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Alt 20.12.2011, 15:31
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KHK KHK ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Hallo Chris und chaoskatze,

Ihr mit euren Dreiern habt ja im Prinzip bessere Chancen als ich länger zu überleben und noch Zeit für Familienplanung zu haben und ihr seit ja erst 24 bzw. 26... Da ist ja auch noch Zeit mit Kindern ein bisschen zu warten und zu sehen, wie es sich entwickelt mit Tumor und ner stabilen Beziehung... Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob es unverantwortlich ist, ein Kind in die Welt zu setzen, wenn man nen Tumor hat und zumindest in einer stabilen Beziehung ist. Ich kenne Beispiele, wo ein Elternteil kurz nach der Geburt an einem sich rasant entwickelnden Tumor erkankt ist und nach ein paar Monaten das Kind Halbweise war. Und auch eine Frau in Frankreich, die alleine ein Kind von 3 Jahren aufzieht, die seit einem Jahr ein Glioblastom hat. Als sie das Kind bekommen hatte, wusste sie noch gar nichts von ihrem Glioblastom und auch nicht, daß sie knapp ein Jahr später schon wieder ein Rezidiv haben würde trotz Chemo... Zum Glück kann sie auf ihre Familie zählen, die sich um ihr Kind kümmern wird, falls sie nicht mehr lange lebt...

Und ihr müsst ja auch nicht so lange wie ich mit einem Kinderwunsch warten ohne daß ihr euch schon gleich entscheiden müsst. Selbst ich hätte in 2007 eine Chance gehabt, wenn ich mehr über eine Frau gewusst hätte und nicht so schüchtern gewesen wäre... Auf der anderen Seite hätten meine manchmal doch recht heftigen fokalen Epianfälle ein kleines Kind vielleicht doch verständlichermassen ziemlich geschockt. Jetzt hab ich nur noch mal starke Krämpfe in Arm oder Bein mit abnehmender 'Tendenz, aber keine so heftigen Anfälle mehr wie vor der OP trotz Antiepileptika. Deshalb wäre jetzt eigentlich der richtige Moment, es wenigstens einmal zu versuchen. Ob es jetzt noch kappt, weiß ich nicht, aber man soll nie nie sagen. Allerdings ist ein Kind zeugen eines der wenigen Dinge, die ich nicht alleine machen kann. Außerdem möchte mich schon mit der Mutter gemeinsam um das Kind kümmern! Na ja, mal sehen, was das Schicksal im nächsten Jahr für mich vorgesehen hat...

Was das Warten angeht, haben mir Ärzte gesagt, daß man als Mann nach einer Chemo wie Temodal 6 Monate bis ein Jahr mit dem Kind zeugen warten sollte und vielleicht auch Genanalysen machen sollte um sehen zu können ob einige Erbkrankheiten zu befürchten sind. Für eine Frau sehen manche Ärzte das noch Kinder bekommen nach einem (Hirn)Tumor noch kritischer. Während der Schwangrschaft produziert nämlich der Körper einer Frau viel mehr Wachstumshormone als normal und diese wirken, wie übrigens auch die aktuellen Chemos, nicht spezifisch nur auf die embryonalen oder Zellen der Frau , die sich stärker als normal vermehren müssen, oder die Tumorzellen sondern potentiell auch auf Tumorzellen und können eine Rezidiv beschleunigen... Also sagt nicht prinzipiell nein zu einer stabilen Beziehung und Kinderwunsch, lasst euch einfach noch ein bisschen Zeit. Vielleicht meint der Zufall es ja auch nächstes Jahr besser mit euch. Ich weiß natürlich selber, daß viele Gesunde sehr zögern, mit Krebs- oder Tumorkranken eine stabile Beziehung einzugehen und kann dies auch verstehen. Am Besten wäre natürlich für euch und mich jemand, der auch eine schwere Krankheit durchgemacht hat aber quasi geheilt ist. Dann versteht man sich auch ohne Kind einfach besser denke ich... Ich weiß auch von gar nicht so wenigen Fällen, wo durch den Tumor Beziehungen zerbrochen sind, die teilweise schon lange gehalten haben... Und man kann auch wie ich mit 50 noch Pläne und Träume haben und noch nicht mit seinem Leben abgeschlossen haben... Ein Rezidiv kann sogar in manchen Fällen wie bei mir im Endeffekt segensreich sein....

Das mit dem länger mit der Maske liegen müssen und mit den schwarzen Platten wurde mir damit erklärt, daß so vor der Bestrahlung noch ein CT gemacht würde. Also, Chris, wird es bei Dir genauso wie bei mir gemacht.

Ich war wie Chris bis zur Entdeckung meines ersten Hirntumors ein sehr schlechter "Kunde" für die Ärzte, seitdem bin ich bei denen Stammkunde geworden, wenn auch mit abnehmender Tendenz...

Ich werde gleich erstmal nach Paris reinfahren und zu einem klassischen Konzert unter der Pyramide gehen. Ob mir die zeitgenössische klassische Musik besonders gefällt, man sehen. Aber ein Konzert unter der Pyramide des Louvres und dazu noch ohne Eintritt gibt's ja nicht jeden Tag. Ich muß mich ja auch mal ein bisschen ablenken, vor allem in dieser dunklen Jahreszeit!

Also, alle Kopf hoch und Courage! Es kommt im Leben ja oft anders als man denkt, was aber nicht heißen soll, daß man gar keine Pläne mehr machen sollte...

Grüße aus Paris,

Kai-Hoger