AW: Keine Chance mehr
Liebe Bosko,
ja, das ist niederschmetternd...diese Bilder der Hilflosigkeit Deiner Eltern über diese Krankheit. Es gibt kein Patentrezept, aber es ist die Frage, ob man überhaupt "so viel sagen" muss, wenn Du bei Deinem Papa bist. Ich glaube, das wichtigste ist, dass Du bei ihm bist, ihm Gesellschaft schenkst.
Da Du selbst ehrenamtliche Hospizarbeit leistest, lass auch Dich etwas auffangen von den Helfern. Das ist eine große Belastungsprobe und man kommt an seine Grenzen, auch wenn man kurzfristig das Gefühl hat, stark zu sein. Es ist Dein Papa und nicht "einfach" ein sterbender Mensch, zu dem Du wesentlich mehr Abstand hast.
Mir war in der verbleibenden Zeit, die mein Vater und ich hatten, sehr wichtig, dass es nichts mehr gab, was zwischen uns unausgesprochen war. Auch redeten wir ungewohnt offen über das "Ende" meines Vaters, auch wenn dabei jede Menge Tränen vergossen wurden. Mein Vater sprach darüber, zu Hause sterben zu wollen oder evtl. ein Hospiz in Betracht zu ziehen. Nach dem Tod meines Vaters fand ich große Trost darin, dass wir alles beredet hatten und ich wußte, wie wir zu handeln hatten.
Das mit dem Hund und dem Laptop...das sind häufig ganz typische Reaktionen. Mein Vater fragte sich bereits 1 Jahr vor seinem Tod, was wohl der einfachste Weg für uns Kinder wäre, seine Wohnung im Falle eines Falles leer zu räumen...ich war völlig schockiert von diesen Überlegungen. Aber ein Mensch, der sich damit befasst, aus dem Leben zu gehen denkt in diese Richtungen - das müssen wir lernen zu respektieren.
Für die kommenden Tage und Wochen wünsche ich Dir und Deiner Familie alle Kraft, die ihr braucht!
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Papa nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Stadium IV mit Pleurakarzinose 09/2008
Chemo 09/2008 - 12/2009
Erlotinib-Therapie 01/2010 - 11/2010
Chemo 01/2011 - 04/2011
Hospizaufenthalt seit 21.05.2011
+ 27.05.2011
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