![]() |
Geht es euch auch so?
Hallo zusammen!
Gerade komme ich vom Jobcenter, wo ich ein erstes Gespräch mit einem Arbeitsvermittler hatte. Da die Rente meines Mannes nicht zum Leben reicht, bin ich gezwungen ergänzende Sozialleistungen zu beantragen. Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass ich von Beginn der Leistungen an jeden Werktag erreichbar sein muss, und auch lässt man mich noch einen Monat in Ruhe bevor Arbeitsangebote auch als Ein-Euro-Job verpflichtend angenommen werden müssen. Außerdem habe ich vor dreißig Jahren eine Ausbildung als Altenpflegerin gemacht und die werden händeringend gesucht. Ich habe diesen Beruf nie ausgeübt, weil ich damals depressive Probleme hatte und zwei Mal in Psychosomatischen Kliniken eine Therapie machen musste. Zuletzt war ich als Verkäuferin in einem Deko-Geschäft tätig. Da ist der Vermittler nicht drauf eingegangen. Es ist schon zehn Jahre her... Ich habe auch noch meinen Golden Retriever zu versorgen und auszuführen,und weiß nicht, wie das alles funktionieren soll in Zukunft. Als ich da raus war fühlte ich mich wie erschlagen von den neuen Verpflichtungen die da auf mich zukommen und habe eigentlich auf dem ganzen Weg nach hause geweint. Hier ging es dann weiter, konnte mich gar nicht beruhigen, denn mein Mann fehlt mir so sehr, ich finde kaum Worte dafür. Er hat mir in allen Lebenslagen immer sehr viel Kraft und Halt gegeben. Jetzt muss ich den Weg ohne seine Liebe und Fürsorge weiter gehen und ich fühl mich gerade jetzt mutlos und wenn ich in die Zukunft schau wird mir ganz bang. Gibt es hier im Forum Menschen denen auch die Altersarmut droht? Vielleicht haben die meisten noch einen Arbeitsplatz oder ihr auskommen mit der Rente? Über Antworten würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta!
Weine nicht!!!!! Ich kann deine Angst vor der Zukunft verstehen. Dein Fels in der brandung ist nicht mehr da und du bist auf dich selbst gestellt. Es ist schwer und natürlich eine RiesenHerausforderung! Lass dir noch mal einen Termin beim Jobcenter geben, frage nach einem anderen Vermittler. Wenn du deinen erlernten Beruf aus Gesundheitsgründen nicht ausüben kannst, kann man dich dazu auch nicht zwingen! Da fehlte es deinem Gesprächspartner ein wenig an Einfühlungsvermögen!!! Altersarmut ich werde schon ganz traurig wenn ich das Wort höre! Ich habe letztens erst wider im tv einen Bericht darüber gesehen. Eine Dame von 84 Jahren geht putzen damit sie über die runden kommt! Ich finde es so schlimm! Ich bin sehr froh das mein Papa nach Mama's Tod finanziell sich keine Sorgen machen muss! Es tut mir so leid für dich, steckst in mitten der Trauer und musst dir jetzt auch noch sorgen um finanzielle Nöte machen! Wohnst du zur miete? Wenn ja kannst du Wohngeld beantragen! Ich würde dir so gerne helfen! Bin ganz traurig das es sowas wie altersarmut in Deutschland gibt!! Viel Kraft zu dir!!!! Mausi |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Mausi!
Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte, es hilft gerade wenn ich sie lese. Ich habe die Krankengeschichte und den Sterbeprozess deiner Mutter-wie du beides eindrucksvoll geschildert hast- häufig mitgelesen und fand es stark wie intensiv und liebevoll du dich in der langen Krankheitsphase ihr zugewandt hast. Auch jetzt bewegt es dich noch so sehr, dass du nicht müde wirst anderen Menschen deine Erfahrungen und dein Mitgefühl in dieser schwierigen Zeit mitzuteilen. Du bist ähnlich sensibel wie ich,- auch wenn andere das ein wenig skeptisch sehen mögen, weil sie gefasster mit der Situation umgehen oder es sich nicht anmerken lassen,- brauche ich ähnlich wie du noch lange bis ich die ganze schwere Zeit und den Verlust des geliebten Menschen verarbeiten kann. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
ich möchte dich ermutigen, den nun unfreiwilligen Neustart ins Berufsleben nicht nur als Last zu sehen, sondern auch als Chance zu begreifen. Es gibt dem Alltag Struktur, schafft neue Kontakte und hilft dabei, sich in der neuen Lebenssituation einzufinden. Dabei bist du nicht alleine von einem Jobvermittler der Arbeitsagentur abhängig. Du kannst selbst aktiv werden und dich dort bewerben, wo du dir einen Job vorstellen könntest. Gerade im inhabergeführten Einzelhandel oder in kleinen Firmen führt vorbeigehen und nachfragen oft zu einem ersten Gespräch und eventuell - mit Zuversicht und Glück - auch schon zum Ziel. Nur Mut, du schaffst das! Herzliche Grüße Simi |
AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
wenn das mit dem Neustart so einfach wäre würde ich es schon bald tun.Momentan fühle ich mich nicht in der Verfassung nach kurzer Witwenzeit so schnell zu arbeiten. Ich beweg mich auf die sechzig zu und glaube nicht recht daran dass mich (auch wenn ich es will ) noch jemand einstellt. Mein Herz liegt wie ein Stein in der Brust und ich bin froh, dass ich mich im Alltagsleben mehr schlecht als recht um mich selbst kümmern kann. Es braucht seine Zeit und ich werde alles vermeiden was mich in Zukunft belasten würde. Einen Halbtagsjob ( wenn auch nur für einen Euro in der Std.) kann ich mir allerdings in Zukunft vorstellen, wenn ich meinen Golden Retriever- er heißt übrigens Yogi- dort mit hinnehmen kann. Das habe ich gestern schon beim Arbeitsberater kund getan. Ich könnte ihn niemals den ganzen Tag allein zu hause lassen. Es stimmt, das eine Beschäftigung in der ich unter Menschen bin mir helfen könnte zurück ins Leben zu finden. Danke für die Gedanken an mich und noch einen schönen Abend. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta!
