheit habe ich nicht ausgehalten. Ich habe mich dann nach dem Mittagessen mit meiner Mum in mein Auto gesetzt und bin heulend heimgefahren. Diese Hektik und diese Menschenmassen waren mir noch zu viel. Aber ich habe für Papas Grab einen kleinen braunen Feldhasen gekauft. Er sieht nicht kitschig aus und passt perfekt zu den Frühlingsblumen die wir gesetzt haben. Ich merke wie meine Trauer schlimmer wird. Die Gedenkfeier im KH gestern war zwar sehr sehr schön aber irgendwie war es wie ein zweites Begräbnis für mich. Ich träumte schlecht und hatte Papa den ganzen Tag im Kopf. Ich hoffe, dass es bald wieder sonnig wird, da fühlt man sich gleich besser und steht morgens viel lieber auf wenn die Vöglein schon zwitschern! Leider kommt ja nächste Woche wieder der Schnee! Schönes WE! Liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina!
Dein Thread hier ging irgendwie komplett an mir vorbei.. Aber als ich deinen ersten Beitrag las und vor allem, dass dich die Oberflächlichkeit der Menschen nervt, musste ich gleich wieder an meine Erfahrungen seit dem Tod meiner Mama denken.. auch das mit dem Weinen.. wir sind uns anscheinend ziemlich ähnlich.. Mach dir keine Sorgen über all diese Dinge! Wie Miri sagt, diejenigen die dich kennen verstehen das alles.. alle anderen solltest du erst gar nicht beachten.. Die Idee mit dem Hasen find ich übrigens wirklich süß, da freut sich dein Papa bestimmt.. Ich wünsch dir ein schönes Wochenende! |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo Flower! Freut mich, dass du mich hier gefunden hast! Ja, ich habe ja auch deine Geschichte und deinen Weg der Verarbeitung gelesen und es gibt echt viele Gemeinsamkeiten! Es waren da ja auch schon viele Gemeinsamkeiten während der Krankheit unserer Eltern!
Auch damals als du geschrieben hast du kannst nicht ans Grab gehen weil du dort eigentlich gar nichts fühlst, das ist mir auch sofort wieder untergekommen. Ich gehe zwar ans Grab aber ich fühle nicht als ob da mein Papa drinnen liegt und kann dort auch nicht traurig sein. Schön langsam kehrt das Begreifen und die Traurigkeit bei mir ein! Gerade jetzt am Wochenende wo ich wenig zu tun habe und der Schulstress nachlässt. Wie geht es dir? Ich hoffe du findest einen Weg der Bewältigung und kannst halbwegs gut weiterleben!? Heute war ich eine Runde laufen und habe die Natur viel bewusster wahrgenommen als sonst immer. Habe mir sogar einen kleinen Stein vom Boden aufgehoben und ihn eingesteckt und irgendwie an Papa gedacht. Nichts bestimmtes aber ich habe Papa mit diesem Stein verbunden, keine Ahnung warum! Auch die Vögel beobachte ich viel mehr, ihre Freiheit beim Fliegen fasziniert mich. Ich stelle mir vor, dass Papa jetzt ein Vogel ist, frei, glücklich und es tut ihm nichts mehr weh. Einerseits bin ich unendlich traurig und halte diesen Schmerz nicht aus, andererseits bin ich so froh dass Papa es geschafft hat und weiß dass das Leben, das da jetzt gekommen wäre nie und nimmer Papas Leben gewesen wäre! Und ich bin dankbar dafür dass Papa noch mehr Leid erspart geblieben ist! Aber diese Dankbarkeit hat man halt nicht immer, es überkommt einem halt dann auch wieder Bitterkeit, Traurigkeit und Wut! Leider manchmal auch Wut auf die Gesunden, die bösen Leute, die Ungerechten, die Lügner, die Oberflächlichen, diejenigen die noch ungesünder leben und trotzdem steinalt werden. Ich weiß, das darf man nicht haben und es kann niemand was für das Schicksal von meinem Papa aber da hadere ich schon manchmal damit! Es ist wie es ist und dableiben kann ja niemand für immer! Papa ist ja nur voraus gegangen, das ist Trost genug! Meine Lieben, ich wünsche euch einen schönen Sonntag und dass ihr es euch gut gehen lasst! Liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich finde es gut, dass Du bald mit Deiner Mama ein paar Tage verreist. Das haben wir nach dem Tod meines Vaters