Wem haften sie nicht an, einige dieser kleinen Unfeinheiten der Umgangssprache.

Unbewusst verwenden wir sie, jedenfalls manchmal; und unmerklich haben sie sich in unser Sprachverhalten geschlichen; so stetig, wie der Tropfen einen Stein höhlt.
Ich wähnte mich immer frei davon, bzw. hatte ich nie wirklich darüber nachgedacht, dass auch mir solch ein Makel anhaften könne. Welche Arroganz.

So plapperte ich munter drauf los, nichts ahnend von besagtem Manko und auch nicht ahnend, dass ich bereits zu individualisierten Maßnahmen auserkoren war. Bis ich es eines Tages hört, leise, ganz ruhig und mit dem gewissen Schalk im Blick:
„Je……desto, mein Herz.“
Mein fragender Blick in seine grau-grünen Augen (die im Übrigen den meinen ähnlich waren). „Es muss heißen:
Je länger ich darüber nachdenke,
desto leichter fällt es mir – und nicht:
Umso länger ich darüber nachdenke,
umso leichter fällt es mir. Auf
je folgt
desto, oder
umso, wenn du willst.“
Vermutlich folgte ein Erröten meinerseits, ein verschämtes Senken der Augenlider und ein scheinheiliges: „Oh ja, stimmt, wie recht du hast.“

Aber der Tropfen hatte längst den Stein gehöhlt. Immer wieder rutsche es mir heraus:
„
Umso mehr wir uns beeilen,
umso schneller kommen wir in den Genuss des guten Essens.“
„
Umso länger wir uns kennen,
umso vertrauter werden wir miteinander,“ - und ähnliches mehr.
Und jedes Mal kam es verschmitzt aus einer Ecke:
„Je …….desto, mein Herz“.
Mein Oberstudienrat für Latein und Deutsch hatte endlich sein Publikum wieder, hatte es in mir neu gefunden. Und er wurde nie müde mich mit unendlicher Geduld zu drangsalieren.

Wie viel Spaß hatten wir mit
je………desto, und wie lange hatte es gedauert, bis ich es endlich verinnerlichte.
Ganz nebenbei hörte ich neulich unsere Kanzlerin im Radio, so richtig hörte ich gar nicht hin, doch plötzlich merkte ich auf: „
Umso schneller wir diesen Weg einschlagen,
umso weniger Widerstand werden wir erwarten.
Ups!

Danke Goldschatz – mein geduldiger Lehrer. Ohne dich wäre mir nie aufgefallen, dass auch unsere Kanzlerin die Umgangssprache pflegt - jedenfalls manchmal.