Ich glaube fest an dich du schaffst das! Vielleicht findest du irgendwo im Verkauf einen Minijob frag doch mal in den geschäften! Mein Papa geht neben der Rente jede Woche einen Tag für 7 Stunden arbeiten! Dir würde es doch finanziell schon weiter helfen, wenn du einen 400€ Job findest? Ich wünsche dir ganz ganz doll das du zurück ins Leben findest! Ich sehe an meinem Papa wie schwer es ist, aber glaub an dich!!!! :pftroest: Lg mausi |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta,
finanzielle Probleme hatte ich nicht, ich hatte Arbeit und ein ganz gutes Gehalt. Aber aus anderen Gründen kenne ich mich mit Job-Centern aus. Das Ziel dort ist, möglichst schnell in „bedarfsdeckende Beschäftigung“ zu vermitteln. Das ist aber für die Betroffenen nicht immer richtig. Man muss die Arbeit auch körperlich und psychisch aushalten. Pflege ist sehr schwer. Ich würde mich erst einmal Krank-schreiben lassen. Später kann der medizinische Dienst untersuchen, was an Belastungen möglich ist. Wohngeld gibt es übrigens nicht, weil die Mietkosten vom Job-Center gezahlt werden. Vielleicht reicht ein Mini-Job um aus der Situation herauszukommen. Das ist abhängig von der Höhe der Witwenrente.Viel Erfolg Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta!
Habe eben deine Zeilen gelesen. Es tut mir leid, daß du nun auch noch solche Sorgen hast! Im Angehörigenforum hatte ich dir auch geschrieben, aber ich dachte mir schon, daß ich dich hier finde! Ich habe übrigens auch einen Hund und kann dich super gut verstehen. Hier gibt es die Möglichkeit eines "Dogsittings", d.h. du könntest stunden- oder tageweise, über Nacht wie einen Urlaubsgast auch einen Hund betreuen. Dafür gibts Geld, du kannst dir die Vierbeiner aussuchen und wenn deiner ganz verträglich ist ,wäre das vielleicht eine Option deine Haushaltskasse unter anderem aufzubessern! Daß du so schnell nach dem Tod deines Mannes nicht voll einsteigen kannst ist eigentlich logisch. Gibts da nicht ne Möglichkeit sich das ev. von der HA bestätigen zu lassen um etwas Zeit zu gewinnen? Sind nur so Gedanken von mir. Meiner Mama gehts weiterhin gott sei Dank gut, Antibiotika abgesetzt. Im Herbst fahre ich wahrscheinlich wieder hin. Liebe Jutta, ich wünsch dir erstmal alles Gute, bleib stark und schön, daß du einen vierbeinigen Freund hast, die verstehen einen manchmal besser als die Zweibeiner! Liebe Grüße Nicerl |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta,
Zitat:
Zitat:
Liebe Jutta, es ist so schwer, Dir etwas Trost zu geben, mir fehlen einfach die Worte. Lass die Trauer in allen ihren Phasen zu, egal wie lange es dauert. Wenn es Dir wieder besser geht, kannst Du ja selbst nach einem Job, der Dir Spaß machen könnte, Ausschau halten. Alles alles Liebe :pftroest: und viele Grüße Petra |
AW: Geht es euch auch so?
Nur eine Anmerkung,
ALG II würde ich auf jeden Fall beantragen, auch wenn man dann krank wird. liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Mausi, Hermann, Nicerl und Peggi!
Mit so viel Resonanz habe ich nicht gerechnet, um so mehr freue ich mich darüber. Bevor das Arbeitsamt mich vermitteln kann brauche ich erst einmal den entgültigen Rentenbescheid. Bisher habe ich nur die Antragsbestätigung und rechne täglich damit den Bescheid zu bekommen. Dann werde ich sehen ob ein Minijob ausreicht ohne das zusätzliche Leistungen vom Arbeitsamt nötig sind. Am Montag ist ein Termin bei der Leistungsabteilung.Mal hören was ich dort erfahre. Ich kenne mich mit dem Ablauf beim Arbeitsamt nicht besonders gut aus. Hermann und Nicerl: DenTipp mit der Krankschreibung ist eine gute Idee, es dürfte keine Probleme damit geben. Ich habe vor, den Hausarzt zu wechseln weil ich mich bei unserer Ärztin nicht gut aufgehoben fühle und nur aus Bequemlichkeit da blieb. Ab Okt. gehe ich zu dem Palliativarzt der schon meinen Mann von zu Hause aus gut betreut hat, denn er ist auch Allgemeinmediziner. Der Hund ist jetzt mein bester Freund, auch wenn er Ingo nicht ersetzt. Ich kann ihn jetzt besser um mich haben als manchen Zweibeiner, er ist so herrlich unkompliziert. Nicerl: Es tut mir leid das ich auf dein Schreiben im Angehörigenforum nicht reagiert habe ich wollte doch aufpassen wenn sich etwas Neues ergibt, aber zum Glück gibt es von deiner Mutter nur Gutes zu berichten.Weiter so!!! Allen eine Gute Nacht Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
ich kann dir nur raten, dein Anliegen nochmals an kompetenter Stelle zu schildern. Eine Krankschreibung nützt dir m.E. nichts, wenn die Witwenrente nicht rumreicht, außer du liegst unter dem HartzIV-Satz. Für Krankengeld und AlgI müssen Anwartschaften erfüllt sein, die bei dir vermutlich nicht vorliegen. Als Hundebesitzerin weiß ich um deine speziellen Bedürfnisse bezüglich Yogi. Bei der Arbeitsagentur hat dies kein Gewicht, aber ihr beide müsst finanziell ein Auskommen haben. Daher mein gestriger Beitrag hier, trotz der emotional schwierigen Situation selbst aktiv zu werden. Alles alles Gute euch beiden Simi |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
wichtig ist die Höhe der Witwenrente. Wenn sie über dem Regelsatz von Hartz IV plus Miete und Nebenkosten liegt, gibt es keine Probleme. Wenn sie darunter liegt, musst Du als "Aufstockerin" zum Job-Center. Dann kann eine Krank-Schreibung wichtig sein, wenn Du zu sehr unter Druck gesetzt wirst.Du bekommst dann weiter Geld vom Job-Center, man kann Dich aber nicht unter Druck setzten. Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle!
