AW: Ich kann einfach nicht mehr.....
Lieber David,
ja, es ist normal, dass Psychopharmaka erst nach einigen Wochen, also zwei bis drei Wochen, richtig wirken. Deswegen soll man normalerweise auch die Dosis langsam erhöhen und genauso beim Abgewöhnen die Dosis langsam wieder senken.
Ob die Tabletten in Deinem Fall eine Hilfe sein werden, kann ich nicht sagen. Wie Du schon schreibst, Deine Situation ist ja die gleiche. Trauer, Angst und Depressionen bleiben. Da muss man auch einfach durch. Man muss lernen, mit der traurigen Situation zu leben. Das kann einem keiner abnehmen. Die Tabletten können diese Gefühle nur ein wenig dämpfen und dafür zahlt man gewissermassen einen Preis, indem man eben müde ist oder sich etwas abgestumpft oder umnebelt fühlt. Du kannst es ja eine Weile versuchen und wenn Du nicht zufrieden ist, hörst Du wieder auf.
Die Lösung, die Du dafür gefunden hast, wie Du Deiner Mutter helfen möchtest, klingt doch gut. Das wichtigste ist, glaube ich, dass Du Dir nicht hinterher irgendwelche Vorwürfe machst, Du hättest mehr Zeit mit ihr verbringen sollen etc. Wenn Du Dir alles reiflich überlegt hast und zu diesem Schluss für Dich gekommen bist, ist das doch völlig in Ordnung. Wenn man plötzlich jemanden in der Familie pflegen muss, bedeutet das immer Kompromisse. Das Leben muss ja weitergehen. Geld muss verdient werden, Rechnungen müssen bezahlt werden. Miete, Essen, Heizung, all diese Dinge sind noch genauso notwendig wie vorher auch. Also muss man Kompromisse eingehen, damit man, auch wenn man möglichst viel bei der kranken Person sein will, trotzdem noch überlebt.
Ich wünsche Dir, dass Deine Umgebung Verständnis für Dich zeigt.
Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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