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Susanne1969 14.01.2009 07:52

Abschied
 
3 Jahre lang hat meine Mutter (73) tapfer gegen den Blasenkrebs gekämpft. Inkl. Metastasen in der Lunge, im Brustbein und in der Leber.

Gestern Nacht wurde sie notfallmässig ins Spital gebracht. Sie hatte epileptische Anfälle. Metastasen im Kopf.

Ich wünsche ihr dass sie nicht lange leiden muss.

Bin ich wirklich so egoistisch und gefühlslos dass ich ihr die Erlösung wünsche?

Traurige Grüsse
Susanne:(

Sanni412 14.01.2009 08:46

AW: Abschied
 
Liebe Susanne!
Ich finde egoistisch wäre es, wenn Du sie um jeden Preis halten wollen würdest!
Schön wäre es, wenn Deine Mama weiß, was in Dir vorgeht und Du sie vlt verabschieden kannst?
Auch wenn sie nicht ansprechbar sein sollte, denke ich dass sie hören und/oder spüren wird, wenn Du bei ihr bist und ihr dementsprechendes sagst/versprichst!

Vor ein paar Wochen tat mein Papa seine letzten schweren Atemzüge, ich hab mich auf den Weg von Berlin nach Hildesheim gemacht um ihn zu verabschieden!
Seine Lebensgefährtin war die ganze Zeit bei ihm und hat ihm gesagt, dass seine Kinder unterwegs sind!

Er hat nicht auf uns gewartet!
Ich nehme an, weil er es uns ersparen wolle!
Jemand hat mal zu mir gesagt "Dein Papa hat gespürt, dass Du ihn gehen lassen wolltest, und Dir die Entscheidung abgenommen, ihn verabschieden zu müssen!"
Ich glaube meine Mama war das sogar!

Egoistisch von mir wäre gewesen, ihm zu sagen, er soll kämpfen, ich will ihn noch nicht gehen lassen, es waren doch nur 5 Wochen und 3 Tage!
Mich hats zerrissen, aber ich wollte nicht, dass er SO für uns kämpft!
Er selber hatte sein Schicksal schlichtweg von erster Minute aktzeptiert!

Hoffe das war jetzt nicht zu durcheinander?!

Lg Sanni

Tantchen 14.01.2009 10:48

AW: Abschied
 
Hallo, Susanne,

jemanden gehen zu lassen oder gehen lassen zu wollen - in all diesen traurigen Fällen - ist ein grosses Zeichen von Liebe, denn Du willst doch eigentlich nur sein Bestes, auch wenn es Abschied heisst. Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen, denn ich habe auch am Bett meiner schwerkranken Mutter gesessen und ihr gesagt und gewünscht, dass wir alle ihr die Erlösung gönnen.

Deine Gedanken und Gefühle sind absolut normal - Du musst Dir deswegen keine Vorwürfe machen. Und vielleicht kommt irgendwann auch der Augenblick, wo Du sagst Danke, dass sie erlöst wurde.

Ich wünsche Dir Kraft und Mut - Karin

Tala 14.01.2009 11:22

AW: Abschied
 
Hallo Susanne,

nein du bist nicht egoistisch und gefühllos.
Bei so einer Krankheit gibt es in vielen Fällen keine Lebensqualität mehr.Da ist es eine Erlösung für den Betroffenen wenn er gehen kann.

Ich sehe es bei meiner eigenen Mutter die im Pflegeheim liegt,den Kot oft nicht mehr halten kann,oft nicht mehr klar bei Verstand ist und sich völlig wundgelegen hat.
Das ist kein schönes Leben mehr und auch ich hoffe (wie sie selbst auch) dass es bald vorbei ist.Auch ich liebe meine Mutter,aber lieber lasse ich sie los als dass sie sich so quälen muss.

Fühl dich mal gedrückt und mach dir keine Vorwürfe.Andere denken genauso:pftroest:

LG Tala

gitti 14.01.2009 11:38

AW: Abschied
 
Liebe Susanne!

Natürlich bist Du nicht egoistisch!

Ich habe in den letzten Stunden auch zu meiner Mutter gesagt,dass sie loslassen soll...
Sogar die Krankenschwestern habe ich gefragt,wann sie "endlich" erlöst ist.