auch gemacht und es war zwar einerseits sehr traurig, da Papa ja normalerweise bei allen Familienurlauben dabei war, aber andererseits tat der Tapetenwechsel auch wahnsinnig gut! Das Du ärgerlich auf andere Leute bist, dass kenne ich auch noch. In der ersten Zeit habe ich immer gar nicht verstanden, wie jemand noch lachen kann und fand das einfach total unfassbar, dass sich für alle anderen die Welt einfach weiterdreht und sie einfach weitermachen, wo meine (unsere) Welt doch zum totalen Stillstand gekommen ist. Oft haben meine Schwester und ich auch darüber geredet, dass es doch so viele Familien gibt, die sich gar nicht mehr verstehen. Die nicht mehr miteinander reden und es dem einen egal ist, was aus dem anderen wird. Die Menschen in diesen Familien dürfen aber alt werden und hätten so die Chance eine lange Zeit miteinander zu haben und statt es zu schätzen, streiten sie und reden nicht mehr miteiander. Und wir müssen so früh unseren Papa verlieren, obwohl wir immer zusammengehalten haben und uns so gut verstanden haben. Das fanden wir sehr ungerecht und hardern von Zeit zu Zeit immer noch damit. Deine Gefühle sind somit ganz normal! Es braucht einfach viel Zeit, um sich an die neue - und keinesfalls schöne - Situation zu gewöhnen. Irgendwann fängt man an die immer bleibende Lücke in sein Leben zu integrieren. Anders gehts auch nicht, denn ansonsten wird man viel zu traurig. Nach dem Tod meines Papas habe ich mir auch sehr oft Gedanken über die Krankheit gemacht und ob ich nicht in der einen oder anderen Situation noch etwas hätte tun oder andere Entscheidungen treffen können. Gerade auch in den letzten Wochen seines Lebens. Aber ich glaube, dass sind vegebliche Gedanken, da man alles getan hat, was man tun konnte, was in dieser sehr anstregenden und verzweifelten Situation möglich war!!!! Und das gilt auch für Dich und Deine Mama. Ihr habt gekämpft mit Deinem Papa, ihr habt auf alles geachtet, ihr habt alles veranlasst, was veranlasst werden musste und das wichtigste, ihr wart immer an seiner Seite! Mehr geht nicht, der Rest ist einfach Schicksal und das Leben... Liebe Nina, ich denke weiterhin ganz fest an Dich und Deine Mama und sende Euch ganz viel Kraft!!! Bis bald! LG! Tina |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Ach Tina, es tut so gut! Ich weiß, du hast es zur Zeit auch nicht leicht und bis geplagt von Sorgen und Ängsten und trotzdem baust du mich auf und hilfst mir! Unglaublich, danke!
Liebe Grüße Nina |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
Einkaufszentren und Menschenmassen machen einen geradezu verrückt, oder? Die Geräuschkulisse tat meinen Ohren weh und dann diese Heiterkeit überall... Schrecklich fand ich das! Am liebsten hätte ich mich damals in meiner Wohnung verkrochen oder wäre in den Wald gerannt. Und ich weiß auch sehr genau, wie wütend ich auf all diese gleichgültigen und mir oberflächlich erscheinenden Menschen war. Aber du hast Recht, es ist ungerecht, wenn wir denen zürnen, denn sie können weder wissen, wie es in uns ausschaut noch tragen sie irgendeine Schuld. Die Natur ist oft heilsam. Das geht mir heute noch so. Wenn es mir nicht gut geht, dann bin ich gern für mich allein und irgendwo draußen unterwegs, wo ich niemanden treffen muss. Dann konzentriere ich mich gern auf das, was da ist. Den Wind, die Sonne, die Bäume, Steine, Vogelgezwitscher. Vielleicht, weil ich mich dann als einen Teil des Ganzen empfinde? Vielleicht, weil ich glaube, dass mein Papa jetzt ein Teil dieses Ganzen ist und ich ihn wiederfinde in jedem Regentropfen, im Sonnenschein, im Wind? Ich weiß es nicht, aber es tut einfach nur gut und fühlt sich heilsam an. Ich finde, dass du bereits ausgesprochen weit bist auf deinem Weg. Auch, wenn es dir selbst nicht so vorkommen mag. Eine feste Umarmung Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Danke Miri!
