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Alt 27.05.2004, 20:46
Gast
 
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Standard Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Hallo Verträumte,

dein Brief hat mich richtig berührt. Vor allem die Stelle mit dem Haus und dem Keller.... Hätte es nicht besser in Worte fassen können, hätte man mich aufgefordert, meine Gefühle beim Namen zu nennen.


Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Habe ja schon vor der Krankheit so meine Probleme damit gehabt. Und jetzt wirkt alles so, als hätte ich keine Chance mehr, die ganze Geschichte zu beeinflussen. Aber du hast Recht. Und rein intuitiv weiß ich das auch. Habe bereits gestern einen neuen Anlauf gestartet. Ruhig und sachlich. Unsere Tochter möchte am Freitag auf ein Schützenfest und übernächsten Samstag auf eine Party. Habe meinen Mann schon mal darauf vorbereitet mit den Worten: Genauso wenig wie ich es ihr sofort erlauben werde, solltest du es nicht sofort verbieten. Lass uns drüber reden und eine sinnvolle Entscheidung treffen, gemeinsam.

Ich tue mir mit dem ewigen Runterschlucken auch keinen Gefallen. Dafür bin ich zu temperamentvoll. Wenn ich `ne Weile geschluckt habe, explodiere ich wie ein Vulkan. Dabei hätte man bei Zeiten wahrscheinlich ruhig drüber reden können. Der Fehler liegt im Grund zum Teil auch bei mir.

Du hast sicher gemerkt, warum ich diese Frage gerade an dich gerichtet habe. Natürlich weiß meine Freundin von meinen Sorgen und steht mir auch toll zur Seite. Aber ich muss erst mal lernen mich auf diesem Drahtseil richtig zu bewegen. Denn ich möchte meinen Mann auf keinen Fall verletzen. Er denkt, er hat alle Zeit der Welt, diese Dinge zu regeln. Hat er aber nicht. Gar nicht mal wegen der schlechten Diagnose, sondern weil die Zeit bei Kindern schneller läuft. Unter Umständen ist sie in 4 Jahren weg. Und dann?

Und unsere Freunde denken zum Teil: Wieso wird er jetzt, wo er doch so krank ist, nicht milde und versucht, mit seiner Tochter friedlich auszukommen. Ist aber nicht milde, im Gegenteil, er ist ein Kämpfer und hat einen Dickkopf. Solange er kämpft, gibt er sich nicht auf. Aber das kann sich nicht alles auf unsere Tochter konzentrieren.

Wir werden eine Lösung finden und ich werde lernen müssen, diplomatischer zu werden. Auf jeden Fall werde ich wieder dazu übergehen, die Auseinandersetzung zu suchen. Alles andere wäre vertane Zeit. Denn ich will weiterhin mit meinem Mann leben und nicht daneben. Auch wenn dabei das eine oder andere verletzende Wort fällt. Ich denke pure Schonzeit ist nicht das wirkliche Leben.

Mir war einfach nur wichtig, deine Meinung dazu zu hören. Manchmal habe ich in der letzten Zeit wirklich gezweifelt, wo die Schonung in Selbstaufgabe übergeht. Zumal es ja hier nicht nur um mich oder um meinen Mann geht.

Also, vielen Dank, du hast mir wirklich geholfen. Es ist schön, dass du hier einen großartigen Teil dazu beiträgst, dass wir alle irgendwie mit der Situation zurecht kommen. Ich wünsche dir, dass es dir gelingt, deinen klaren Blick zu bewahren und damit auch die Kraft, die du auch weiterhin brauchen wirst.

Macht euch ein schönes Pfingstwochenende. Habt ihr was Schönes vor? Hoffentlich ja. Also, bis bald, ganz liebe Grüße von Monika
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