AW: SOS. Wie schafft ihr das?
Ihr Lieben,
ich bin ja wieder erkrankt und hatte beim ersten Mal tatsächlich eine Heilungsprognose, die laut Statistik auch eingetroffen ist. Nach 5 Jahren galt ich als geheilt!!!!!!! Der Prof. meines Brustzentrums beglückwünschte mich zu meiner Heilung. Die Realität ist, man fällt einfach nach 5 Jahren aus der Statistik raus.
Ich schaffte es tatsächlich mich selbst als geheilt zu betrachten, wollte mein Leben nochmals umkrempeln, mit Weiterbildung, Jobwechsel, evtl auch nochmals heiraten.....einfach nochmals durchstarten...bin ja "erst" 49 Jahre alt
Und nun ist alles anders!!!
Der Schock damals saß tief und doch ist es wie hier beschrieben, es tritt eine gewisse Gewöhnung ein und man lebt mit dem "Hintergedanken" evtl. vorhandener Schläferzellen konnte es aber wirklich verdrängen.
Deshalb "Kopf hoch " und weitergehen.
Jetzt beim Rezidiv mit der Diagnose Knochenmetastasen bin ich zwar auch geschockt und in einer gewissen Schockstarre und ich weiß, dass in unheilbar krank bin, doch weiss ich auch, dass es viele schöne Momente im Leben gibt, für die es sich lohnt zu leben.
Ganz davon abgesehen , dass ich meine Töchter noch möglichst lange begleiten möchte.
@Farfalle
Ich verstehe gut, dass es dir schwerfällt, Dich an "gewohnten" Plätzen aufzuhalten, denn nichts ist wie vorher.......
Meine Eltern und mein Exmann wollten damals auch so schnell wie möglich zur Normalität zurückkehren, um zu verdrängen und sich irgendwie nicht mir dieser Situation und der damit verbundenen Gedanken an die Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen zu müssen. Für mich damals vollkommen unverständlich.
Meine Mutter, die mir sehr nahe steht, riet mir damals : Lass uns so normal wie sonst leben.
Meine Antwort und mein Gefühl damals: Nichts ist mehr so wie es war!!!! Dieser Satz begleitet mich heute noch .......
Doch das ist nicht nur negativ, sondern die Erkrankung hatte auch positive Folgen:
- bei der Reha lernte ich beeindruckende Menschen kennen
- ich versuche seither das Leben bewußter zu leben
- sehe Dinge , die mir nie aufgefallen sind
- fühle, wie ich nie gefühlt habe (tiefer irgendwie), höre mehr auf mein Bauchgefühl
- lasse Hilfe zu, fordere sie von meinen Mitmenschen ein
- habe angefangen zu malen
- spiele wieder Klavier und genieße Musik anders als "früher"
- ich lebe viel intensiver
- esse bewusster, nicht immer gesünder
- mein Freundeskreis ist kleiner geworden, habe ich ziemlich aussortiert, denn einige nahmen mehr, als sie gaben, raubten mir Nerven und Kraft
Die Diagnose "Metastasen" macht Angst, doch hab ich für mich beschlossen, dass es tatsächlich hilft im Alltag, ein Stück weit bewusst zu verdrängen. Eine gewisse Routine und Gewöhnung wird sich mit der Zeit einschleichen, bei dir und vor allem auch bei Deinen Mitmenschen.(Das ist manchmal schwierig zu akzeptieren, fühlt man sich selbst mal schlecht, bekommt man womöglich nicht immer die Aufmerksamkeit, die man bräuchte)
Die Krankheit zu einem "Dauerthema" zu machen,
raubt wertvolle Lebenszeit. Ich versuche "mit" der Krankheit zu leben.
Ein chinesisches Sprichwort begleitet mich seit der Erstdiagnose:
Die Zeit auf Erden ist gleich lang, ob du sie weinend oder lachen verbringst.
Ich wünsche uns allen eine möglichst lange Lebenszeit.
Doch nicht die Dauer ist entscheidend.....
Wir können dem Leben nicht mehr Zeit geben, aber der Zeit mehr "Leben".
Das klappt nicht immer, aber ich versuche es jeden Tag.
Jedem meiner Tage versuche ich ein ganz persönliches Highlight zu geben und das ganz intensiv zu geniessen.
Einen schönen Tag für alle
Conny
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