Ich hätte so gerne mit dem Buch "Meine Trauer wird dich finden" angefangen. Habe es mir extra bestellt und habe dann nur die ersten beiden Seiten gelesen, die ich auch sehr gut fand. Leider kann ich mich momentan nicht überwinden Bücher über Trauer und den Tod zu lesen. Vielleicht kommt es daher dass ich schon zu Papas Krankheit viele Bücher von Elisabeth-Kübler-Ross gelesen habe um mich auf das "Schlimmste" vorzubereiten, damit es später nicht so weh tut. Ich habe da schon sehr sehr viele Tränen vergossen. Momentan kann ich mich nicht durchringen das Buch zu lesen obwohl ich es so gerne machen würde und ich weiß dass es mir helfen würde. Ich hoffe das kommt wieder. Heute hat Papas Bruder bei Mama angerufen. Papa war mit seinem Bruder seit 10 Jahren (seit dem Tod ihres Vaters) wegen der Erbschaft zerstritten. Leider konnte zu Lebzeiten von Papa keine Verzeihung mehr stattfinden. Wir haben ihn dann aber doch schriftlich zu Papas Begräbnis eingeladen. Die Familie kam dann auch und wir sprachen ganz normal miteinander. Man sah meinem Onkel an dass es ihm sehr sehr leid tat. Mama hat dann nach dem Begräbnis ein altes Kinderfoto von Papa und meinem Onkel gefunden, es vergrößern lassen und ihm einen Abzug davon geschickt. Er hat sich heute bei Mama gemeldet und sich bedankt. Irgendwie komisch, ich weiß ja nicht ob Papa es gewollt hätte aber ich denke mir eine Versöhnung ist doch immer gut und irgendwie glaube ich schon dass es in Papas Sinn gewesen wäre auch wenn er immer das Gegenteil behauptete. Wir haben verziehen, wir wollen jetzt keinen allzu engen Kontakt aber vielleicht fahren wir mal zu ihnen auf Besuch im Sommer oder sie kommen nochmal zu uns und wir fahren dann zu Papas Grab, man wird sehen! Ich hoffe ich kann heute besser schlafen als die vorigen Nächte. Ich kann sehr schlecht einschlafen, liege oft bis 2 Uhr wach, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Habe dann heute nach auch noch geträumt dass Papa doch nicht tot sei, es ein Irrtum der Ärzte war und Papa jetzt weiter ausleiden musste. Es kam dann immer eine Palliativärztin zu uns und ich habe für sie "Geschnetzeltes" gekocht. Ganz ganz komisch und irgendwie beängstigend diese Träume! Ich wünsche euch einen guten Wochenstart und sende euch ganz liebe Grüße |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hey Nina!
Ich lag anfangs auch immer ewig lang wach, meistens bis 3 Uhr und dann kam ich zum schlafen.. inzwischen gehts wieder.. ich denk da musst du nur abwarten, dann passt da alles wieder.. Und die Bücher.. wenn du sie bräuchtest, dann hättest du sicher auch Lust sie zu lesen.. das wird sicher auch noch kommen.. Hab auch 2 Stück daheim, 1 vom Palliativdienst und 1 welches mir eine Freundin empfohlen hatte und ich hab auch keins der beiden gelesen.. Ich könnte dir aber auch nicht sagen wieso.. Was ich ganz vergessen hatte: Ich find dein Zitat richtig schön und sehr passend gewählt! :) Liebe Grüße und dir auch ne schöne Woche (mit ganz lieben Schülern) |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina und liebe Flower,
ja, genauso sehe ich das auch! Wenn ihr die Bücher benötigt, dann werdet ihr sie auch lesen wollen. Wenn nicht, ist das auch gut! Sie laufen ja nicht davon;) Ich habe auch drei Bücher von Kübler-Ross gelesen, bevor mein Papa gehen musste, weil ich doch diese irrationale Angst hatte, wir würden hier zusammen bleiben, während er ganz allein gehen müsse... Na ja, und die Vorstellung von diesem Schutzengel, Geistführer oder wie auch immer man das nennen will, hat mich echt beruhigt. Ich habe sogar im Bett gelegen, alles Licht aus gemacht und darum gebeten, dass sich Papas Schutzengel mir zeigen solle bzw. mir nur ein Zeichen geben solle, dass es ihn