Gestern war ich mit meiner Schwester auf dem Friedhof und wir sahen das alle Blumenkränze abgeräumt waren. Das Grab von Ingo ist jetzt völlig leer richtig anonym. Von einem Holzschild mit seinem Namen riet der Steinmetz ab denn der Stein soll relativ schnell fertig sein. Es ist aber noch nicht soweit und jetzt liegt eben gar nichts da. So mag ich dort nicht hingehen und finde es schade denn ich bin sonst täglich dort manchmal morgens und abends. Heute ist wieder so ein komischer Tag an dem ich so oft ich kann die leere kalte Wohnung verlasse und mit Yogi durch die Felder Wälder oder die Straßen ziehe. ich habe kein bestimmtes Ziel, möchte nur Dem Alleinsein entfliehen. Manchmal ist der Tod eine düstere Bedrohung für mich, dann wieder sehe ich ihn als tröstlichen Gefährten. LG. Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo !
Ich habe schöne Rosen besorgt und stelle sie zusammen mit einer Kerze auf das Grab. Mach mich gleich auf den Weg ins Fitnesscenter und will versuchen den Samstag so gut wie möglich zu gestalten. Bis später Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle!
Ich habe mir nochmal Gedanken über das Leben ohne meinen Mann gemacht. Immer wieder stelle ich mir die Frage: Wer bin ich, für wen halten mich die anderen, was möchte ich noch tun und was unterlass ich besser? Bei Ingo konnte ich mein wahres ich zeigen, so wie ich wirklich bin. Mal launisch mal verträglich usw. Auch er hat seine Schwächen nicht verbergen müssen, das gegenseitige Vertrauen war groß. simi: Sei bitte nicht böse, auch wenn die Absicht gut gemeint ist, fühle ich mich ein wenig bedrängt, wenn ich 3 Wochen nach dem Tod meines Mannes Bewerbungen schreiben soll. Ich bin innerlich nicht dazu bereit, zu tun was andere von mir erwarten, auch wenn sie mir helfen wollen. Wie lange "darf " die Zeit des Trauerns dauern, wie lange ist sie "normal"? Der Verlust verursacht auch nach Monaten, nach einem Jahr oder länger unsagbaren Schmerz. Früher gab es Rituale, die Trauernden eine gewisse "Schonfrist": das Trauerjahr einräumte. Man musste nicht nach ein paar Wochen wieder zur Tagesordnung übergehen, sondern hatte Zeit. Auch die schwarze Trauerkleidung war eine Möglichkeit der eigenen Gemütsverfassung Ausdruck zu verleihen. Allerdings muss jeder selbst herausfinden was zu ihm und seiner Gefühlslage passt. Ich war psychisch schon immer etwas labil. Mein Mann hat mir Sicherheit und Halt gegeben und ich muss mich langsam an einen Neuanfang gewöhnen. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
das Trauerjahr ist gut, wenn man es nicht dogmatisch anwendet. Es sollte ein Schutz für die Trauernden sein, aber kein inneres Gefängnis. Ich wusste, dass ich umziehen muss, habe aber fast ein Jahr gebraucht bis zum Abschluss des Umzugs. Ich hatte Arbeit und das hat mir ganz gut getan. Aber meine Situation war anders. Ich war in meinem Beruf, Kollegen hatten Verständnis und ich war mit der Arbeit zufrieden. Aber in der Trauerzeit beruflich neu anzufangen hätte ich auch nicht gekonnt. Lass Dir Zeit und triff keine übereilten Entscheidungen. Dann wirst Du hoffentlich das Richtige finden. Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Zusammen!
Schon wieder ist Sonntag und es ist ein trüber regnerischer Tag. Ich spüre gerade an solchen Tagen wie die Einsamkeit in mir aufsteigt. Wenn ein Mensch stirbt , verlischt eine eigene Welt, von Gefühlen und Gedanken, von Erlebtem und Ungelebtem. Eine Welt geht unter mit all dem , was genau diesen Menschen ausgemacht hat. War das alles? Und wenn es so wäre, welchen Sinn hätte das Leben dann gehabt? Vielleicht ist doch jeder nur ein kleines Rädchen im großen Weltgetriebe. Im Gedächtnis bleibt, wie Ingo für mich war als er lebendig war. Sein Lachen, sein Humor aber auch seine Macken lassen wieder Momente der Nähe entstehen. Das hat mich geprägt, das sind die Spuren die er in meinem Leben hinterlassen hat. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Hermann und alle Anderen,
es ist wie du es sagst und Hermann hat es so ähnlich ausgedrückt. Wer trauert wirkt depressiv und nicht aktiv genug um in der Welt der"normalen Menschen" einen angemessenen Platz zu finden. Da ist sie wieder die "Verleugnung des Todes" mit ihrer erschreckenden Realität, die nur von wenigen verstanden und deshalb meistens verdrängt wird. Auch erlebe ich, das Schwiegermutter mit mir konkurriert was die tiefe der Trauer betrifft. Eine Mutter trauert intensiver um ihr Kind als die Frau die "nur" den Mann verloren hat sagte sie mir gestern wieder am Telefon. Sie als Mutter hat das Kind schon im Mutterleib lebhaft gespürt, die ersten unbeholfenen Schritte erlebt und das Kind ermutigt aufzustehen, hat es liebevollauf den Arm genommen und beschützt. Das ist alles richtig und gut so, gehört aber schon länger der Vergangenheit an, sie erinnert sich jetzt wieder schmerzlich an diese Zeit... Ich habe im Laufe der langen Jahre die ich mit meinem Mann verbracht habe soviel Intimität und Vertrauen in der Zweisamkeit erlebt , wie ich sie sonst mit niemandem hätte teilen können. Jedem sollte das Recht zugestanden werden so zu Trauern wie er es für richtig hält. Die Intensität und Dauer sind für jeden anders, können nicht gemessen werden. Ich wünsche allen einen guten Start in den Montag. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo ihr Lieben!
