Hallo Morgana,
ja, auch in mir sitzt dieses Misstrauen sehr tief und bei meiner Flugbegleiterin

ebenfalls. Ihr Mann starb genau 8 Tage später als Myriam. Von heute auf Morgen, ohne Vorzeichen. Doch deswegen den Kopf in den Sand stecken? Nein, das wäre nicht im Sinne unserer Verstorbenen. Man muss lernen, den Tod zu akzeptieren. Soweit das überhaupt geht. Das Grummeln im Magen bleibt.
Hallo Ulphin,
die Wolke am Himmel ist für die kleinen Mädchen Realität. Das ist ein Bild, das sie verstehen können. Und wir Erwachsenen? Was machen wir Anderes? Wir haben das Jenseits, den Himmel, die Hölle, das Regenbogenland, das Paradies und was weiß ich noch alles. Wir haben unsere Religion. Wer das nicht hat, macht sich sein Bild eben anders und auch wir als Erwachsene haben die Vorstellung, dass unsere Verstorbenen noch bei uns, um uns sind, dass wir mit ihnen reden können, dass sie auf uns aufpassen.
Genau wie diese beiden kleinen Mädchen. OK, etwas komplexer schon, halt erwachsen. Im Grunde genommen jedoch genau das Gleiche. Mit einem entscheidenden Unterschied: Kinder akzeptieren, wir nicht. Kinder können mit ihrem Opa lachen, mit ihm spielen und ihren Spaß dabei haben. Viele von uns haben selbst nach Jahren noch nicht verstanden/akzeptiert und können nicht mit dem Tod ihrer Lieben umgehen. Sollen wir also wirklich werden wie die Kinder? Das wird wohl nicht mehr so ganz funktionieren. Doch zumindest eines können wir von ihnen lernen: "Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen." Was wir sogar auch wieder lernen müssen ist, dass der Tod zu unserem Leben untrennbar dazu gehört. Niemand befasst sich mit dem Tod. Sei es dem eigenen, sei es dem des anderen. Er ist tabu in unserer Gesellschaft.
"Man ist immer so jung, wie man sich fühlt" ... einer der schwachsinnigsten Sätze, die je gesprochen wurden. "Man ist so alt, wie man ist." Die Treppen werden immer steiler, die Berge auch und die Einkaufstasche mit jedem Tag ein bisschen schwerer. Mal ehrlich, oder? Mir kann niemand erzählen, dass sich ein Neunzigjähriger so "fühlt" wie mit zwanzig Jahren. Natürlich ist der Alterungsprozess bei jedem anders. Der Eine früher, die Andere später. Und wann, wo und warum dann gerade uns oder eben unsere Lieben der Tod erwischt, das weiß niemand.
Und ja, wir dürfen und sollen trauern. Es wäre schlimm, wenn uns der Tod eines lieben Menschen egal wäre. So nach dem Motto: "Pffft, ist halt so ...". Unvorstellbar für mich! In den USA gibt es eine Organisation der Psychiater, welche Regeln für ihren Berufsstand aufstellt. Was z.B. wann eine Krankheit der Seele ist. Weiß den genauen Namen nicht mehr. Jedenfalls steht da zur Diskussion, die Trauer, wenn nach 2 Wochen nicht verarbeitet, als Krankheit ein zu stufen, die dringend psychiatrisch behandelt werden sollte???? Kann das sein?
Ich bin doch nicht krank, wenn ich heute nach 4 1/2 Jahren mit Trauer an Myriam denke. Genau so oft muss ich nämlich auch lachen, wenn ich das tue. Natürlich darf und sollte man sich Hilfe zu gegebener Zeit holen, wenn man denn so gar nicht aus dem Trauerloch heraus kommt. Jedoch nicht, weil man krank ist, sondern weil man jemanden braucht, der einem hilft seine Gedanken zu sortieren und entsprechende Erfahrung besitzt und seien diese auch nur theoretisch.
"Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen" ... ein gutes Stück müssen wir wieder da hin in unserer Gesellschaft. Sie kennt nämlich nur noch die "Zeit zum Lachen". Alles andere wird geflissentlich tot geschwiegen und die "Zeit zum Weinen" lässt sich nicht mit wissenschaftlichen Parametern definieren. Dann werden auch Trauer und Tod einen großen Teil ihres Schreckens verlieren.
Das ist der Sinn meiner Geschichte von gestern.
Alles Liebe,
Helmut