gibt. Das hat er tatsächlich getan und dadurch kehrte in mir Frieden ein. Ich habe das alles meinem Papa berichtet und er hat gelächelt. Die schlaflosen Nächte hatte ich vorher, nach dem Tod meines Vaters hätte ich nur noch schlafen können... Dass du so etwas geträumt hast, Nina, hat bestimmt damit zu tun, dass du derzeit keine Ruhe finden kannst. Du wartest auf den Bericht und darauf, dass der Arzt ihn mit dir durchgeht. Bis dahin kannst du keine Ruhe finden. Auch im Traum nicht. Wäre nun meine ganz banale Erklärung, aber die kann auch ganz daneben liegen. Liebe Grüße und schlaft heute Nacht gut! Vielleicht helfen so kleine Rituale wie Tee trinken, Hörbuch hören, den Tag Revue passsieren lassen? Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo Nina,
ich drück dich mal ganz feste :pftroest: Wie auch die anderen bereits schrieben gibt es wohl in der Trauerphase viele Parallelen. Ich z.B. warte auch grad auf "den Zusammenbruch", bis gestern war ich ja nie wirklich alleine. Meine Eltern waren ja eine Woche hier. Bin immer noch am rotieren (mein Schatz hat ja eine kleine Firma, da ist ja auch einiges zu erl. / aufzuräumen)... Ich vermeide "nichts zu tun zu haben", bin dann aber wieder sehr traurig, dass ich mir keine Zeit nehme zu trauern. (hört sich jetzt sicher wirr an) Am Mo habe ich den nächsten Artztermin, ich bin schon innerlich am zittern, dass ich ganz ganz bald wieder zum Arbeiten muss. Klar muss ich wieder, klar ist das dann auch Ablenkung. Im Moment habe ich das Gefühl, dass es mich zerreissen würde, im Büro zu sitzen und mir über "pille-palle" Prbleme einen Kopf machen zu müssen. Dann kommen die Phasen, dass ich sehr sehr traurig werde, wenn ich 2 alte Leute nebeneinander hertippeln sehe. Ich wollte doch mit meinem Schatz alt und tüttelig werden. WARUM durften wir das nicht, WARUM die anderen?? Auf dem Friedhof habe ich ebenfalls das Gefühl, dass er nicht dort ist. Ich starre auf die Urnenwand und da ist nichts???? Ich schaue in den Himmel und habe das Gefühl, dass "dort" was ist. Ich hoffe, ich wünsche, dass unsere Lieben da wo sie jetzt sind, gelücklich sein dürfen und dass sie immer wieder auf ihre Zurückgebliebenen schauen und auf sie aufpassen. Werde die Tage auch meinen "Umzug" in den Hinterbliebenen Bereich angehen. Ganz liebe Grüße Carmen |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo Carmen! Ich freue mich von dir zu hören! Alles was du hier schreibst kommt mir sehr sehr bekannt vor! Ich warte auch immer noch auf den Zusammenbruch bzw. auch auf den Zusammenbruch bei meiner Mama! Irgendwie lenken wir uns beide so sehr ab dass wir gar nicht wirklich zum Nachdenken kommen. Wenn ich dann alleine im Auto sitze und zur Arbeit oder Heim fahre dann suche ich im Radio schon nach melancholischen Liedern und weine dann ganz laut, dann kullern die Tränen nur so! Es ist ein schreckliches Gefühl aber zugleich fühlt es sich so befreiend an.
Schön langsam habe ich den ersten Schock überwunden und es beginnt jetzt die Zeit wo mir Papa an allen Ecken und Enden fehlt und ich die Erinnerung suche. Ich kann dich so gut verstehen, dass du noch nicht so bald in die Arbeit möchtest! Es ist Ablenkung, da gebe ich den Leuten Recht (zu mir sagen sie das auch immer) aber der Umgang mit diesen Pille-Palle-Problemen ist nicht leicht, auch für mich nicht! In der Arbeit bekommt man die Oberflächlichkeit dieser Welt erst richtig mit weil man ja nicht davonlaufen kann wenn es einem zuviel wird. In den letzten Tagen frage ich mich schon immer wieder ob es wirklich ein Weiterleben nach diesem Leben gibt. Ich starre auch in den Himmel und denke mir "Herr Gott Papa, du musst mir doch ein Zeichen geben dass du da bist". Manchmal kommt eines, wie zum