Meine liebe Jessy,
was soll ich schreiben... alle Worte erscheinen mir so belanglos... Das, was du bereits befürchtet hast, ist leider eingetreten. Es tut mir so unbeschreiblich leid und wenn ich deinen Eintrag lese, dann kullern bei mir irgendwie auch die Tränen. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass dein Papa die Chemo nicht mehr macht, denn er ist einfach zu schwach, um sich dieser Tortur auszusetzen. Könnt ihr den Palliativarzt anrufen? Wenn ja, dann wäre es gut, wenn er die Schmerzmedikation erhöhen kann. Wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich bei den Metastasen im Rücken um Knochenmetastasen, oder? Kein Wunder, dass dein Papa so höllische Schmerzen hat.
Ach Jessy, ich denke, du weißt, dass jetzt jeder Tag Abschied nehmen bedeutet und dass es Zeit ist loszulassen. Auch wenn es euch das Herz zerreißt... Ich wünsche deinem Papa von Herzen, dass der Sensenmann nicht mehr in seinem Schlafzimmer steht sondern stattdessen ein geliebter Mensch, der ihm vorausgegangen ist und ihm beim Übergang hilft. Und deiner Mama und dir wünsche ich die Kraft, diesen letzen Weg weiterhin gemeinsam mit deinem Papa zu gehen bis zum dem Punkt, wo ihr loslassen müsst.
Bis dahin versucht, alles in euch aufzunehmen und mit eurer inneren Kamera festzuhalten. Jede Umarmung, jeden Händedruck, jeden Blick... Es tut so unbeschreiblich weh und ist dennoch so ein wichtiger Prozess.
Ich umarme dich ganz fest

Miri