Das haette ich mir vorher nie traeumen lassen,ich liebe doch meine Mutter.

Doch,wie meine Vorschreiber schon sagten,es ist doch eine Qual ,so zu leben.

Man hat die Mutter zwar laenger,doch wie?

So habe ich versucht,mich zu verabschieden,irgendwie...

Susanne1969 14.01.2009 13:45

AW: Abschied
 
Ihr Lieben

Vielen Dank für Eure Worte. Bis vor ein paar Wochen hätte ich nie gedacht dass ich mich mit solchen Gedanken befassen muss.....

Soeben bin ich aus dem Krankenhaus zurückgekehrt.

Meine Mutter hat meinen Vater und mich erkannt und ist ansprechbar. Ihr Zustand ist zur Zeit stabil. Weitere Infos haben wir zur Zeit noch nicht das noch nicht alle Untersuchungen gemacht wurden.

Die Ärzte haben meinen Vater gestern Abend gefragt ob wir lebenserhaltende Massnahmen möchten, das wollen wir aber beide nicht, für uns wäre das kein "Leben" mehr.

Liebe Grüsse
Susanne

Liz und Willy 15.01.2009 00:42

AW: Abschied
 
Liebi Susanne

Nein du bist nicht egoistisch... gar nicht, ganz im Gegenteil du denkst und wünschst ja deinem Mami nur das Beste und nach diesem langen Kampf kann dies auch sein ihr ein Gehen-zu-dürfen-ohne-zu-leiden.

Ich habe heute einmal mehr genau über dieses Thema gesprochen - Mami wollte darüber sprechen. Und wir alles wissen was zu tun ist wenn sie nicht mehr möchte. Dafür hat sie eine Patientenverfügung ausgestellt. Auch sie will keine lebenserhaltende Massnahmen.

Ich wünsche dir und deinem Paps viel, viel Kraft und deinem Mami einen schmerz- und leidensfreien oder zumindest -armen Weg.

Loslassen ist eines der schwersten Aufgaben die wir irgendwann mal erfüllen und durchgehen müssen. Loslassen tut aber nur dann weh, wenn man auch zuvor geliebt hat und geliebt wurde.

Wir denken ganz fest an euch.

Liebe Grüsse s'Doppelpäggli

Susanne1969 15.01.2009 08:06

AW: Abschied
 
Mein Mami durfte heute Morgen um 3.35 Uhr einschlafen.

stellina 15.01.2009 08:19

AW: Abschied
 
liebe susanne,
ich drück dich und sende dir einen trauergruß zum tod deiner mama. es tut mir leid, daß du jetzt eine so schwere zeit vor dir hast.
:pftroest: tina.

Tala 15.01.2009 08:48

AW: Abschied
 
Hallo Susanne,

das tut mir sehr leid für dich!:pftroest:

Nun muss sie zwar nicht mehr leiden,aber ich weiß wie schlimm es für dich sein muss.

Ich wünsch dir viel Kraft für die kommende Zeit

LG Tala

Liz und Willy 15.01.2009 10:25

AW: Abschied
 
Liebe, liebe Susanne

Es tut uns so leid. Sei ganz lieb umarmt von uns beiden, lass uns alle hier dir unsichtbare, schützende und stärkende Flügel schenken die dir Kraft für die kommende schwere Zeit geben sollen. Füll dich von uns allen mitgetragen - Gemeinsam sind wir stark.

Wir haben gebetet, dass sie nicht noch länger leiden muss und es wurde erhört.

Für dich kommt nun die grosse Lücke des Alleinsseins mit vielen Gedanken, Fragen und dem Loch des Lolassens und der Trauer.

Deine Mami hätte keine bessere Begleitung haben können als dich, ohne deine / eure Liebe wäre sie nicht so lange am Kämpfen gewesen. Es war sicher eine harte Zeit für euch alle, wir kennen es ja selber und doch ist es irgendwie einer der wertvollsten Zeiten die man miteinander verbringen durfte.

Obwohl du selber so schwer betroffen bist, hast du uns in den letzten Tagen Mut gemacht, dafür sind wir dir sehr, sehr dankbar.

Wir sind in Gedanken bei dir...

Liebe Griessli in stiller Trauer

s'Doppelpäggli

Unsere grosse Kerze brennt für deine Mami, damit sie den Weg durch diese dichte Nebelschicht findet.