Beispiel der Mond oder die Sonne drängt sich durch die Wolken oder ein Vogel fliegt vorbei aber diese Zeichen sind mir nicht klar genug. Ich weiß auch nicht, vielleicht erwarte ich zuviel oder vielleicht kommt es erst wenn ich nicht damit rechne, keine Ahnung. Dass du traurig bist, dass du dir keine Zeit zum Trauern nimmst weil du dich ablenken musst das kenne ich auch nur zu gut! Ich habe sogar ein schlechtes Gewissen wenn ich etwas mache was mir Spass macht weil ich denke es ist noch viel zu früh, ich muss doch traurig sein und kann doch nicht schon irgendetwas genießen. Ach Carmen, ich kann dich so gut verstehen! Das Hadern mit dem Schicksal wenn man andere, glückliche Menschen sieht, die ihr Leben vielleicht gar nicht wirklich schätzen und man selbst fragt sich nur warum! Ich hoffe du "ziehst bald um" in den Hinterbliebenenbereich und lässt bald wieder von dir hören! Bis dahin viel Kraft, ich drück dich ganz ganz feste zurück und bin in Gedanken bei dir! :pftroest: Alles Liebe |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
Ein richtig klares Zeichen wirst du wohl nie bekommen von deinem Papa - leider können sie uns nicht mehr anrufen oder mit uns sprechen. Trotzdem bin ich sicher, dass diese Zeichen da sind. Ich suche sie nicht bewusst, aber es passiert immer wieder, dass irgend etwas aussergewöhnliches passiert und ich in der selben Zehntelsekunde an meinen Mann denke. Und dann bin ich mir sicher, dass er es ist. Und für mich ist es auch ein Zeichen, dass ich - wenn ich sein Bild ansehe - ein ganz, ganz warmes Gefühl in meinem Herzen habe. Ich weiß, dass er dort ist, dass er dort in meinem Herzen weiter lebt und immer bei mir sein wird. Das ist für mich der größte Trost. Und mach dir keine Gedanken darüber, wenn du dich über irgend etwas freust und auch wieder lachen kannst. Unsere lieben Verstorbenen freuen sich darüber, wenn es uns gut geht - sie sind mit uns traurig, wenn es uns schlecht geht. Also lass deinen Gefühlen freien Lauf und mach dir keine Vorwürfe, dass du zuwenig trauerst. Die Trauer kommt und geht in großen Wellen, und zwar dann, wenn SIE will, nicht wenn du willst. Vertrau auf deine Gefühle und lach, wenn dir zum lachen zumute ist, ohne je ein schlechtes Gewissen zu haben. Liebe Grüße Edith |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich kann mich Edith nur anschließen... Je sehnlicher du auf dieses Zeichen wartest, desto weniger wirst du es bemerken. Es wird dich wahrscheinlich überrumpeln, wenn du es am wenigsten erwartest. Und es muss auch nichts großes Bedeutsames sein... Es kann ganz klein und nebensächlich erscheinen. Für meine Mama war es ein Zeichen, als sie nach Papas Tod das Fenster öffnete, damit seine Seele frei würde und sich auf einmal der Wind in der Gardine verfing und es ordentlich flatterte. Somit meinte sie, es sei alles in Ordnung, da er ihr versprochen hatte, ein Zeichen zu geben. Für mich war diese Taube im Baum ein Zeichen meines Vaters. Ein seltsames Zeichen, das ich nicht wahrhaben wollte, weil mein Papa doch Tauben nicht ausstehen konnte. Aber trotzdem hat er mir wohl eine geschickt bis zum Tag der Beerdigung. Mittlerweile sind die Zeichen fast verschwunden, doch ich finde wunderschön, was Edith beschreibt. Dieses warme Gefühl beim Anblick des Fotos... Mir ergeht es ähnlich, wenn ich das Lieblingsfoto meines Papas anschaue. Manchmal flitze ich dann auch zur Kommode und drücke dem Bild einen Kuss auf. Liebe Grüße Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo ihr Lieben und danke für eure Antworten! Ja, ich glaube ich versteife mich da zuviel auf ein Zeichen von Papa. Ich suche ja förmlich danach weil ich einfach nicht verstehen kann dass er jetzt weg ist und nicht mehr kommt.