Noch bin ich mit Anträgen und Kündigungen beschäftigt. Das arbeite ich alles schnell hintereinander ab, denn es ist mir wichtig das diese Dinge erledigt werden, wer weiß was noch kommt.- Mein Mann hat diese Formalitäten früher immer selbst erledigt und ich war froh, mich damit nicht beschäftigen zu müssen. Nun muss ich es tun und bin gar nicht so überfordert damit wie ich anfangs dachte. Fast überall auf den Ämtern , der Krankenkasse und Rentenversicherung etc. wird zügig gearbeitet, denn seit es( ja schon länger) überall Computer gibt wird vieles maschinell bearbeitet und fix und fertig ausgedruckt. Zu der Grabgestaltung kann ich sagen, das ich mich schon auf den Grabstein mit vollständigem Vor-und Nachnamen sowie das komplette Geburts- und Todesdatum freue, denn erst wenn alles steht ist es für mich ein Ort der liebevollen Erinnerung. Ein Sockelkerzenhalter und ein ovales Bild aus Keramik von Ingo (aus gesunden Jahren) runden das Bild noch ab. Das macht wie ich gelesen habe jeder anders. Für mich selbst wird es z.B. eine anonyme Bestattung geben, denn ich wüsste nicht, wen ich mit der Grabpflege belästigen sollte. Es ist mir persönlich auch nicht so wichtig. Mit dem Alleinsein werde ich wahrscheinlich größere Problem kriegen wie die meisten anderen hier. Ich müsste mir einen neuern Bekanntenkreis suchen. In meinem Alter ist das gar nicht so einfach,- aber vielleicht nicht aussichtslos.- Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle!
Heute möchte ich von meinen Gedanken erzählen, die sich mal wieder mit der Vergänglichkeit beschäftigen. Ich habe gelesen das sich drei Viertel aller Menschen einen"schönen" Tod wünschen. Einen plötzlichen Tod, schnell und schmerzlos. Die Realität sieht anders aus. Mehr als die Hälfte aller Menschen stirbt einen "Tod mit Ansage". Sie erhalten die Diagnose einer tödlichen Krankheit. Ihr Leben wird durch Therapien so lange wie möglich verlängert. Es ist die Art von Tod, von der die meisten hoffen, dass sie ihnen möglichst erspart bleibe. Auch ich habe große Angst davor so leidend zu sterben wie mein Mann. Bei meiner Großmutter und beim Vater war es auch ein ähnlich unangenehmes Sterben durch eine Krebsdiagnose wie ich es ja kürzlich wieder erleben musste. Ich kann nicht das wann und auch nicht die Todesart entscheiden, aber ich möchte zumindest das "Wie" beeinflussen. Da ich nun verwitwet bin,habe ich beschlossen, mich so gut wie möglich darauf vorzubereiten. Hierzu gehört eine ausführliche Patientenverfügung vor der ich mich immer gedrückt habe, sowie die Entscheidung in einem Hospitz unterzukommen wenn es soweit ist. Damit das alles gut gelingt habe ich mich entschlossen- wie schon erwähnt- meinen Hausarzt zu wechseln. Der neue Arzt ist der ambulante Palliativarzt, der meinen Mann noch kurzfristig betreut hat. In der ersten Oktoberwoche habe ich einen Termin dort und ich glaube das meine Entscheidung richtig ist. Ich soll dann gründlich untersucht werden, vielleicht auch wegen des "Phänomens des Nachsterbens"? Macht ihr euch ähnliche Gedanken zu diesem Thema oder hat jemand Schritte unternommen die in diese Richtung gehen? Für Antworten wäre ich dankbar. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta!
Deine Entscheidung für deine Zukunft was Patientenverfügung und alles drum herum angeht finde ich klasse. Mein Papa wird das auch machen. Bei meiner Mama haben wir ewig erzählt wir müssen das machen schon Jahre bevor sie erkrankte. Letzten Endes haben wir ihre Patientenverfügung im Januar diesen Jahres gemacht und sie hat sehr viel dabei geweint! Es ist gut alles zu regeln wenn man gesund ist! Wohngemeinschaften hört sich gut an, aber man sollte sich so einen Schritt ganz genau überlegen! Ich wünsche dir alles liebe! Mausi |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle!
