AW: Fatale Diagnose nach 3 Monaten / Fehlbeurteilungen / Verzögerungen
Zweieinhalb Monate ist die vernichtende Diagnose zu den Lungenmetastasen erst her und meiner Mutter geht es inzwischen trotz Herceptin, Vinorelbin und Xeloda sehr schlecht. Subjektiv scheint die Chemo überhaupt nicht anzuschlagen. Der Husten hat sich kontinuierlich und dramatisch verstärkt. Der Onkologe hatte ihr gesagt, dass das Husten ca. 2 Wochen nach Beginn der Chemo deutlich nachlassen würde - das genaue Gegenteil war der Fall.
Hinzu kommt zunehmende Atemnot/Kurzatmigkeit. Gestern wurde es so schlimm, dass sie praktisch nicht mehr sprechen konnte und große Atemprobleme hatte. Und dann noch diese starken und zunehmenden Tumorschmerzen im Rücken- und Brustbereich. Es wurde der Hausarzt gerufen und der diagnostizierte einen kleineren Pleuraerguss. Er verschrieb ihr Ibuprofen und Tilidin (ein Opioid), was innerhalb weniger Stunden dazu führte, dass sie völlig hustenfrei sprechen konnte, einfach unglaublich. Ich habe länger mit ihr telefoniert und es war wie eine Erlösung sie nicht mehr husten zu hören. Sie sprach klar und deutlich, als wenn sie nie gehustet hätte. In der Nacht musste sie sich dann mehrfach übergeben und setzte heute, nach Rücksprache mit dem Arzt, das Tilidin wieder ab.
Psychisch ist sie in einem sehr schlechten Zustand und ich hoffe inständig, dass sie die Hilfe des Hospizes in Anspruch nimmt. Ich kann es ihr nur vorschlagen und sie dazu ermutigen, sie muss es selbst entscheiden.
Der Onkologe ist trotz dieser deutlichen Verschlechterung der Meinung, dass es jetzt noch keinen Sinn macht ein CT zur Überprüfung der Entwicklung der Metastasen durchzuführen. Dies sei erst 4 Wochen nach der letzten Chemo und damit Ende Februar sinnvoll. Wenn ich die Geschwindigkeit der Zustandsverschlechterung sehe, stelle ich mir die Frage, ob sie diesen Tag noch erlebt. Da die Chemo offenbar nicht anschlägt, hatte ich schon befürchtet, dass es gar keine Lungenmetastasen sind, sondern ein unabhängiger Lungenkrebs. Lt. Onkologe sind es aber Metastasen des BK, obwohl keine Biopsie gemacht wurde.
Mein Vater, 79, ist restlos überfordert und derzeit das Gegenteil von einer Hilfe für sie. Er ist noch aus der Generation, wo Männer von ihrer Mutter in die Ehe wechselten und bis heute nicht in der Lage sind ein eigenes Leben zu führen. Obwohl er weder dement noch körperlich überaus gebrechlich ist, kann er sich nicht selbst versorgen (kochen, waschen, putzen, die alltäglichen Dinge halt). Er ist so eingefahren, dass er es auch jetzt, in dieser Situation, nicht "lernen" will. Inzwischen kann meine Mutter nicht mehr kochen, weil es zu anstrengend für sie ist.
Leider ist es (noch) so, dass angebotene Hilfe von mir und meiner Schwester kaum angenommen wird. Sie versucht so stark zu sein. Das mitanzusehen zerreißt mir das Herz.
Warum wird meine Mutter mit einer solchen Krankheit so bestraft? Sie hat immer nur anderen gedient und selten an sich selbst gedacht. Es ist so ungerecht.
Morgen hat sie wieder Termine beim Hausarzt und beim Onkologen. Sie hat Angst zu schwach zu sein, um die Termine wahrnehmen zu können. Sie hat heute meiner Schwester gesagt, dass sie eine eventuell weitere Chemo ablehnen werde, weil sich ihr Zustand seit dem Beginn der aktuellen Chemo so stark verschlechtert habe. Mich macht diese Entscheidung sehr traurig, aber ich habe großes Verständnis dafür. Sie beginnt jetzt noch eine Misteltherapie.
Wenn ich mich in meine Mutter versetze bin ich am Verzweifeln. Sie ist ein sehr ängstlicher Mensch und hatte auch immer panische Angst vor einer solchen Krankheit. Wie muss es jetzt in ihr aussehen, warum muss sie auch psychisch so leiden?
Uli
Geändert von Cameronia (16.01.2011 um 21:51 Uhr)
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