Thema: Gegangen...
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Alt 04.05.2012, 15:37
Kathi2026 Kathi2026 ist offline
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Standard AW: Gegangen...

Liebe Corinna,

Deine Zeilen berühren mich - fühl Dich ganz lieb in den Arm genommen. Ich habe meine Mutti im November 2009 an ein Pankreaskarzinom verloren. Bis heute weine ich mich noch oft in den Schlaf.
Vor 10 Wochen erhielt ich selber die Diagnose Brustkrebs - mein erster Impuls nach dem Gespräch mit der Ärztin - Mutti anrufen! In einer Woche hätte sie Geburtstag. Verlust und Trauer bleiben, aber langsam habe im gelernt, mit dem Trauma umzugehen, mich wieder zu öffnen, mit meinem Vati und meinen Geschwistern auch wieder die vielen schönen und oft lustigen Erinnerungen an meine Mutti auszutauschen.

In anderen Kulturkreisen wird mit dem Tod und den Toten anders gelebt. In Japan zum Beispiel stehen auf den Grabsteinen einer Familie die Lebenden und die Toten, nur unterschieden durch die Farbe, in der die Inschrift erfolgt.

Wenn ich die letzten zwei Jahre so an mir vorbeiziehen lasse, hat dieser für mich bis heute oft noch unfassbare Verlust trotzdem zu einer Bereicherung geführt. Zuerst sind wir als Familie viel enger zusammengewachsen. Wir gehen sorgsamer miteinander um, gehen nie im Streit auseinander. Wir haben unsere Mutti auch in ihren letzten Stunden alle gemeinsam zu Hause begleiten können, teilen die letzten Erinnerungen, tragen sie fest in unseren Herzen. Und jetzt, wenn Dinge gut laufen, dann schauen wir nach oben und wissen, irgendwo da ist sie, schaut uns zu und lenkt die Dinge für uns, wie sie es immer schon getan hat.

Ich kenne jetzt die Krankheit von beiden Seiten und glaube, dass es die Angehörigen trotz allem schwerer haben, oft zur Hilflosigkeit verbannt sind. Nun, da ich dieses Forum kenne, bin ich ein wenig traurig, dass ich mir hier nicht damals auch schon Rat und Hilfe gesucht habe.

Das Buch, von dem hier die Rede war, hat mir auch sehr geholfen, aber anfangs konnte ich nicht gleich darin lesen, erst so nach einem Jahr hab ich darin Trost und Hoffnung suchen und finden können. Gerade gestern hab ich wieder darin geblättert, weil ich es einer lieben Freundin geben möchte, deren Mann und Vater ihrer zwei Kinder vor kurzem den Kampf gegen den Lungenkrebs verloren hat - und gerade sie ist jetzt immer für mich da.

Meine Oma war eine kluge Frau. Die hat Nachbarn und Bekannte stets in zwei Gruppen eingeteilt, in Leute und Menschenkinder. Und die Menschenkinder bleiben bei Dir, auch über den Tod hinaus in Deinem Herzen. So isses!

In diesem Sinne wünsche ich Dir, Deinen beiden Kindern und natürlich auch Euch andern Besuchern des Threads, dass Ihr jeden Tag von Neuem die Kraft und den Mut findet, Euren Alltag zu meistern, welcher nach und nach auch wieder hoffnungsvoll, sonnig und bunt werden möge.

Ganz liebe Grüße in die Runde
Kathrin
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