Potere 15.01.2009 14:30

AW: Abschied
 
Liebe Susanne,

es tut mir schrecklich leid. Ich hoffe, dass du jemanden bei dir hast. Keiner kann dir deinen Schmerz nehmen (leider), aber dich unterstützend begleiten.
Es ist nicht einfach die tröstende Worte zu finden. Lass dich virtuell umarmen.

Stille Grüße
Angela

Sanni412 15.01.2009 14:39

AW: Abschied
 
Ein stiller Gruß auch von mir...:engel:

Sanni

Susanne1969 15.01.2009 20:16

AW: Abschied
 
Vielen Dank für Eure Worte.

Ich bin müde, wir waren den ganzen Tag am "organisieren", unglaublich was man alles entscheiden muss. Mein Freund ist mir eine grosse Stütze und steht mir bei.

Im Moment geht es mir gut, ich glaube die grosse Leere kommt dann erst später. Ich glaube ich habe unbewusst bereits in den letzten Wochen begonnen Abschied zu nehmen. Aber ich merke das erst jetzt.

Das Spital hat uns gefragt ob wir einer Autopsie zustimmen würden. Das haben wir. Wer weiss, vielleicht können die Resultate und Erkenntnisse jemandem anderen helfen?

Ich muss dazu auch sagen dass wir keine besonders religiöse Familie sind. Deshalb wird meine Mutter auch eingeäschert. Am Mittwoch ist die Beerdigung, meine Eltern haben mir schon vor langer Zeit gesagt dass sie ins Gemeinschaftsgrab wollen. Sie möchten nicht dass ich dann jahrelang ihr Grab pflegen muss :cool:
Für mich bleiben die Verstorbenen sowieso im Herzen und in der Erinnerung. Ich gehe eigentlich nie an die Gräber. Nur einmal im Jahr ans Grab vom Vater meines Freundes. Und das mache ich aus Respekt vor meiner Schwiegermutter. Sie ist sehr religlös und sie kann ja nichts für meine Eintellung...

Für die Todesanzeige haben wir einen schönen Spruch ausgewählt den ich Euch nicht vorenthalten möchte, es steckt so viel Wahrheit drin:
"Wenn es schwer ist,
dann musst Du tapfer sein.
Weinet nicht über mein Sterben,
sondern lernt leben"

Liebe Grüsse
Susanne

Susanne1969 16.01.2009 17:55

AW: Abschied
 
Hallo ;)

Es kommt mir vor als ob es schon lange her ist dass meine Mutter gestorben ist, dabei war es doch erst gestern....

Heute um 10 Uhr kam der Pfarrer und wir haben die Trauerfeier besprochen. Danach habe ich für mich und meinen Vater gekocht und bin am Nachmittag für ihn einkaufen gegangen. Ich kann ihn verstehen wenn er im Moment nicht selber ins Dorf will. Später wird er das sicher wieder selber machen.

Meine Eltern wohnen in einem Wohnblock der vor allem von verwitweten Frauen bewohnt ist. Das Verhältnis ist unter allen sehr gut und sie kümmern sich um einander. Ich weiss dass mein Vater nicht alleine gelassen wird. Nun steht im Hauseingang ein kleiner Tisch mit der Todesanzeige drauf, eine schwarze Schleife dran und daneben brennt eine Kerze. Ich finde es wunderschön :)

Nach dem Einkaufen bin ich dann wieder zu mir nach Hause gefahren. Ich will meinen Vater nicht alleine lassen aber ich kann ja auch nicht 24 Stunden bei ihm sein. Ich brauche auch Zeit für mein eigenes Leben (und schon denke ich wieder an Egoismus...).
Habe gerade mit einer Kollegin gemailt, sie hat ihren Vater vor 20 Jahren verloren. Sie redet mir gut zu und ich weiss dass sie es auch so meint wenn sie sagt dass ich alles richtig mache.

Am Sonntag fahre ich mit meinem Freund zu meinem Vater und koche für uns. Am Mittwoch ist dann die Beerdigung. Danach werden sich die Besuche wohl "einpendeln", wir finden sicher einen Rythmus der für alle stimmt...

Liebe Grüsse
Susanne


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