AW: Nur noch Tage
So, eigentlich wollte ich gestern Abend schon was schreiben hatte dann aber keine Lust mehr bzw. wollte ich etwas zur Ruhe kommen.
Gestern waren wir schon Vormittags bei meinen Eltern da meine Frau 1 Mal in der Woche den Haushalt eingermaßen versucht auf Vordermann zu bringen.
Papa hat dann erzählt das sie seit Freitag Abend nicht mehr trinket bzw. alles was er einflösst wieder rausläuft.
Bis dahin war es so, das zumindest der Schluckreflex noch funktionierte.
Auch Toilettengänge erübrigen sich da auch die Muskeln nicht mehr funktionieren und alles unkontrolliert austritt (näher geh ich nicht drauf ein).
Sie schläft die ganze Zeit und lässt sich, zumindest nicht erkennbar, nicht mehr wecken.
OK, soviel bis dahin.
Abends bin ich nochmal hingefahren um meinem Papa etwas von meinem Selbstgemachten Kartoffelsalat zu bringen und zu diesem Zeitpunkt war der Pflegedienst noch da und zwar in Person des Chefs des Pflegedienstes persönlich.
Während meiner Anwesenheit bekam ich dann mit, wie der gute Mann meiner Mutter einen subkutanen Zugang legte und Ringerlösung daran anschloss.
Ich fragte meinen Vater warum dies geschehe da ja "er" vor 2 Wochen schon genau dies abgelehnt hätte.
Papa meinte, dass der Pflegedienstleiter dies wolle da Mama jetzt ja gar nichts mehr selber schlucken könne.
Ich fragte meinen Vater ob er es denn überhaupt wolle da dies ja im Prinzip evtl. das Leiden verlängere.
Papa verneinte dies vom Prinzip her und aus der Situation heraus entstand eine Diskussion über die Frage ob dies Lebensverlängernd sei was der Leiter des Pflegedienstes aus seiner Sicht verneinte.
Auf die Frage was bis vor einigen Jahren mit einem Menschen passiert wäre, der keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen konnte, gab er mir keine Antwort.
Den Ausführungen das dieser Mensch dann verdurstet wäre und dies bis vor gar nicht allzulanger Zeit weder ethisch noch moralisch ein Problem dargestellt habe antwortete er das ich da "teilweise Recht hätte".
Mein Vater konnte den, teilweise medizinischen, Ausführungen nicht ganz folgen und sagte er wolle jetzt konkret wissen ob es sich bei der Beigabe von Flüssigkeit um eine Lebensverlängernde Maßnahme handeln würde, was der Pflegedienst verneinte.
Ich sagte meinem Vater daraufhin das der gute Mann aus rein medizinischer Sicht Recht habe da die Beigabe von Flüssigkeit keinen Einfluß auf den Krankheitsverlauf habe.
Fakt sei aber auch, das Mama ohne Beigabe austrocknen würde und es sich durch die Beigabe in diesem Kontext sehr wohl um eine Verlängernde Maßnahme handeln würde da bis vor 50-60 Jahren ein Mensch dann halt, bedingt durch den Wassermangel, aufgrund des Versagens der Organe verstorben sei.
Es ist also eine rein ehtische/moralische Frage.
Der Leiter Pflegediestes wies uns darauf hin das in Verbindung mit dem Austrocknen massive Nierenschmerzen auftreten würden.
Meine Frage ob Mama dies aufgrund des Morphiums überhaupt spüren würde, beantwortete er nicht.
Wie dem auch sei, wir einigten uns darauf bis heute Morgen die subkutane Beigabe von Flüssigkeit dran zu lassen und dann zu sehen wie es weitergeht.
Heute Morgen telefonierte ich mit Papa und er sagte mir das so gut wie keine (ca 100ml) Flüssigkeit über Nacht reingelaufen sei und der Tropf nicht mehr tropfe bzw. nur noch ganz selten hin und wieder.
Beim verändern der Liegeposition konnte man dann sehen, das sich die Haut im Bereich der Liegefläche dunkel verfärbt hat.
Außerdem hat sie seit heute Morgen Fieber.
Ich hoffe dass sie es so schnell wie möglich schafft, endlich loszulassen und zu gehen.
Wünsche Euch allen einen schönen Sonntag, bis demnächst.
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