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Alt 27.06.2011, 00:21
undine undine ist offline
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Standard AW: Hallo Ihr unheilbar Krebskranken

Lieber Reinhard,

dass finde ich eine schöne Idee, dass dein Freund sich deinen Lebensspruch ausgedruckt und gerahmt hat. Das zeigt auch jede Menge Respekt von dir und vor allem, wie sehr er auch versucht, diese Erfahrung mit dir in sein Leben einzubauen.

Außerdem finde ich es gut, dass du mit deinem Sohn die Details zum Schiff besprichst. Wie viele Kinder hast du eigentlich?

Bei uns wird, wenn meine Eltern nicht mehr sein werden, um nichts gestritten. Ich habe meinen Eltern immer gesagt, sie sollen alles auf den Kopf hauen, bevor sie diese Erde verlassen. Und wie ich meine Ma kenne, wird sie das auch tun

Große Werte sind eh nicht da und die kleinen, ideellen eigentlich auch nicht mehr.
Das einzige, was ich von meiner Ma hätte haben wollen, wäre ihre Kette gewesen, die sie 30 Jahre um den Hals trug: eine kleine Goldkette mit einem Kreuz. Die hat sie aber schon vor Jahren verloren, wie auch beide meiner Eltern ihre Eheringe verloren haben. Das wären meine Erinnerungsstücke gewesen.

Materielles belastet auch: nämlich sie bergen auch die Angst, das geliebte Stück zu verlieren....oder eine Lösung zu finden, sie aufzubewahren!

Kleines Beispiel: ich hatte seit Geburt an einen Lieblingsstoffhasen. Der wurde abgeliebt und verloren, aber jedes Weihnachten machte das Christkind den Hasen wieder schön oder zauberte ihn wieder aus seinem Versteck.

Was ich nicht wusste: mein Vater hat damals alles Drogeriemärkte in Deutschland angeschrieben und alle diese Stoffhasen aufgekauft, die es gab.

Weihnachten gab es also immer einen neuen.

Als ich 10 Jahre alt war entdeckte ich im Schrank plötzlich eine Herde von Stoffhasen!

Wie eine Zombie-Armee saßen sie da, mit abgerissen Armen und Beinen, teilweise ohne Augen und vollkommen abgeliebt.
Vor ein paar Jahren raffte ich alle Hasen zusammen und gab sie meinen Vater mit der Bitte, sie zu beerdigen, weil ich einfach nicht weiß, wie und wo ich sie lagern kann! (Und sie eh niemand erben wird und will.)

Das tat mir zwar in der Seele weh, aber es war auch ein Abschluss, (zumal mein kleiner Hund original wie der Stoffhase aussieht!)

Nun, da wir das Haus meiner Eltern räumen, sind die Zombie-Hasen wieder aufgetaucht, wie eine Armee Untoter, denn mein Dad hat es nicht geschafft, sie zu entsorgen.
Im Inneren bin ich sehr froh darüber, aber jetzt ist wieder das große Dilemma da: wohin mit den Plüschnasen??!!!


...ich hoffe nicht, du hast auch noch eine Herde Stoffhasen, um die sich dann deine Kinder kümmern müssen...?
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.

Geändert von undine (27.06.2011 um 10:22 Uhr)