Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 21.07.2011, 09:57
Terri Terri ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.07.2011
Ort: Raum Osnabrück
Beiträge: 110
Standard AW: Chemo Tagebuch, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Durchstehen!!!

ich hoffe, dass ich hier mal die Erlebnisse meines ersten Chemotages etwas ausführlicher schildern darf, vielleicht hat ja jemand einen Tipp, wie ich mich nun am besten verhalten soll:

Montag früh: Port angestochen, extrem schmerzhaft, Kreislauf verabschiedet sich. Himmel, und die hatten mir gesagt, das wär nur wie Blutabnehmen...ob das alles so richtig ist, mir kommen Zweifel.

Erste Mittelchen laufen, auch das ist unangenehm, aber auszuhalten. "der Port wurde ja erst vor 3 Tagen eingebaut, das ist dann ja ne frische OP-Narbe, das kann bisschen wehtun"...bisschen??

Dann erstes echtes Medikament angeklemmt. ok, das nehm ich, das läuft gut und zum erstenmal an dem Tag gehts mir gut. Eishandschuhe sind ok.

zweites Medikament, rote Brause. "möglichst nicht bewegen, solange das läuft und melden, sobald es brennt, juckt oder schmerzt" ok, versuch ich halt mal ne Stunde die Augen zuzumachen; aber nix, das drückt und tut wieder weh beim einlaufen und tröpfelt auch nur gaanz langsam vor sich hin. Die anderen 3 Mitpatienten, die mit mir in dem Raum sitzen, haben fast eine Flasche Vorsprung. Egal, ich hab ja Zeit. Irgendwann versuch ich mal den Kopf ein wenig zu bewegen und erschrecke, weil sich alles vorn so dick anfühlt. "hilfe, kann da mal jemand einen Blick auf mich werfen"? Schwester kommt sofort, Infusion sofort abgedreht und hechtet zum Telefon. Das Verhalten beunruhigt mich dann doch etwas mehr. "Verdacht auf Paravasate" hör ich noch. Dann gehts fix. Ärztin kommt, versucht was von der Flüssigkeit mit aller Gewalt aus mir raus zu pressen...AUA, Kreislauf zum zweitenmal an dem Tag weg, ich fast Nirwana. "da ist was neben die Vene gelaufen" aha, interessant, dann mach das weg, denk ich nur noch.

Innerhalb von wenigen Minuten haben die ein Gegenmittel organisiert, was mir dann in eine Vene verabreicht wird, für den Zugang brauchen sie schon 2 Versuche. "Das läuft jetzt durch, danach bekommen Sie den Rest Chemo über die Armvene und können dann nach Hause, morgen wiederkommen, noch eine Infusion mit Gegenmittel." Gehts noch, ich verlange stationäre Aufnahme und Bett wird dann auch organisiert.

Auf Station dann Vene dicht, Chemo geht nicht rein. Neue Ärtzin, 2 neue Versuche einen Zugang im Arm zu legen, nix geht. "Dann müssen wir ZVK legen" (zentraler Venenkatheder im Hals). Aber das macht ein Anästhesist, ok, die sind lustig, denen vertrau ich mich an, obwohl ich keinen Schlauch im Hals haben will. Runter in OP, Pfleger fragt, ob er es nochmal versuchen soll mit Zugang. Ja klar, alles lieber als Loch im Hals. Aber auch er scheitert 2x. Und dann kommt mein Tagesheld, der Anästhesist. Schon von 3 Metern Entfernung, "Quatsch ZVK, ich seh doch die Vene von hier" und schwupps, Nadel ohne jeden Schmerz drin und Infusion läuft und der Zugang war auch in den Folgetagen brauchbar. Mein Held.

Bis Mitternacht liefen am Montag dann sämtliche Sachen in mich rein....und dann hätte ich ja angeblich nach Hause gehen können...

Dienstag dann immer noch alles dick geschwollen, Halsschmerzen, Schlucken mist, neue Infusion mit dem Gegenmittel "ganz teures Medikament", na und, ist eure Sache, wer euch das bezahlt. Mittwoch dann nochmal die gleiche Prozedur. Danach nach Hause, weil maximale Dosis erreicht.

Nun hofft man, dass das gesunde Gewebe nicht allzusehr geschädigt ist und sich selbst wieder regenerieren kann. Super, ich hab eigentlich genug krankes Gewebe. Immerhin ist mittlerweile nur noch eine Seite etwas geschwollen und einige dunkle Flecken bis in den Arm, aber verschlimmern soll sich das angeblich nach 48 Stunden nicht mehr. Nur verbessern, aber wieviel und wie langsam weiß keiner. Warum auch, das sind ja nur Ärzte Aufklärung über mögliche Folgen erhielt ich auch erst am Mittwoch, nachdem ich mich massiv beschwert hatte. Irgendwie verstärkt sich mein Eindruck, dass da jemand den Port angestochen hat, der das nicht hätte machen dürfen.

Chefarzt kommt Montag aus dem Urlaub zurück. Ich werde ein Gespräch mit ihm suchen und dann überlegen, wie ich weiter vorgehe. Angeblich kann man erst in einigen Wochen sehen, ob die Folgen schwerwiegend sind, eventuell sogar eine zusätzliche Operation erforderlich ist oder nicht. Ob der Port weiter genutzt werden kann, steht auch in den Sternen.

Dabei will ich doch nur gesund werden.

Ich drücke allen die Daumen, dass ihr vor einer solchen Erfahrung verschont bleibt.

lg
Terri
Mit Zitat antworten