Guten Morgen Milie,
kein Problem, ich lese gern Novelas
Mensch, dein Vater ist wirklich tapfer. Ich weiß ja nicht, welche Schmerzen man nach solch einem Eingriff erdulden muss, aber Paracetamol hilft mir nicht einmal, wenn ich meine lästigen Spannungskopfschmerzen habe.
Ist doch schön, dass sich deine Tanten jetzt auch kümmern und deinen Papa besuchen. Davon profitiert ihr und auch dein Vater, denn so habt ihr ein wenig Entlastung und dein Papa ordentlich Abwechslung. Ich finde es sogar gut, dass dein Papa weinen kann und dieses Gefühl der Traurigkeit und auch Angst heraus lässt. Wäre viel schlimmer, wenn er das alles in sich hinein frisst. Und seine Schwestern können sicherlich damit umgehen. Ach Mensch, ich hoffe, dass es gut für ihn weiter geht und er wieder auf die Beine kommt.
Mir geht oder ging es ganz genauso wie dir. Ich war bis zur Krankheit meines Vaters auch nicht wirklich mit dem Krebs konfrontiert. Krebs hatten immer "die anderen", er war weit entfernt von meiner Welt. Um so härter traf mich die Diagnose meines Papas letzten April. Eigentlich riss sie meine ganze Welt aus den Angeln und das Schlimme war, dass ich wusste, dass nichts wieder gut werden würde. In meinem Innersten wusste ich leider, dass er keine Chance haben würde. Und ich war so wütend und zornig und empfand das alles als so ungerecht, habe geflucht und wurde teilweise regelrecht aggressiv. Da kam es nur ganz recht, dass ich das Zimmer meiner Tochter komplett renovieren musste. Am Teppich habe ich meine ganze Wut rausgelassen und ihn mit diesem Teppichmesser "erstochen"... Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich nun einmal diese Krankheit "annehmen" muss, zumal mein Vater es ja viel schwerer hatte. Aber ich denke auch, dass dies ein Prozess ist und man sehr viel über sich selbst lernt. Man wird so knallhart mit der Verletzlichkeit und Endlichkeit des Lebens konfrontiert. Mit derjenigen seiner Eltern und mit der eigenen. Vorher war Sterben und Tod letztlich auch für mich ein Tabuthema. Nun gehört es für mich dazu, aber leicht fällt es mir trotzdem nicht und es macht mich auch ungeheuer traurig, wenn ich von all den Schicksalen hier lese. Und dennoch ist das Leben schön, genauso wie du schreibst. Diese Sicht auf das Leben sollten wir uns unbedingt beibehalten. Es snd die unzähligen kleinen Momente und Dinge, die das Leben so bunt und kostbar machen. Und wenn man es schafft, im Hier und Jetzt zu leben ohne sich ständig um die Zukunft zu sorgen oder allzu tief in der Vergangenheit zu graben, dann ist schon viel gewonnen.
Dann hoffe ich, dass dein Vater schnellstöglich zurück auf die Onkologie kann, wo man sich bestens um ihn kümmert und dass er dann schnellstmöglich wieder heim kann, um sich von all den Strapazen zu erholen.
Ganz liebe Grüße
Miriam