Mein Mann hatte auch so eine Vorahnung das der anhaltende Husten etwas schlimmeres zu bedeuten hat. Er sagte noch im Oktober 13 zu mir:"Ich werde schon nicht gleich notgeschlachtet.--- Im November hörte er dann die Diagnose"fortgeschrittener Lungenkrebs." Damit rechneten wir nicht,- hatten wir doch vor 10 Jahren mit dem Rauchen aufgehört-. Ihm hat es nicht geholfen. Ich habe genauso viel geraucht wie er und blieb verschont. Die Gefühle sind nach wie vor sehr wechselhaft.Die Dankbarkeit darüber,das wir zufrieden und auch glücklich mit unserem gemeinsamen Leben waren, lässt noch längst nicht alle Klagen verstummen. Ich hoffe das meine Seele und meine Gefühle mir irgendwann signalisieren das ich auf dem richtigen Weg bin, denn ich fühle mich jetzt ein wenig hilflos, orientierungslos. Außerdem sind Dinge zu erledigen die sich nicht aufschieben, mich aber auch nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich nehme die Welt und mich selbst anders wahr und frage mich immer öfter, was wirklich wichtig ist in meinem Leben. Vergangenes kann ich nicht mehr ändern. Manchmal spüre ich ein Bedauern,- was wirklich wichtig gewesen wäre und was am Ende zählt.- Der Bruch in allen Bereichen hat mein Leben durcheinander gebracht.Wie ein Roboter tue ich alles was nötig ist, mit den Problemen fertig zu werden. Vielleicht mag sich jemand mitteilen wie er es geschafft hat einen Neuanfang zu finden..... Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Zusammen,
bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, die die Lebenszeit begrenzt wird der Kranke nicht plötzlich aus dem Leben gerissen. Der Tod nähert sich leise, schleicht sich an und wir wissen das er irgendwo lauert. Ich denke daran das ich diesen Weg auch gehen muss. Die Begegnung mit Sterben und Tod ist eine Erfahrung, aus der irgendwann Hoffnung, Liebe, Dankbarkeit und Freude wachsen kann. Wenn ich auch noch weit von diesen positiven Gedanken entfernt bin möchte ich mich auf mich selbst besinnen, bevor meine eigene Vergänglichkeit mit einer wie ich hoffe " kurzen Leidenszeit " mir zeigt wie wichtig es ist möglichst bewusst in der Gegenwart zu leben Mein Hund macht mir täglich vor wie es funktionieren kann. Allerdings ist er wesentlich unselbstständiger und auch anspruchsloser als ich es bin... Heute ist ein schöner Spätsommerlicher Tag und ich war viel unterwegs mit Yogi. Die Bewegung an der frischen Luft lässt mich den Abschied von meinem Mann,- der mit Wehmut verbunden ist- für kurze Zeit vergessen. Zu Hause erinnert mich dann vieles wieder an ihn und es ist gut so. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Liebe Jutta,
ja,so ist es … und es ist gut so. Ich erinnere mich an Zeiten, wo ich mich von Stunde zu Stunde gehangelt hab, wollte und konnte nicht ohne meinen Liebsten, wo das mit viel Anstrengung erreichte Etappenziel einfach wegglitt, ich, wie auf einem grossen Sandhaufen keine Möglichkeit des Festhaltens fand… und so rutschte ich wieder hinunter, tiefer und tiefer, müde ob all der Anstrengungen, müde des Lebens mit seinen Herausforderungen…den wohlgemeinten Räten der Familie und Freunden nicht folgend können, mich selbst hassend wegen der Unannehmbarkeit, ehrlich gesagt, hab ich mlch selbst so manches Mal nicht aushalten können, aber es war und ist mein Weg der Trauer…ich bin mir nicht sicher, niemehr, das hat mich die Vergangenheit gelehrt, aber das Leben gestaltet sich momentan auch ohne meinen Liebsten lebenswert, weil… ich mir selbst treu geblieben bin, ja gesagt habe zu dem Leben wie es sich nun vortut, es kostet mich keine Anstrengung mehr, es ist wie es ist, die Sehnsucht bleibt, darf und soll sie auch… ich lass mich überraschen vom LEBEN und setz keine Gegenwehr…nach mehr als 30 Monaten kann ich wieder tief durchatmen… und allein das ist eine nicht vermissend wollende Erfahrung des” Lebens” Dir wünsch ich sehr deinen Weg zu finden und gehen zu können ( irgendwo brennt auch dein Licht) Alles Liebe Sjarissa |
AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
danke für deine lieben Worte. Du sprichst genau das aus was ich manchmal über mich und mein unsicheres Verhalten denke. Ich bin in manch stressiger Situation so unruhig und ohne Selbstvertrauen, das ich am liebsten im Erdboden versinken möchte. Du schreibst das dass dein Weg der Trauer war. Auch ich werde akzeptieren müssen, das es mal leichter und dann wieder schwieriger ist, mit der Trauer zu leben. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle,
was heißt es " in Würde zu sterben"? Als mein Mann vor viereinhalb Wochen sterben musste, hatte ich nicht den Eindruck das er in Würde gestorben ist. Ich war als es dann soweit war sogar ein wenig verärgert über diese "Beschönigung" des Sterbens, die mir ein Psychologe nach der Krebsdiagnose meines Mannes mit auf den Weg gab. Hat Würde nicht auch mit Selbstbestimmung und gegenseitigen Respekt zu tun? Mein Mann war zu schwach , selbst zu entscheiden was mit ihm geschieht. Es ging alles viel zu schnell, als das noch über solche Dinge gesprochen werden konnte. Trotzdem ließ es mir keine Ruhe und ich fragte die Pfarrerin die die Beerdigungsansprache halten sollte, was damit gemeint ist. Sie beruhigte mich und sagte, das meine Liebe und dass ich für Ingo da war ihm ein würdiges Sterben ermöglicht hat. Es war ihm so wichtig das ich während der Krankheit für ihn da war und er muss es gespürt haben, auch wenn ich beim letzten Atemzug nicht in seiner Nähe war. Es ist ein wenig schwierig zu definieren was mit Würde gemeint ist und trotzdem hat es mir Mut und Kraft für diesen letzten gemeinsamen Weg gegeben. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
ja, das hat es. Manche meinen, diese Würde hätte etwas damit zu tun, dass der Sterbende friedlich und schmerzlos hinüber gehen kann. Dem ist nicht so, denn nicht immer liegt das in unserer Hand. Leider ist es so, dass nicht jeder Mensch Einfluss auf sein Sterben nehmen kann, also Selbstbestimmung. Das ist jedoch nicht unbedingt ein Verlust an Würde, denn wir als Begleiter können dem Sterbenden seine Würde bewahren, indem wir ihn begleiten und unser Bestes in seinem Sinne tun, um ihm das Sterben psychisch und körperlich zu erleichtern. Wir geben ihm seine Würde dadurch zurück. ... und Respekt. Respekt vor dem sterbenden Menschen, seinen Gefühlen, seinen Ängsten, dem Tod und dem Leben einerseits und ja, auch gegenseitig, indem der Sterbende z.B. nichts von uns verlangt, was wir nicht leisten können und dass er sich vertrauensvoll in unsere Hände begibt, wenn er selbst nicht mehr bestimmen kann. Das höchste Gut, das man dem Sterbenden anbieten kann, ist die Liebe. Ganz besonders da bewahren wir ihm seine Menschenwürde. Eine gute Nacht, Helmut |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Helmut!
