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Alt 26.05.2004, 18:33
Gast
 
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Standard Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Hallo Verträumte,

na, der Wochenstart hätte schlimmer sein können. Das Schöne ist, dass heute schon Mittwoch ist, noch einmal arbeiten und dann ein langes Wochenende mit hoffentlich schönem Wetter. Ich freue mich darauf.

Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass mein Mann mir gegenüber ungerechter geworden ist, allenfalls ehrlicher. Was ich durchaus positiv sehe, auch wenn`s manchmal weh tut. Und er ist - wenn es ihm nicht gut geht - auch oft grantig zu mir. Aber damit habe ich wirklich kein Problem. Ich denke mein Mann und für dich gilt dasselbe, musste sehr viel wegstecken in den letzten Monaten. Wer will es einem dann verübeln, dass man ein irgendeiner Stelle mal Luft ablässt, auch wenn es vielleicht nicht gerecht ist. Ich habe mich schon oft gefragt, wie viel ich selber ertragen könnte. Gemessen an all den Therapien, den Nebenwirkungen, dem Unwohlsein, dem eingeschränkt sein und der Angst sind dass Kleinigkeiten, für die man Verständnis hat.

Bei uns bin übrigens auch ich die Impulsive und mein Mann der ruhende Pol. Aber streckenweise so ruhig, dass er vieles einfach nur runterschluckt, weil er es nicht hören will. Dummerweise fängt da unser Problem an. Denn ich kann ohne Auseinandersetzung schwer leben. Ich muss die Dinge beim Namen nennen und kann sie nicht ignorieren. Und in diesem Punkt hat es bei uns im letzten Jahr schon vor der Krankheit sehr große Probleme gegeben. Der größte Streitpunkt bei uns ist die Erziehung unserer Kinder. Die Große ist in der Pupertät und hat sein 11 Monaten einen Freund. Das ist für ihn ein großes Problem, mit dem er überhaupt nicht umgehen kann. Dummerweise eskaliert die Situation hier immer mehr, so dass meine Tochter kaum noch ein gutes Haar an ihm entdecken kann. Obwohl sie für ihre Verhältnisse rücksichtsvoll ist.
Und genau da liegt mein Problem, er will mir die Entscheidungen nicht mehr überlassen und trifft selber nur noch solche, mit denen er sie immer mehr verliert.

Es ist nicht zum Aushalten. Nicht, wenn ich mich raushalte und genausowenig wenn ich mich dazwischenstecke. Jedes Gespräch in diese Richtung tut ihm weh und macht ihn rasend. Jedes nicht geführte Gespräch lässt mich ersticken und der Abstand zu unserer Tochter wird immer größer.

Und so einiges mehr. Zu Anfang habe ich mir immer gesagt: Damit bruchst du ihm jetzt nicht zu kommen, er hat genug mit sich selbst zu tun. Aber man kann diese Dinge nicht ewig aufschieben. Aber ich kann doch auch nicht zu allem Ja und Amen sagen, wenn ich es völlig anders sehe. Auch wenn es gemessen an der Situation geringfügig erscheint, das Leben geht weiter und damit auch die alltäglichen Probleme. Trotzdem habe ich nach jeder Auseinandersetzung das Gefühl, es zieht ihn wahnsinnig runter.

Es ist manchmal ein sehr kompliziertes Miteinander. Aber wir haben nun mal Kinder und es will einfach nicht mehr gelingen, dass wir alle zufrieden unter einem Dach leben. Die Situation spitzt sich immer mehr zu und ich werde das Gefühl nicht los, dass sich irgendwie niemand mehr so richtig wohl fühlt vor lauter Bestreben es dem anderen jeweils recht zu machen.

Danke für`s Zuhören. Kannst du da überhaupt was mit anfangen? Verstehst du, was ich meine? Es ist eine Gradwanderung. Nehme ich zuviel Rücksicht oder zuwenig? Bin ich egoistisch? Ich kenne mich manchmal selbst nicht mehr.

So, nun habe ich`s mir von der Seele geschrieben und du weißt, wie es bei uns ausschaut. Kommt dir davon irgendwas bekannt vor? Oder liegt es nur daran, dass wir Kinder haben?

Wäre schön, wenn du dich trotz dieser Schreibattacke wieder melden würdest (grins), bin eigentlich ganz normal, aber manchmal gehen die Pferde mit mir durch.

Hoffe, dass dir gut geht und wünsche euch einen schönen Mittwochabend, ganz liebe Grüße von Monika
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