Hallo ihr Lieben,
gestern war also die Trauerfeier meines Papas.
Ich kann diese Gefühle gar nicht beschreiben die mich beherrscht haben gestern.
Da Papa nicht in der Kirche war, hat die Trauerfeier zwar in der Kapelle statt gefunden aber nicht mit einem Pastor, sondern mit einem freien Redner und ich muss ehrlich sagen das war auch gut so. Er war einen Tag vorher also Montag bei uns um mit uns über Papa zu sprechen und um sich ein Bild von ihm machen zu können. Wir hatten ein paar Bilder von ihm mit auf den Tisch gelegt und er hat sich eben Anhaltspunkte aufgeschrieben von den Dingen über die wir gesprochen haben.
Er sagte direkt am Anfang er wird keinen Lebenslauf runter beten, da er davon überhaupt kein Fan wäre. Das war ein gutes Gefühl.
Er teilte das ganze in verschiedene "Bereiche" ein, um Papa aus jeder Lebenslage und aus jeder Sicht beschreiben zu können ----> Arbeit, Freunde, Nachbarn, Familie (Frau, Kinder usw.), Hobbys....
Zum Schluss machte er uns noch einen Vorschlag. Dazu später mehr.
Wir hatten ein gutes Gefühl als er ging und das war uns sehr wichtig.
Der gestrige Tag also der Vormittag war irgendwie ruhig. Draussen schien es ruhiger als sonst und wir waren alle eher in uns gekehrt und nachdenklich.
Als wir dann in richtung Friedhof aufbrachen lagen alle unsere Nerven blank.
Auf dem geraden langen Weg zur Kapelle hielten wir uns an den Händen. Der Redner und unser Bestatter nahmen uns dann in Empfang und brachten uns zum Seiteneingang. Dort stellten wir uns noch einmal im Kreis und hielten uns an den Händen fest. Mama machte dann etwas tolles. Papa hatte eine Bob der Baumeister Figur. Wenn man auf den Knopf drückte an seinem Schlaghammer sagte Bob: Können wir das schaffen? JO wir schaffen das!!
Den Knopf hat Papa täglich mehrmals immer gedrückt. So hat er gezeigt dass er nicht aufgibt und kämpfen will. Die Puppe stand auch noch im Krankenhaus. Mama sagte also als wir in diesem Kreis standen zu uns..Können wir das schaffen? So mussten wir kurz ein bisschen lächeln.
Dann war es soweit. Wir sind am Seiteneingang in die Kapelle gegangen. Wir haben alle nur auf den Boden geschaut beim reingehen und haben dann auf die Urne geschaut, die wirklich wunderschön dekoriert war. Es lagen viele Kränze dort, es wurde mit Tüchern und Kerzen dekoriert. Es wirkte so undendlich warm. Als wir uns setzten hatten wir einen kurzen Moment stille und die Tränen flossen und flossen. Dieser Blick auf die Urne....jetzt wurde uns noch einmal diese Entgültigkeit vor Augen geführt. Ein Bild von Papa das wir ausgesucht hatten stand dort. Er war bei uns.
Anders wie wenn ein Pastor die Trauerfeier leitet ist es bei einem freien Redner so dass man selber die Musik bestimmen muss. Ich hatte die Lieder ausgewählt. Also wurde das erste Lied gespielt...Peter Maffay mit einem Kinderchor - Über 7 Brücken. Hört sich grausam an, aber das war mein Papa.
Die Trauerrede war toll! Der Redner hat sich wirklich mühe gegeben und hat Papa wirklich so beschrieben wie er war....als Mensch. Er sagte immer zum Schluss einiger Sätze...eben einfach Herbert. Das zweite Lied war dann von Elvis - My Way. Danach sagte der Redner noch ein paar kurze Sätze und bat uns dann auf zu stehen für Papa. Das letzte Lied lief dann an Peter Maffay - Nessaja (ich wollte nie erwachsen sein). Der Bestatter kam nach vorne blieb einen Moment vor der Urne stehen, ging dann hinter sie nahm sie in die Hand und schaute mich an. Ich nickte ihm zu. Das war der Vorschlag des Redners. Er sagte zu uns am Tag davor bei unserem Gespräch, dass er es als absolut zärtliche Geste empfindet, wenn einer der Angehörigen die Urne tragen würde. Und nicht so, wie der Bestatter sie tragen würde mit beiden Händen vor sich, sondern fest im Arm. Die Geste Papa ein letztes Mal in den Arm zu nehmen und zu drücken. Also gab er mir die Urne und ich nahm Papa in den Arm. Wir sind dann langsam zum Grab gegangen. Dort habe ich dann mit Hilfe des Bestatters die Urne beigesetzt, habe sie an ihren Bändern ins Grab gelassen. Ich habe es gemacht weil Papa es so sehr verdient hatte. So konnte ich ihm noch einmal ganz nahe sein und ihn fest halten. Wir standen dann noch einen Moment vor dem Grab, haben unsere kleinen Rosen rein geworfen und sind dann direkt gegangen. Wir wollten keine Beileidsbekundungen direkt am Grab entgegen nehmen. Also sind wir mit dem Auto schonmal vorgefahren.
Mir wurde dann von allen noch einmal gesagt wie tapfer und wundervoll sie es gefunden haben was ich da für Papa getan habe und dass sie es alle ganz toll fanden dass ich die Urne getragen und beigesetzt habe. Da sind mir die Tränen einfach so gelaufen. Er ist doch mein Papa und das war das mindeste was ich tun konnte für ihn.....er fehlt so sehr.
Wir haben dann noch viel über ihn gesprochen und an viele schöne Momente gedacht. So kam das ein oder andere Lachen/Lächeln zum vorschein. So hätte er es sich gewünscht..nicht, dass wir die Köpfe hängen lassen, sondern dass wir mit einem Lächeln an ihn denken.
Der Tag gestern hat mich sehr runter gezogen....ich lag am Abend auf der Couch ganz still ohne mich zu bewegen und mir sind die Tränen einfach so das Gesicht runter gelaufen. Es schmerzt so sehr und ich vermisse ihn so wahnsinnig. So oft ist es einfach ganz weit weg und dann wird einem bewusst, dass er nie wieder da sein wird. Das ist meiner Meinung nach das schlimmste Gefühl. Ich schreibe gerade wieder mal unter Tränen
Ich möchte noch einmal Danke an die Lieben Menschen hier sagen. Hier her zu kommen und hier zu schreiben...zu merken nicht alleine zu sein tut oft so gut. Danke für eure lieben Worte und für euer da sein. Ich drück euch alle mal ganz fest


Liebe Grüße Susann