Deine Antwort hat mich berührt und ich konnte die Tränen nicht unterdrücken. Meine Ängste und Zweifel bei dem Übergang des Todes und die Zeit davor lähmen mich manchmal noch. Warum musste er sterben? Warum jetzt? Warum hatte er nicht mehr Zeit? Warum wird mir ein geliebter Mensch genommen, den ich doch noch brauche? Ich mache mir Sorgen obwohl nichts mehr zu ändern ist. Der Tod spielt da nicht mit, er kommt, wann er will. Ich habe es hautnah erlebt. Wenn ich länger darüber nach denke ist er sogar manchmal ein Ratgeber. Er zeigt Grenzen auf , hilft uns das wir uns nicht verzetteln und öffnet uns für die Dinge des Lebens die wirklich wichtig sind. Die Tapferkeit mit der mein Mann die letzten quälenden Wochen ertragen hat, haben mir erstaunlicher weise auch Mut gegeben. Diese Erinnerungen werden mich auf meinen Weg ans gleiche Ziel begleiten. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Guten Morgen Jutta,
es sind immer die gleichen Fragen, die sich Hinterbliebene stellen und alle beginnen mit: Warum ...". Die Antwort hast du dir bereits selbst gegeben: Zitat:
Bewahre dir die Erinnerung an die Tapferkeit deines Mannes gut. Du wirst sicher noch einiges an Mut brauchen. Woraus besteht dieser Mut? Was glaubst du? Liebe Grüße, Helmut |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle,
der plötzliche Tod hat Vorteile und Nachteile. Auf einen plötzlichen Tod wäre ich noch nicht vorbereitet. Zwar habe ich ein Testament, aber das liegt noch im Wohnzimmerschrank. Ich sollte ein neues schreiben und beim Amtsgericht abgeben. Aber über den Inhalt muss ich noch nachdenken. Meine Beerdigung müsste ich noch regeln. Ich möchte nicht, dass meine Erbinnen dafür zu viel Geld ausgeben. Auch sollten sie nicht das Grab pflegen müssen. Daher habe ich mich für einen Platz in einem Friedwald entschieden. Aber das muss ich noch vorbereiten. Eine Sterbeversicherung will ich nicht, da zahlt man als Kunde nur drauf. Die Versicherung gewinnt meistens. Man kann sich wünschen, wie man sterben möchte, aber es kann doch anders kommen. Im Hinblick auf Krebs bin ich erblich vorbelastet. (Vater, Mutter, Schwester des Vaters, Halbschwester der Mutter). Daher kann ich nicht wundern, wenn auch an dieser Krankheit sterbe. Einer kurativen Therapie würde ich zustimmen. Einer palliativen Therapie würde ich nur zustimmen, wenn dadurch eine bessere Lebensqualität zu erwarten ist. Ansonsten würde ich schnell meine Angelegenheiten regeln( u.a. Haushaltsauflösung). Mit einem Hospiz habe ich auch gute Erfahrungen gemacht. Auch ich gehe davon aus, dass ich in Zukunft alleine lebe. Man soll nicht „nie“ sagen, aber eine neue Lebenspartnerin suche ich nicht. In eine WG möchte ich nicht. Wenn man sich gut versteht, mag es gehen. Aber wenn es Streit gibt, muss man wieder umziehen. Und was ist, wenn jemand krank wird? Darf ich erwarten, dass mich ein Mitbewohner pflegt? Sicher nicht und das würde ich auch nicht wollen. Da bleibe ich lieber in meiner Wohnung. Wichtig ist ein Freundeskreis, dann kann ich auch allein wohnen. Zum Thema Würde und Sterben: Ich hoffe, Tanja ist in Würde gestorben. Ich konnte nicht in sie hineinsehen, aber sie wirkte zufrieden, nicht verzweifelt. Selbstbestimmung ist immer relativ. Würde ist, wenn ich sage: „Ich weiß, dass ich in den nächsten Wochen sterben muss. Aber ich habe Einfluss darauf, wie dies geschieht. Ich habe mich damit abgefunden, dass mein Leben endet und verabschiede mich von den Verwandten und Freunden.“ Aber jede und jeder hat eigene Vorstellungen. Die sind genauso wichtig wie meine. Ich habe zum Beispiel keine engen Verwandten, die in der Nähe wohnen. Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Zusammen!
Danke für eure vielseitigen Meinungen die sich mit dem Thema "Würde" befassen. Hermann: Es ist richtig das jeder andere Vorstellungen von "Würde" hat. Ich denke, das es etwas mit der Haltung und dem Vertrauen in sich selbst und den Anderen gegenüber zu tun hat. Nur ob der Kranke in seinen letzten Stunden noch fähig ist daran zu denken ist fraglich. Bei deiner Frau sah es nach einem gelungenen Abschied aus. Helmut: Meintest du bei deiner Frage- woraus Mut besteht- eine gewisse "Leidensfähigkeit"? So würde ich es nämlich verstehen. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
das stimmt schon, wenn man denn die Gelegenheit dazu hat. Viele Betroffene und ihre Angehörigen werden von den Ereignissen überrollt und haben diese Chance nicht. Ob wir diese Chance letztendlich genau so haben werden, können wir nicht wissen. Kann ein Mensch seine Würde verlieren? Ich denke, ja. Für mich setzt sich Würde zusammen aus Selbstbestimmung und Respekt und steht immer in Wechselwirkung zu anderen Menschen. Wenn ich also z.B. die Würde eines anderen Menschen nicht respektiere und sie mit Füßen trete, so kann ich meine eigene Würde verlieren und mein Recht auf Selbstbestimmung für sich alleine kann sich durchaus über die Würde anderer erheben wollen und damit den Respekt vor der Würde des anderen verlieren. Die Würde des Menschen ist nicht nur ein Recht. Sie ist auch eine Pflicht. Man kann nicht nur die eigene Würde einfordern, sondern muss sie zumindest zunächst jedem anderen gleichermaßen zugestehen. Beispiel Patientenverfügung. Ich habe eine und darin steht, was ich für mich unter menschenwürdigem Sterben verstehe im Rahmen der Gesetze. Damit gebe ich lediglich die Erlaubnis, mein Einverständnis, das zu tun, was mein Wille für den Fall der Fälle ist und beauftrage einen Bevollmächtigten, das auch durchzusetzen. Ich kann jedoch damit in letzter Konsequenz niemanden zwingen, meinen Willen auch auszuführen, wenn mein Recht auf Selbstbestimmung seiner Würde, seiner Selbstbestimmung, seinem Respekt vor dem Leben, seinem Gewissen widerspricht. Sei es nun der Arzt oder gar der Bevollmächtigte. Letzterer sollte sich sehr gut überlegen, ob er das leisten kann, was mein Wille ist, bevor er die Vollmacht annimmt. Auch er ist letztendlich nur seinem Gewissen verpflichtet. Sowohl der Arzt als auch der Bevollmächtigte müssen eine Entscheidung treffen und damit auch leben können. Das ist einerseits meine Selbstbestimmung und andererseits mein Respekt vor der Würde anderer. Hallo Jutta, ja, eine gewisse Leidensfähigkeit sehe ich als Voraussetzung. Schließlich muss man sich mit dem Leid und dem Tod unserer Lieben auseinandersetzen, als auch mit dem eigenen Leid, der Trauer. Dafür braucht man jede Menge Mut: den ersten Schritt zu tun, die Gedanken an dieses Leid zu zu lassen, nach Lösungen zu suchen, Irrtümer in Kauf zu nehmen, den Finger in die Speichen der Kopfspirale zu stecken, zu akzeptieren was geschehen und vor allem: Mut zum Leben. Nicht die Fähigkeit im Leid zu verharren, sondern die Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und den eigenen Weg heraus zu finden. Eine gute Nacht euch allen, Helmut |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle!
