AW: furchtbare Angst
Liebe Milie,
ich bin gerade über deinen Beitrag "gestolpert" und ich kann deine furchtbare Angst so gut nachempfinden. Es ist einfach grauenhaft, wenn ein geliebter Mensch eine solche Diagnose erhält und man selbst als Angehöriger nichts tun kann. Man fühlt sich so hilflos und vergeht vor Sorgen. Wenn es dich erleichtert, hier kannst du alle deine Gedanken und auch deine Angst niederschreiben und triffst zumindest auf Verständnis.
Du schreibst, dass du bisher immer versucht hast, die Fassung zu bewahren... Ich habe es bei meinem Vater nicht geschafft... Bemüht habe ich mich auch, ich wollte stark sein für ihn. Aber als wir letztes Jahr Ostern kurz nach der Diagnose Lungenkrebs zusammen auf der Terrasse saßen, begann mein Vater von der Zeit "danach" zu sprechen. Was er sich von mir wünsche, wenn er nicht mehr da sei und als seine Stimme ganz brüchig wurde, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich habe hemmungslos drauflos geheult wie ein kleines Mädchen und wollte doch eigentlich für ihn stark sein. Aber weißt du, wir haben uns gegenseitig in den Arm genommen und gemeinsam geweint. Im nachhinein denke ich, dass es nicht nur mir gut getan hat sondern auch meinem Papa, denn das war ein Moment, da er eben auch nicht stark sein musste und auch seiner Angst und Traurigkeit freien Lauf lassen konnte. Ich will dir nur damit sagen, dass du vielleicht nicht immer stark sein musst. Du darfst auch weinen, wenn dir danach zumute ist. Was meinst du, wie oft ich hier bei mir gesessen haben und die Tränen einfach nur so aus mir herausflossen... Manchmal habe ich mich hinterher ein wenig besser gefühlt.
Und es tut mir so leid, dass auch dein Vater so schwer erkrankt ist. Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur den Tipp geben, so viel Zeit wie möglich mit deinem Papa zu verbringen und diese Zeit auch intensiv zu nutzen. Wenn es deinem Papa mal gut geht, dann solltet ihr genau das tun, wonach ihm gerade zumute ist. Ich zum Beispiel wäre so gern mit meinem Vater ans Meer gefahren, um einmal mit ihm einen Drachen steigen zu lassen. Das haben wir leider nicht mehr geschafft.
Also, liebe Milie, ich wünsche dir ganz viel Kraft für euren Weg und zahlreiche schöne Momente mit deinem Papa!
Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...
Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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