AW: Hinterblieben, nur wo?
Hallo Canaris,
und ob ich dich verstehen kann. Nach 3 Monaten waren auch bei mir noch alle Bilder ständig präsent. Noch steckst du in der ersten Trauerphase, in welcher du verstehen möchtest, was da bei euch passiert ist und die letzten Bilder sind übermächtig. Es ist unfassbar! Noch.
Die letzte Zeit mit deiner Gabi verlief nicht geradlinig sondern rauf und runter. Die emotionale Belastung stieg, als Kurve betrachtet, nicht gleichmässig sondern verlief immer steiler gen Himmel. OK, ein Wortspiel, welches dann letztendlich auch eingetroffen ist. Die letzte Zeit mit deiner Gabi verlief so intensiv, dass noch kein Platz ist für andere Gedanken und Gefühle.
Danach der totale Absturz in's Bodenlose ..... verständlich, dass du nach Verständniss, Erinnerungen und Frieden suchst. Nur, ich denke, dass du das in dir selber suchen musst. Von aussen können lediglich Einflüsse, Ideen oder Hinweise kommen. Du hast Angst, du könntest vergessen. Keine Sorge, das wirst du nicht.
Was du aber wirst/kannst ist, dich mit dieser Zeit versöhnen und es werden auch wieder glückliche, intensive Bilder in dir auftauchen. Auch aus dieser letzten Zeit (ihr hattet da ganz bestimmt auch schöne Momente, Myriam und ich auch) und vor allem auch aus der Zeit davor.
Du bist du. Du bist das, was du heute bist, nur, weil Gabi der Mensch war, der den bis jetzt wichtigsten Teil deines Lebens mit dir gemeinsam gegangen ist. Sie ist bei dir, in dir. Such sie dort und du wirst sie finden. Als Menschen.
Ich hoffe, du verstehst, was ich schreibe. Wenn nicht jetzt, dann später. Ganz sicher. Lass dir Zeit, nicht verzweifeln. Kleine Schritte. Mut zum Vorwärtsgehen. Nicht in Trauer versinken sondern in Trauer leben. Der wachsende Zeitabstand zum Tod von Gabi wird sie dir nicht entfremden sondern näher bringen. Du kannst mir glauben, das ist so.
Alles Liebe,
Helmut
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