Zitat von Annika0211
Hallo, liebe Chica.
Schön, von dir zu lesen.
Mir gehts gut.
Ich habe in Kürze (2 Wochen) ein Familien-Event und ich glaube, ich schrieb das schonmal: ich gehe "vorbereitet" dorthin.
Für den Fall einer Konfrontation mit einem meiner Brüder werde ich die Konsequenzen ziehen und mir NIX gefallen lassen.
Aber noch sehe ich alles entspannt - vielleicht gehe ich IHM auch komplett aus dem Weg und konzentriere mich nur auf das Geburtstagskind, meine Schwägerin.
Tja, Papas Geburtstag - er hat am 7.1. und ich dachte beim 1. Mal, dass ich ab diesem Tag jedes Jahr zum Friedhof fahre und eine Blume auf die Wiese lege, unter der seine Urne liegt. Die Stelle, an der sie eingelassen wurde, kann man heute nicht mehr genau definieren.
Aber ich gestehe: ich habe es nicht gemacht. Ich war immer mal auf dem Friedhof, bin rumgelaufen, habe mich auf die Wiese gestellt oder auf eine Bank gesetzt. Ich habe auf ein Gefühl gewartet... Erleichterung, innerer Frieden durch diese Nähe, Gelöstheit, ich weiß es nicht. Es hat sich nichts eingestellt bei mir. Es hat mir absolut nichts gebracht.
Anfangs schaute ich noch auf die Stelle, dann habe ich sie immer mehr aus den Augen verloren, weil Gras drüber gewachsen war. Und so war es auch für mich - bezogen auf den Friedhof und "seine letzte Ruhestätte", wie manche sagen. Über DIESES Stück Erlebnis ist tatsächlich Gras drüber gewachsen.
Über alles andere nicht. Das, was vorher war - das, was nachher war und bis heute ist - das ist alles präsent. Nicht mehr so deutlich, aber es ist etwas in den Hintergrund meines Inneren geraten.
Und ich denke, dass liegt vielleicht auch daran, dass wir keine "Friedhofsgänger" sind bzw. keinen Sinn darin sehen. DORT ist mein Papa nicht. Er ist hier - um mich herum - überall, wo ich bin - in mir - in den schönen Dingen, die mir gut tun... da ist er.
Wenn ich ihn suche, suche ich ihn nicht auf dem Friedhof.
Das war mir immer fremd, da ich noch nie einen solchen Verlust erleben musste.
Ich habe nie erlebt, wie es ist, seine Trauer mit zum Friedhof zu nehmen, dort zu verweilen, dort zu reden, sich in seine Trauer fallen zu lassen und mit ihr wieder zu gehen.
Vielleicht hatte ich auch immer Angst davor, irgendeines dieser Gefühle/Gedanken, die dort entstehen, aufkommen zu lassen, die Wunden immer wieder aufreißen zu müssen, weil man immer wieder vor Augen hat, dass dort der geliebte Papa liegt, der die Hölle auf Erden erlebt hat.
Ich wollte nie den Friedhof als DEN Ort wählen, an dem ich meinem Papa nah sein kann.
Freunde sagen, dass sie später mal einen Ort brauchen, der ihnen den Abschied von den Eltern leichter machen könnte, einen Ort, zu dem sie "pilgern" können.
So hat jeder seine Meinung darüber, die ich absolut respektiere, denn das erwarte ich auch über meine Einstellung.
Kannst du - oder jemand anderes - sagen, was in einem vorgeht, der seinen Vater/seine Mutter auf dem Friedhof besucht? Was fühlt man? Tut es nochmal mehr weh als wenn man nicht dort ist? Kommen nicht wieder alle schlimmen Erinnerungen hoch, noch mehr als sonst?
Ich weiß nicht, was mich erwartet hätte, aber ich würde es gerne wissen, falls es jemand beschreiben könnte...
Liebe Grüße.
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