Je länger die Zeit jetzt dauert, desto schwieriger wird es für mich und desto mehr vermisse ich ihn. Vorher war der Schock, dann dachte ich immer vielleicht ist er noch im Krankenhaus und jetzt weiß ich dass er nie wieder kommt. Das wird mir jetzt sehr sehr oft bewusst und das tut weh. Mein Papa hat immer alles gewusst, egal welche Fragen ich hatte, Papa wusste eine Antwort oder er hat sich schlau gemacht. Gerade beim Autofahren, wenn ich nicht genau weiß wo ich hin muss oder wie ich fahren muss habe ich immer Papa angerufen oder vorher gefragt. Er fehlt einfach! Am Freitag waren wir im Krankenhaus und haben uns auf der Station nochmal für alles bedankt. Wir sind ja am 23., als Papa starb im Schock einfach gegangen und haben uns weder richtig bedankt noch haben wir irgendwas gefragt. Mama hat extra Anfang letzter Woche im KH angerufen ob sein Arzt Dienst hat und das wurde uns bestätigt. Leider war er dann am Freitag doch auf Fortbildung. Wir haben ihm einen Geschenkskorb mit edler Schokolade und eine Karte hinterlassen. Seine Vertretung, ein junger Turnusarzt, der sehr nett war hat mir den letzten Bericht noch kurz erklärt. Leider haben sie die wirkliche Todesursache von Papa nicht mehr festgestellt und auch nicht herausgefunden. Es steht Organversagen drin aber welches Organ letztendlich versagt hat das weiß keiner. Der Arzt erklärte uns dass bei einer so schweren Krankheit dann meist irgend ein Organ versagt und dass das dann ganz schnell gehen kann, wie es eben bei Papa war. Er erklärte mir aber dass er, wenn er ruhig und mit geschlossenen Augen im Bett gelegen ist, sicherlich keinen Kampf hatte und weggeschlafen wäre. Das ist mir sehr wichtig da ich ja noch immer in meinen Gedanken die letzte Nacht "rekonstruieren" möchte und herausfinden möchte ob er uns nicht doch gebraucht hätte. Ja, wir haben dem Arzt dann den Geschenkskorb dort gelassen, ich bin gespannt ob er sich telefonisch oder schriftlich bei uns meldet. Irgendwie würde ich mich freuen, erwarte es aber nicht. Die Krankenschwestern, die zum Großteil (bis auf 2 ) auch sehr nett zu Papa waren haben eine große Schachtel Merci und eine Dankeskarte mit 50 Euro für ihr Sparschwein bekommen. Es war irgendwie komisch wieder auf der Station zu sein. Ich hoffe ich muss da nie wieder hin! Ach ja, für Papas Grab hab ich auch eingekauft! Eine kleine Vogeltränke mit Schmetterlingen drauf und ein kleiner wachender Hund (der soll einen Liebling Gina darstellen). Gina passt am Grab auf ihn auf! Das Grab sieht lustig und wunderschön frühlingshaft zugleich aus. Papa ist kein wirklicher Engelstyp, da passt der Hund schon mehr zu ihm! Ich wünsch euch noch einen schönen Sonntag abend und einen guten Wochenstart! Die Woche wird hoffentlich sonnig! Liebe Grüße:winke: |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ach, da sind so viele Parallelen! Mein Papa hat mir auch immer erklärt, wie ich wo hinkomme und als ich 1997 in die Bretagne gefahren bin, hat er mit mir zusammen die Strecke ausgearbeitet und mir einen Merkzettel gebastelt, der mich sicher nach Brest gebracht hat:) Und überhaupt gab es so vieles, da ich seinen Rat brauchte und schätzte. Er hat mit mir die Wohnung tapeziert und mir erklärt, worauf ich achten muss. Und es gibt so viele Augenblicke, da er mir so sehr fehlt! Und auch mein Papa war kein Engelsfreund;) Er bat uns darum, ihm nie so einen "Kitsch" ans Grab zu stellen. Und Gartenzwerge hat er auch verabscheut!:D Ich finde es ganz schön, dass ihr das Grab so liebevoll gestaltet habt und Gina jetzt sozusagen dort Wache hält. Umarmung Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich kann Dich gut verstehen. Bei uns war es ebenso. Wenn ich ein Problem hatte, habe ich Papa angerufen. Gerade wenn es um so Dinge wie Auto, Versicherungen, Finanzielles oder was auch immer ging. Papa hatte immer ein Lösung oder er hat sich gekümmert...Das fehlt noch immer. Meine Mama ersetzt ihn zwar toll, weil sie immer weiss, was Papa gesagt oder gemacht hätte, aber es ist nicht dasselbe. Ich bin ihr trotzdem zutiefst dankbar, dass sie versucht für uns die Lücke in dieser Hinsicht ein bißchen zu füllen. Ich finde es schön, dass