AW: Ich bin Ratlos
Liebe Silvi,
das ist eine schwierige Situation für Euch beide.
Das Verhalten Deines Mannes kann ich gut verstehen.
Mein Vater war auch so. Selber nie krank, er hatte nicht mal Verständnis, wenn andere krank waren.Meine Mutter hat immer mal Migräne (ich leider auch). Da sagte er dann immer nur, dass sie wohl wieder ihre "Launen" hätte.
Als er selber dann mal ernsthaft krank war (Pneumothorax vo fast 20 Jahren), hat er sich total verändert. Nur noch nach innen gehorcht, was denn da noch sein könnte. Wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt usw.
Jetzt im Februar die Krebsdiagnose und er hat kaum darüber gesprochen. Ich glaube heute auch, er hat nicht mal den Ärzten richtig zugehört oder mal was nach gefragt. Auf meine Fragen kamen oft sehr abweisende Antworten. Manchmal richtig schroff.
Mir tat das immer sehr weh. Ich wollte doch nur wissen, was los ist und wie ich ihm helfen kann. Meine psychisch kranke Mutter war damit sowieso total überfordert.
Erst zum Schluss konnte und wollte er meine Hilfe annehmen. Leider erst dann.
Kannst Du Dir vielleicht selber noch Hilfe holen? Bei uns gibt es ehrenamtliche Hospizgruppen und die begleiten nicht nur Menschen im Sterben sondern auch schwer oder unheilbar Kranke und deren Angehörige.
Und der Spruch mit dem stark sein, ist echt blöd. Wir sind stark, wenn wir unsere Angehörigen begleiten und unterstützen. Auf der anderen Seite haben wir ebenso unsere Ängste und Sorgen. Und diese Gefühle kann man nicht einfach abstellen.
Ich hoffe sehr, dass Du in Deiner Nähe auch jemanden hast, der Dich in diesen Momenten in den Arm nimmt, Dir wieder Kraft und Mut gibt. Wo Du alle Deine Gefühle rauslassen kannst und ein bißchen aufgefangen wirst.
Ich umarme Dich, wenn ich darf.
Viel Kraft weiterhin und liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.
Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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