Die Frage die ich gestern gestellt habe war unvollständig. Sie lautet: Kann man sich auf den Tod vorbereiten, auch wenn alle Formalitäten erledigt sind? Mein Mann glaubte nicht daran, wie er mal sagte als er noch gesund war ... -und er hat recht behalten.- Ich selbst denke das es die letzte große Krise ist, die jeder Mensch anders durchlebt. Das Zitat von Emanuel Geibel:" Ein ewig Rätsel ist das Leben und ein Geheimnis bleibt der Tod," passt ganz gut zu diesem Thema, denn der Tod lässt sich nicht erforschen. Es gibt keine Wahrheit darüber sondern nur Vermutungen die sich niemals beweisen lassen. Helmut: Es ist vor allem eine Herzensangelegenheit mit der Trauer zu leben, die ich noch lange, wahrscheinlich immer mit mir trage. Sie wird nur erträglicher. Der Zeitpunkt wird vielleicht kommen, wo ich den Verstand da einzusetzen vermag wo es nötig ist. Die Erinnerung an meinen Mann wird für immer tief in meinem Herzen bleiben ,- sie wird mich beschützen und mir helfen zu leben.(Kurzzitat von Hermann Hesse aus dem Gedicht "Stufen".) Es ist eines meiner Lieblingsgedichte und berührt mich jedes mal aufs Neue wenn ich es lese.... Ich wünsche euch allen möglichst einen sorgenfreien Tag. Bis bald Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo an Alle,
Kann ich mich auf meinen Tod vorbereiten? Teilweise schon. Ich kann versuchen, meine Angelegenheiten vorher zu regeln. So vermeide ich Streitigkeiten nach dem Tod, wie einige sie erlebt haben. Mein Begräbnis kann ich vorplanen. Aber einiges kann man sich nur wünschen. Möglich ist ein plötzlicher Tod. Dann hat man keine Zeit oder sehr wenig Zeit, sich darauf einzustellen. Dann gibt es längere Verläufe. Es kann eine Phase geben, in der kurative Therapie erfolgreich sein könnte (ob das so ist, weiß niemand). Dann möchte ich entscheiden können, wie viele Leiden ich ertragen will, um vielleicht ein paar Jahre länger leben zu können. Möglich ist auch, dass von vornherein nur noch eine palliative Therapie geplant ist. Dann möchte ich erst recht entscheiden können, was ich mit mir machen lasse. Ob zum Beispiel eine zweite Chemo mit einem anderen Medikament etwas bringt an Lebensqualität? Sterben möchte ich lieber in einem Hospiz oder einer Palliativ-Station, nicht auf einer Normalstation. Für Tanja und mich waren sehr wichtig, dass die Schwestern im Hospiz uns die Zeit und den Raum gaben für den Abschied. Auf der normalen Krankenstation ist das Pflegepersonal häufig überlastet. Auch das Sterben im Pflegeheim kann schrecklich sein. Aber ich kann nicht wissen, wann und wie ich sterbe. Viele meiner Verwandten hatten Krebs, trotzdem waren die Verläufe unterschiedlich. Daher kann ich mich nur teilweise auf den Tod vorbereiten. Selbst die Ärzte können häufig nicht sagen, ob ich eine schwere Krankheit überlebe, wie lange ich noch damit leben werde und mit welcher Lebensqualität. Als Patientin muss man entscheiden, oder die Folgen der Entscheidung zu kennen. Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Hermann.
Du bestätigst das was ich auch über dieses Thema denke. Mein Mann war von Anfang an Palliativpatient mit unrealistischer Prognose. Die Zeit die ihm nach der Diagnose noch geblieben ist war mit Ängsten und Schmerzen besetzt. Zum Teil durch die fortgeschrittene Erkrankung. Es machten ihm aber auch heftige Nebenwirkung- von der Chemotherapie,- z. B. Knie und andere Gelenkschmerzen, Erschöpfungssyndrom usw. das Leben schwer. Dann darf auch nicht die psychische Situation vergessen werden, die sich sofort verschlechterte, so wie er aus dem "normalen" Leben gestürzt war. Die Ärzte haben auch einen gewissen Druck ausgeübt, in dem sie ihm suggerierten das er ohne die Giftkur (ohne Nutzen) schnell sterben würde. Ich bin feige und möchte das nicht so ähnlich erleben wie er es erduldet hat. Für mich käme in so einer ausweglosen Situation nur eine Symptombehandlung und zuletzt eine den Umständen entsprechende Sedierung in Frage. Gut das dieses unangenehme Thema durchdacht und besprochen wurde. Da ich es für mich jetzt geklärt habe, bedanke ich mich für eure Geduld, eigene Meinung und für die Anteilnahme. Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo zusammen!