Ihr den Ärzten und Schwestern etwas habt zukommen lassen. Das hat meine Mama damals auch gemacht. Verstehen kann ich sehr gut, dass Du an diesen Ort nicht zurück möchtest. Das möchte ich auch nicht. Ich hoffe aber ganz doll, dass Du nun ein bißchen zur Ruhe kommst, was die letzte Nacht von Deinem Papa angeht. Ich glaube auch, dass er sich ganz bestimmt nicht quälen musste, wenn er so friedlich aussah. Meiner Schwester und mir sagte Mamas Onkologe übrigens auch mal, dass sie sehr wahrscheinlich nicht am Krebs an sich versterben wird, sonder das einfach ein Organ aufgeben wird. Liebe Nina, es wird noch eine Zeit dauern, bis man das Unfassbare fasst. Ich drücke Dich ganz fest! LG! Tina PS: Papas Grab ist im Sommer auch immer voller bunter Blumen - das mochte er. Und nur ein kleines Herz haben wir noch zu ihm gelegt...Irgendwie ist es doch wichtig, auch wenn man denjenigen dort nicht so wirklich fühlt... |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
das hatte ich gestern vergessen... Die Todesursache deines Papas. Wir wissen auch nicht, woran mein Vater letztendlich verstorben ist. Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit der Dame von Kompass, die uns beraten hat bezüglich der Krankenkasse und des Gutachters. Sie selbst war mal Intensiv-Krankenschwester. Sie hat uns erklärt, dass ein Krebspatient meist an Organversagen stirbt, denn die Gabe von all diesen heftigen Medikamenten (Morphium und Konsorten) schädigt letztlich auch die Funktionen der lebenswichtigen Organe. Niemand könne über einen langen Zeitraum so einen Medikamentenkonsum unbeschadet überstehen. Sie hat mir auf meinen Wunsch hin auch erklärt, was mit unserem Körper während des Sterbeprozesses geschieht. So konnte ich das alles besser nachvollziehen. Den rasselnden Atem, die Aussetzer und dann wiederum der flache Atem, der bereits ein Indiz dafür ist, dass der Tod demnächst eintritt. Der Körper wird nicht mehr so gut versorgt und daher erkalten auch die Gliedmaßen als erstes. Der Rumpf und der Kopf werden bis zum Schluss noch durchblutet. Mich hat es sehr getröstet, als ich von Vavi ihr Gespräch mit ihrem Papa las, der nichts von alldem mitbekommen hat. Nichts wusste, dass sein Atem so rasselte, dass er schon fast weg war und auch keine Erinnerung an Schmerzen und Leid hat. Daher denke ich, dass wir davon ausgehen können, dass unsere Papas nicht bewusst Schmerzen gespürt haben. Vielleicht weil ihre Seele bereits den Körper verlassen hatte. Denk daran, dass dein Papa so friedlich aussah und die Augen geschlossen hatte, als würde er schlafen. Auch mein Papa sah so aus und um seine Mundwinkel spielte ein ganz leichtes Lächeln. Er muss beim letzten Atemzug etwas Schönes erblickt haben... Alles Liebe Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo!
Genau heute vor einem Monat, am 23.2., es war ebenfalls ein Samstag, hat Papa seine Reise angetreten in eine Welt die uns noch verborgen ist und hoffentlich schöner oder zumindest genauso schön ist wie unsre hier! Ich möchte so gerne wissen wo sie hinkommen unsere Liebsten! Wir wissen alles, können alles erforschen, nur das bleibt unerforscht und ich habe das Gefühl dass wir es niemals lebend erforschen werden. Ich bin auf der Suche! Ich interessiere mich momentan so sehr für die Welt hinter unserer Welt! Was ist da? Können sie uns sehen? Ich sauge im Moment alles auf was mit Religion und Naturwissenschaften zusammenhängt nur um meinen Papa ein bisschen näher zu kommen und um zumindest ein wenig zu verstehen oder erahnen können wo er jetzt wohl sein wird. Ich weiß, ich werd es nie sicher wissen. Selig sind die die glauben ohne zu wissen! Aber es ist schwer und es tut weh! Nicht immer aber manchmal und da tut es dann sehr weh! Heute hab ich einen Freund von Papa auf der Tankstelle getroffen, er bot mir seine Hilfe an. Wenn immer wir Männerarbeit brauchen, wir sollen ihn anrufen. Und er fragte ob er Papa was kleines ans Grab stellen darf, er hätte schon etwas daheim für ihn. Ich war im Gespräch noch sehr gefasst, brach dann im Auto in Tränen aus! Habe mir heute die CD von Ich + Ich gekauft, hatte sie schon mal vor längerer Zeit daheim, ist aber irgendwie