Liebe Luuna,
wie dir bereits Sylvia und Jasofe und Anja mitgeteilt haben, die Krankheit verläuft sehr unterschiedlich. Offensichtlich ist es nicht immer einfach, einen Tumor zu klassifizieren. Wir, d.h. meine Eltern und ich haben Wochen auf den Befund und das Beratungsgespräch gewartet... War nicht eindeutig, ob das Bronchialkarzinom nun kleinzellig oder nicht kleinzellig war. Ich kenne auch diesen Frust, wenn eine Chemo nicht anschlägt... Ich verstehe dich nur allzu gut! Zunächst einmal ist es gut, dass deine Mama einen Hausarzt hat, dem sich vertrauen kann und der ihr auch tatsächlich mit der Überweisung in die Uniklinik Rostock geholfen hat. Ich kann mich Sylvia nur anschließen, diese Tumorkonferenzen oder fachlich Konsile können dauern... Grauenhaft für die Betroffenen und Angehörigen! Man wird nahezu aggressiv (ich wurde es!), weil man meint, das einzige, was wir nicht haben, sei ZEIT! Aber leider hat Sylvia recht, es sind so viele Betroffene und für jeden muss individuell die beste Therapiemöglichkeit zusammen gestellt werden. Und gebt nicht die Hoffnung auf, nur weil die erste Chemo nicht angeschlagen hat!
Wichtig ist, dass deine Mama (und auch du) nicht die Hoffnung verlieren! Du wirst hier im Forum von vielen Menschen lesen können, die wie Löwen kämpfen und entgegen allen Diagnosen bzw. Prognosen ihr Leben "verlängert" haben. Andererseits liest du leider auch von denjenigen, die einfach keine Chance hatten und bei deinen die Lebensuhr ruckartig abgelaufen war. Es gibt da wohl wenig Anhaltspunkte! Deshalb kann ich dir als Tochter nur den Tipp geben: solange es deiner Mutter "gut" geht, genießt die Zeit und nutzt sie miteinander! Wenn sie jetzt noch reisen kann, dann solltet ihr nicht mehr warten. Ihr Zustand kann sich halten, er könnte aber auch auch kippen. Vor allem, wenn sie mit einer Chemo behandelt wird. Wenn sie den Wunsch hat, ihre Heimat zu besuchen, dann soll sie das tun! Es wird deiner Mama einfach nur gut tun! Und wenn es dir irgend möglich ist, dann hole sie zu dir (ich bin auch Einzelkind...) und genieße die Zeit mit ihr. Ich kann dir auch nur den Tipp geben, nicht zu viel zu lesen, zu grübeln und mit den Zukunftsängsten zu plagen. Ich weiß, wie verdammt schwierig das in deiner Situation ist, aber im nachhinein und zurückblickend: wir hatten noch 10 Monate nach der Diagnose Lungenkrebs mit Fernmetastasen... Mein Papa hat gekämpft und jede Therapie mitgemacht, die man ihm vorschlug... Ich habe in mir drin gekämpft und mich so sehr gewehrt... Es ist leichter, wenn du die Krankheit annehmen und akzeptieren, sie in deinen Alltag integrieren kannst. Der Kampf dagegen kostet dich nur sinnlos viel Kraft... Und ist bei mir Zeitverschwendung gewesen, die ich besser hätte nutzen können. Ich kann dir wirklich nur empfehlen, auf nichts zu warten, nichts zu verschieben, sondern jetzt all das zu tun, wonach euch zumute ist! Lebe mit deiner Mama in der Gegenwart! Das ist das Beste, was ihr jetzt tun könnt. Ich hoffe, du verstehst mich und ich will dir keineswegs zu nahe treten oder so lehrmeisterlich erscheinen. Ich weiß wirklich nur zu gut, wie es sich anfühlt. Der Horror! Du willst das alles nicht glauben, fängst an, alles zu hinterfragen und denkst, dass die Ärzte sich irren müssen. Deine Mama kann einfach nicht so krank sein, das darf sie nicht! Und dann musst du leider akzeptieren, dass es so ist und du es nicht ändern kannst. Du bist ausgeliefert. Ach du liebe, ich wünsche dir ganz viel Kraft, deinen Weg gemeinsam mit deiner Mama zu gehen!
Zunächst einmal erholsame Ostertage,
Miriam