Liebe Christel,
"unbeschwert" glücklich werden wir wohl alle nicht mehr sein, denn dazu ist die Diagnose zu sehr in unseren Köpfen "eingebrannt" und somit allgegenwärtig. Dass du, nach über 4 Jahren Chemo-Therapien, Rückschlägen, Höhen und Tiefen solche Gedanken hast, ist absolut nachvollziehbar und wir alle können dich verstehen und es auch nachempfinden.
Für mich habe ich aber festgestellt, dass ich es seit bzw. nach der Verarbeitung der Diagnose sehr viel mehr zu schätzen weiß, wenn es mir gut geht ... und darüber bin ich sehr glücklich. Meine Sichtweise hat sich (für mich zum Besseren) total verändert. Vor der Diagnose war für mich alles irgendwie "selbstverständlich": selbstverständlich hatte/habe ich einen tollen Mann an meiner Seite, einen sehr guten Job, einen für mein Alter "fitten" und relativ gesunden Körper, keine finanziellen Probleme, eine tolle Wohnung, 2 Autos, 3 x im Jahr in Urlaub fahren ... alles selbstverständlich ("schließlich habe ich ja dafür gearbeitet" war mein Motto).
Heute (nach 1,5 Jahren "Lungenkrebs" mit diversen "Rückschlägen" bis hin zur Todesangst bei meiner Embolie) kann ich sagen, dass mich jetzt schon ganz banale Dinge glücklich machen:

Bei Sonnenschein im Straßencafé ein schönes Eis essen und dem bunten Treiben, dem Leben, den Menschen zuschauen, die vorbeiziehen. Es ist einfach herrlich, das zu "erleben" und zu fühlen, dass das Leben weiter geht ... auch das eigene!

Wenn im Frühling die ersten Blüten ans Tageslicht drängen und die Vögel zu singen anfangen, dann empfinde ich große Glücksgefühle, dass ich das noch/wieder erleben darf ... zukünftig ist das ja nicht "selbstverständlich".

Stundenlang mit meinem Fotoapparat im Wald herumzustöbern; heute ist das für mich zwar anstrengender als vor der Diagnose, aber ich bin glücklich, dass ich es noch/wieder kann und genieße jede Minute davon ... früher wußte ich es nicht zu schätzen ... es war einfach normal und "selbstverständlich".
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Tausend Sachen könnte ich noch aufzählen, die mir so durch den Kopf gehen, aber ich will niemanden mit meinen "Gedanken zum Sonntag" langweilen ...
Vielleicht schreibt noch jemand etwas zu diesem Thema? ... ich finde es nämlich sehr interessant, mal andere Sichtweisen kennenzulernen bzw. zu hören ... solche "Diskussionen" können sehr fruchtbar sein.
Liebe Christiane,
der Spruch ist gut, zweifelsohne, aber ich würde ihn auch für mich (wie du auch geschrieben hast) noch etwas differenzieren. "Verzweifelt" hoffen ist "Stress" und niemals gut, aber eine "positive" Hoffnung kann m. E. nichts schaden. Man sagt ja auch "die Hoffnung stirbt zuletzt" und mindestens einen Funken Hoffnung sollte man sich (denke ich) immer bewahren; ganz ohne Hoffnung ist doch alles irgendwie "sinnlos" (in meinen Augen).
So, jetzt ist aber genug philosophiert.
Seid alle ganz herzlich gegrüßt. Ich wünsche euch/uns allen einen schönen Rest-Sonntag, eine gute neue Woche und schicke ganz liebe Grüße in die Runde,
Foto-Christa