verschwunden. Ich höre gerne das Lied "Universum" - ich denke dabei an Papa. Nicht so dass ich weinen muss, es ist kein Trauerlied und es stimmt mich auch nicht traurig, es ist schön und aufheiternd! Mama, ich und Gina fahren morgen früh für 5 Tage an den Gardasee. Wir wollen dort mal richtig entspannen, es uns gut gehen lassen und nichts tun. Ich hoffe Papa ist mit seiner Seele dabei und passt auf uns drei auf. Mama und ich haben früher oft Kurzreisen zusammen gemacht, Papa hat immer auf Gina aufgepasst, er war nie der Sightseeingtyp. Er hat es uns immer so gegönnt und ich denke auch jetzt freut er sich für uns! Was mich ein bisschen plagt ist dass wir Papas Arzt ja einen kleinen Geschenkskorb mit einer Dankeskarte hinterlassen haben (weil er ja am Freitag nicht Dienst hatte) und ich mir eigentlich erwartet hätte dass er sich meldet bei uns. Ich weiß, man sollte schenken und sich nichts dafür erwarten nur ich hätte es mir halt gewunschen dass er sich bei uns bedankt. Ich weiß nicht warum aber es wäre halt für mich ein Abschluss mit dem Krankenhaus gewesen. Aber es hat halt nicht sein wollen und wir haben unseren Dank ausgedrückt und das passt. Ich hoffe Mama und ich haben schöne 5 Tage! Wir sind zwar beide noch ein wenig durch den Wind und leicht reizbar. Ich hoffe wir gehen uns nicht gegenseitig auf die Nerven wenn wir so viel zusammen sind. Ich freu mich auf jeden Fall darauf! Papas Glücksbringer, ein kleines Hufeisen aus Ton, dass ihn durch die ganze Krankheit begleitet hat, kommt natürlich mit! Meld mich dann in 5 Tagen wieder, bis dahin liebe Grüße und passt auf euch auf!!!! Wünscht mir ein paar Sonnenstrahlen! :winke: |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina,
ich wünsche euch von Herzen ein paar wundervolle Tage voller Sonnenschein am Gardasee! Da muss es unheimlich schön sein! Und ich denke, dass euch der "Tapetenwechsel" sehr gut tun wird. Man entkommt so ein bißchen seinem Alltag und sieht einfach mal etwas anderes. Natürlich werdet ihr nicht in Hochstimmung verfallen, doch das tut ja auch gar nicht Not. Zeit, um die Seele baumeln zu lassen, um zu entspannen, Zeit für euch und auch für Gina. Wir sind letztes Jahr über Ostern ja eine Woche nach Dänemark gefahren. Helli und mir hat das sehr gut getan, meine Mama hingegen war so sehr in ihrer Trauer gefangen (verständlichlicherweise), dass es ihr schwer fiel, sich an irgendetwas zu erfreuen. Aber immerhin haben wir drei gemeinsam Zeit verbracht. Heute kann sie so etwas wieder genießen. Meine Ma und ich sind in Dänemark ordentlich aneinander gerasselt... Im nachhinein schäme ich mich dafür, dass ich so wenig Geduld und wohl auch Einfühlungsvermögen hatte, doch ich war ja selbst traurig. Nur ihre Trauer ließ sie regelrecht in eine Depression versinken. Habe ich erst später erkannt. Ich wünsche euch auf jeden Fall eine schöne Zeit, jede Menge Wärme und Sonnenschein! Passt auf euch auf und bis demnächst!!! (Ich fahre morgen mit Töchterlein nach Berlin, juhuuuuuu!) Miri |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina!
Ich wünsch euch ebenfalls ein paar schöne Tage und hoffe, ihr könnte die Zeit einigermaßen genießen! Liebe Grüße! |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Hallo Nina,
auch ich wünsche dir und deiner Mama ein paar schöne Tage. Das macht ihr gut, mit dem wegfahren! LG Carmen |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina
Lasst es euch gut gehen - dein Papa wird euch begleiten. Ich wünsche euch viel Sonne und Wärme und gute Erholung. Liebe Grüße Edith |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
Liebe Nina!
Ich habe gestern an Euch gedacht! Ich wünsche Dir und Deiner Mama ein paar ganz schöne Tage am Gardasee! Dein Papa freut sich ganz bestimmt, dass ihr den Trip macht. Ihm ist es ganz sicher viel, viel lieber, wenn ihr es Euch ein wenig gut gehen lasst. Er freut sich! Durch die Ortsveränderung habt ihr neue Eindrücke und werdet Euch bestimmt nicht nerven. Genießt es! Ich wünsche Dir und Deiner Mama ganz viele sonnige Tage! Drück Dich! Tina |
AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben
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