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Alt 02.09.2012, 08:36
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Guten Morgen und liebe Dank für eure mitfühlenden Worte!!!

Ich habe zwar ziemlich schlecht geschlafen mit zahlreichen Unterbrechungen, aber immerhin ist dieser bohrende Schmerz hinter meinen Augen weg... Meine Güte, es waren nur Kopfschmerzen, aber es fühlte sich an, als würde da ein kleiner Kerl mit einem Dolch rumbohren. Ich glaube, ich war gestern auch so besonders wehmütig, weil ich eigenhändig mein Ikea-Regal aufgebaut habe und auch wenn es nun nicht hochgradig kompliziert war, musste ich es halt allein bewerkstelligen. Helli war bei ihrem besten Freund und meine Mutter brauche ich bei solchen Dingen nicht zu fragen (aber sie hat mir geholfen, den ganzen Krempel in die Wohnung zu schleppen). Da saß ich also allein zwischen den Pappkartons und dachte, dass normalerweise mein Vater mir geholfen hätte. Das hat er immer gern getan und ich habe es auch immer genossen... Nun ist er nicht mehr da und auch sonst ist da niemand, der mir dabei helfen würde. Okay, eine sehr gute Freundin, doch die kann ich ja nicht abends mal eben anrufen, damit sie herbei eilt, um mit mir das blöde Regal zusammen zu bauen. Also habe ich mich allein daran gemacht und ich hab's auch geschafft. Blödes Stecksatzsystem, mir tun jetzt noch alle Knochen weh! Ich hatte so das Gefühl, mein Papa wäre irgendwie da gewesen und immer, wenn irgendetwas nicht passen wollte, hat er mich aufgemuntert, es erneut zu versuchen. Hat geklappt! Und auch wenn es nur ein dämliches Regal ist, war ich echt stolz, dass ich es hinbekommen habe. Und dann saß ich da vor meinem leeren Regal mit den 16 Fächern und auf einmal stiegen ganz viele Erinnerungen hoch... Wie ich mit meinem Vater unsere Wohnung renoviert habe, wie wir uns angemault haben und anschließend lachen mussten, seine letzte handwerkliche Tat in Helenas Zimmer als er das Laminat verlegte... Und dann rief meine Mama an und fragte, ob ich ihr dann heute helfen könne, Papas Sachen auszuräumen. Und nach dem Gespräch war mir einfach nur noch zum Heulen.

Wir werfen die Kleidung nicht weg, wir sortieren sie aus dem Schrank und bringen sie zur Kirche, dann gehen die gesammelten Werke nach Bethel. Ich denke, dass es besser ist, wenn meine Mutter nicht jedes Mal, sobald sie den Kleiderschrank öffnet, auf Papas Hemden, T-Shirts, Jeans etc. schauen muss. Den Zeitpunkt hat meine Mama gewählt und ich habe ihr von Anfang an versprochen, dass sie das nicht allein erledigen muss. Sicherlich werde ich das eine oder andere Teil behalten, doch vom Großteil trennen wir uns und ich denke, dass es auch wichtig für uns ist. Vor allem für meine Mutter, denn sie lebt weiterhin in dem gemeinsamen Haus mit all den Erinnerungen.

@Moni: Danke für die große Packung Taschentücher... Davon werde ich sicherlich so einige gebrauchen... Und das Tempo heute lasse ich meine Ma bestimmen! Versprochen!!! Und ich schreibe dir noch eine Mail wegen unseres Treffens, ja?

@Carla: Na, da hätten wir beide ja direkt zusammen weinen können... Geht mir auch ganz oft so, wenn ich bestimmte Lieder höre! Gestern Abend habe ich mir dann noch Bosses "Nächsten Sommer sehen wir uns wieder" angemacht, damit ich noch ein Stück weiter in die Trauer hineingehen konnte... Und ich habe mir auch bereits eine Jacke von meinem Papa geschnappt und getragen. In unserem Dänemark-Urlaub an Ostern. Fühlt sich gut an!!!

@Anja: Danke für den Tipp! Wenn wir unsicher sind, dann werden wir es lieber im Schrank hängen lassen. Und ja, ich denke auch, dass ich mir mindestens einen Erinnerungspulli mitnehmen werde, auch wenn mir klar ist, dass ich keine Pullis benötige, um mich an meinen Papa zu erinnern;-)

@Carlos: Eigentlich halte ich es meist ähnlich wie du mit deinem Bruder... Ich stelle mir oft vor, was mein Vater in gewissen Situationen wohl gesagt hätte. Manchmal muss ich dann grinsen. Häufig rede ich auch mit ihm und erzähle ihm, was mich gerade so bewegt. Und bisweilen ist mir dann so, als würde ich in mir seine Stimme hören... Das ist schön! Aber gerade dann, wenn man meint, das Schlimmste bereits überstanden zu haben, überfällt einen dieser Würgegriff... doch heute morgen sieht die Welt tatsächlich wieder anders aus. Freundlicher, bunter, klarer irgendwie! Danke!!!

@Ulphin: Danke, dass du mir deine Erfahrungen mit diesem "Aussortieren" geschrieben hast!Vielleicht können wir es ähnlich machen und bei einigen Dingen, von denen meine Mama sich noch nicht trennen mag, diese erst einmal "verschwinden" lassen aus ihrem Blickfeld und dann später entscheiden, was damit passieren soll.

Ach, ich bin schon wirklich, wirklich froh, dass es diesen Austausch ier mit euch gibt!!! Habt alle einen schönen Sonntag!

Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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