Es wäre gut wenn ich so langsam mit der Trauerverarbeitung beginnen könnte. Einiges hat sich verändert, bei anderen Gewohnheiten gibt es einen Stillstand. Anfangs war es wie bei einem Film bei dem ich von außen zuschaute. Ich habe manchmal darauf gewartet das mein Mann zur Tür hereinkommt-und alles ist wie früher.- Ich weiß das er gestorben ist. In meinen Gefühlen ist er jedoch bei mir geblieben und hat mich keinesfalls verlassen. Ich spüre das etwas mit mir nicht stimmt. "Er fehlt mir so sehr. Wie kann ich ohne ihn leben? Es tut so weh." Die Schmerzen sind in meinem Körper versteckt und melden sich immer wieder. Ich zerbreche mir den Kopf und nehme mir alles zu Herzen. Ich denke immer wieder an den schmerzhaften Verlust und möchte trotzdem mit ihm leben. Es braucht sicher noch viel Zeit bis ich für mich eine neue Lebensperspektive gefunden habe. Es braucht auch Zeit bis ich den Zugang zu mir selbst gefunden habe und mit den chaotischen Gefühlen einigermaßen zurechtkomme. Ich möchte großzügig mit mir umgehen.Will nicht böse auf mich selbst sein nur weil ich etwas vergessen habe oder ich keine Worte finde wie bisher. Nur nicht den Mut verlieren, weil die Trauerverarbeitung eine ziemliche Belastung ist- ich möchte damit zurechtkommen.- Das wünsche ich allen Anderen die noch zweifeln ganz genauso...... Liebe Grüße Jutta |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo Jutta,
Trauerverarbeitung braucht Zeit und der Verstand ist meistens schneller als die Gefühle. Du solltest keine übereilten Entscheidungen treffen, die Du später bereuen könntest. Dein Mann ist vor kurzem gestorben, meine Tanja ist seit einem Jahr tot. Auch ich habe die Trauer nicht wirklich „verarbeitet“. Alles ist anders und es wird nie wieder so sein, wie vor Tanjas Tod. Diese Traurigkeit wird nie ganz aufhören. Aber ich muss weiter leben. Einiges ist sinnlos geworden, zum Beispiel die Altersvorsorge. Ob ich als Rentner etwas mehr oder weniger Geld habe, ist nicht wichtig. Auf Reisen habe ich keine Lust mehr. Ich arbeite nicht, weil ich das Geld brauche, sondern um eine Aufgabe zu haben. Die Entscheidungen, die sachlich notwendig waren, habe ich getroffen. Es wird nicht „gut“, aber vielleicht etwas besser als vor einem Jahr. Vielleicht bedeutet das Leben leiden. Die Buddhisten fühlen wohl so. Liebe Grüße Hermann |
AW: Geht es euch auch so?
Zitat:
Gut...ist für mich, was sich für mich gut anfühlt. Ich lebe gern. Ich habe "miteinander" so viel Schmerz erleben dürfen...ohnmächtig...diese Diagnose nicht "löschen" zu können...das gemeinsame Glück einfach ´"endlich"! Dankbar bin.für "unsere gemeinsame Zeit"..noch immer...seit 6 Jahren. Liebe Jutta::pftroest:! Langsam voran...die Seele muss mithalten auf diesem Weg der Trauer. Klar...der Verstand weiß so viel. Die Seele darf einfach langsam...ihren Weg finden! LG Morgana |
AW: Geht es euch auch so?
Hallo alle zusammen!
Vielen Dank für eure Antworten. Es hilft, wenn mich jemand in meiner Trauer wahrnimmt und besonders wichtig ist es das es Menschen sind, die es erlebt haben- und wissen wie trostlos und schmerzhaft es im Herzen und in der Seele aussieht.- Gestern war ich in einem Trauercafe. Dort traf ich auf einen Kreis trauernder unterschiedlichen Alters. Wir wurden von ehrenamtlichen Helfern betreut, die sich auch in einem Hospiz arrangieren. Ein alter Herr saß neben mir, der untröstlich war weil er seine Frau kurz nach der goldenen Hochzeit verloren hatte. Zuerst war ich wieder mit den Vorurteilen verhaftet, die mich denken ließen "Hatte er nicht das Glück mit seiner Frau ein langes gemeinsames Leben führen zu können, so wie ich es auch so gerne gewollt hätte?"Die Dankbarkeit müsste die Trauer schon bald in Freude umwandeln. Dann erkannte ich, das auch ein langes Leben zu wenigen Augenblicken zusammen zu schrumpfen scheint, wenn es um einen endgültigen Abschied geht. Außerdem schienen die meisten Teilnehmer keine finanziellen Probleme zu haben und ich denke das Geld eine eher untergeordnete Rolle in unserer Situation spielt, so ähnlich wie Hermann es schildert.... Der Buddhismuss kann durch die Erkenntnis- das es ein Leben ohne Leiden und Verlust nicht gibt eine kleine Hilfe sein. Es ist gut zu wissen das- man keiner Religion angehören muss,- für eine Tradition die Buddha vor 2500 Jahren hervorgebracht hat, die sich intensiv mit Leid, Armut, der Krankheit, des Alters und der Vergänglichkeit beschäftigt. Auch wenn ich nicht an eine Reinkarnation glauben möchte, habe ich die Möglichkeit mich durch Meditation in Achtsamkeit zu üben.... Mir ist nicht klar, wofür es diese Bewertungen hier im Forum eigentlich gibt, mich würde es nicht stören wenn mein Thema keine Sterne hätte. Euch allen einen guten Start ins Wochenende. Liebe Grüße Jutta |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:30 Uhr. |
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.