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Alt 13.05.2012, 23:44
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Tieramisu Tieramisu ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Mein geliebter Schatz, mein Kuschelbär,

heute ist es genau vier Wochen her, dass der Notarzt hier zu Hause zwei Stunden um dein Leben kämpfte - aber der Reihe nach ...

Ich heiße Andrea, bin 48 Jahre alt und habe zwei Söhne ( 19 und 20 Jahre alt ).
Nach Trennung und Scheidung lernte ich 2007 meinen geliebten Didi kennen. Mit ihm bekam mein Leben wieder einen Sinn, sehr bald haben wir unsere Zeit gemeinsam verbracht und sind 2009 auch zusammengezogen. Wir waren so glücklich, nach gescheiterten Ehen wieder ein neues Glück gefunden zu haben. Bis Ende 2010 verbrachten wir eine wunderschöne Zeit - alleine, mit Freunden - es hat alles immer so viel Spaß gemacht. Er war bis dahin kerngesund, superfit und ein lebensfroher Mensch. Im Januar 2011 dann ein Knubbel an der Zunge - Hausarzt, HNO-Arzt, Klinik. Diagnose: Karzinom an der Zunge - bösartig
In einer 8-stündigen OP wurde 1/3 der Zunge entfernt, mit Unterarmgewebe wieder aufgefüllt und der Defekt am Arm mit Haut aus dem Unterschenkel wieder abgedeckt. Ausserdem wurden beidseitig die Lymphknoten entfernt, durch den Luftröhrenschnitt bekam er eine Trachealkanüle, eine Magensonde wurde gelegt.
Die OP hat er sehr gut überstanden, nach 14 Tagen durfte er schon nach Hause. Es folgten eine 3-wöchige Reha, anschliessend begannen 30 Bestrahlungen. Die hat er ganz gut vertragen, die Nebenwirkungen waren auszuhalten.
Dann folgte die Wiedereingliederung und im August konnte er wieder voll arbeiten. Die Ärzte bescheinigten einen sehr guten Gesundheitszustand, stellten ihn als Musterbeispiel hin, wie gut und schnell so etwas gehen kann.
Im November wurde dann das Loch des Luftröhrenschnitts richtig vernäht, dabei gleich nochmal eine Probe der operierten Zunge genommen - alles o.k.
Nur sechs Wochen später, im Januar 2012 plötzlich eine Beule am Hals Wieder HNO, wieder Klinik. Diagnose: bösartiger Tumor an der Luftröhre Dieses Mal hat ihn diese schlechte Diagnose sehr getroffen, ging es ihm doch so gut. Mit schlechten Aussichten ( evtl. muss ein Teil der Luftröhre weggeschnitten werden, dann keine Verbindung mehr zum Kehlkopf -> keine Stimme mehr ! ) folgte am 27.02.2012 wieder eine 8-stündige OP!
Alles ging gut, der Tumor konnte komplett entfernt werden - und seine Stimme war noch da Diesmal sollten jedoch Bestrahlung und Chemo folgen. Am 20.03. begann die erste Runde Chemo und er hat sie wunderbar vertragen, gleichzeitig der ersten Bestrahlungen. Wie im Jahr zuvor kamen nach ca. 10 Tagen die ersten Nebenwirkungen, in Form von Müdigkeit und Abgeschlagenheit - alles andere war o.k.
Wir hatten uns so gefreut, dass auch diesmal alles gut gegangen war, der Arzt gab sogar noch sein o.k. für unsere geplante Nilkreuzfahrt in Ägypten, die am 20.06. beginnen sollte.
Aber leider, vor vier Wochen, kam alles anders
Am 15.04. abends brach mein Schatz hier zu Hause mit akuter Atemnot zusammen. Der Notarzt musste ihn sofort intubieren, und ihn - um das EKG ablesen zu können - in Narkose versetzen. Leider blieb sein Herz plötzlich einfach stehen und er musste auch reanimiert werden. Erst nach zwei Stunden war sein Zustand einigermaßen stabil und er konnte in die Klinik gebracht werden. Erst nach fünf Stunden durfte ich endlich zu ihm, und der Arzt konnte mir erklären was passiert war: es war eine akute, sehr schwere Lungenembolie. Der Arzt entließ mich in die Nacht mit den Worten: es geht ihm sehr schlecht, aber er ist stabil, wir müssen jetzt die nächsten 24 Stunden abwarten. Am nächsten morgen um sechs Uhr dann der Anruf der Klinik - ich solle kommen, es geht ihm immer schlechter.
Mit meinen Eltern bin ich zu ihm gefahren, und der Arzt konnte mir nur noch sagen, dass alle Medikamente nichts helfen würden, er wohl nur noch wenige Stunden schaffen könnte. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich wurde ich ganz ruhig, und habe fast mechanisch seine Mutter, Schwestern und Kinder informiert. Die wohnen leider fast 400 km entfernt, machten sich aber sofort auf den Weg. Von da an stand ich fast sieben Stunden an seinem Bett und habe seine Hand gehalten, immer wieder auf den Monitor gestarrt und gesehen wie die Werte immer schlechter wurden. Seine Kinder waren gegen 12 Uhr da, seine Mama und seine Schwestern kamen genau um 13.45 Uhr, um 13.53 Uhr zeigte der Monitor die Nulllinie ...
Ich bin so froh, dass es seine Mama noch geschafft hat.
Und seit diesem Tag ist nichts mehr so wie es einmal gewesen ist - meine Zukunft, unsere Zukunft wird nicht mehr so werden wie wir es uns gewünscht haben - und das tut so weh!

Didi - 30.11.1959 - 16.04.2012

Die Liebe zu Dir wird nie vergehen....
ich werde Dich...egal wo ich bin ....
weiter mit durchs Leben nehmen und dadurch mit Dir verbunden sein,
solange bis wir uns wiedersehen und wieder in die Arme nehmen.

Irgendwann... Irgendwo...