AW: Die Sorge um sich selbst...
Liebe Larimari,
die Frage würde/werde ich mir sicher auch noch stellen müssen...
Mein Bruder ist seit dem 1. Oktober ebenfalls im KH, kleinzelliges Bronchialkarzinom, das gestreut hat. Eine Metastase steckt in seinem Gehirn. Seine Arme und Hände kann er nicht mehr kontrollieren...Vor 8 Tagen ist er gestürzt und brach sich dabei das Hüftgelenk und das im KH... Es wurde eine Art Teilprothese eingesetzt, damit er "schnellstmöglich wieder auf die Beine kommt und mit der Chemo begonnen werden kann" Jetzt warten sie darauf, dass die OP-Wunde insoweit verheilt, damit die Chemo eingesetzt werden kann, um sein Leben zu verlängern bzw. die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten. Wann das sein wird? Keine Ahnung... Überhaupt scheinen Ärzte im Allgemeinen nicht so sehr auskunftsfreudig zu sein, wie ich hier gelesen habe... Also sind wir kein Einzelfall.
Palliativ...Mit diesem Wort können weder mein Bruder, noch meine Schwägerin, noch meine 79 jährige Mutter etwas anfangen... Lebensverlängerung- verdrängen die die Bedeutung oder was ist da los??? Mein Bruder hat natürlich seine Downs, gestern besonders schlimm. Er will "leben und nicht jetzt schon den Löffel abgeben", er steckt zwischendurch voller Hoffnung. Aber ich nicht mehr...Zu allem Übel weiss ich nicht, wie ich mich verhalten soll, weiss nicht, was ich sagen soll! Hoffnung machen? Eine Hoffnung für Nichts? Eine vergebene Hoffnung??? Soll ich selber noch hoffen??? Wenn ja, worauf? Auf ein Wunder? So manch eine hier gelesene Erfahrung macht mir doch Angst...
Zwei Brüder haben wir schon verloren. Aber nicht durch Krebs, es waren Unfälle. Der Unterschied lag darin, dass wir von einem Tag zum anderen radikal mit dem Tod und Verlust konfrontiert waren. Die Krebserkrankung aber ist sowas von schleichend langsam, unbeschreiblich gemein... Sich langsam aber sicher auf den Tod und auf den so grossen Verlust einzustellen- damit fühle ich mich überfordert... Mein Vater starb vor 4 Jahren an einer Sepsis, ich war bei ihm und ich bereue es auch keine Sekunde. Aber woran ich mich erinnere ist, dass ich danach kaum fähig war, mich zu bewegen, weil mir schwindelig war. Das Schwindelgefühl verging sehr schnell. Jetzt ist es wieder da, jedesmal, wenn ich das Krankenhaus betrete. Wenn ich es verlasse, ist es noch schlimmer. Wie Watte im Kopf, als laufe ich taumelnd auf Watte, kaum zu beschreiben, dazu eine mega innere Unruhe. Ich weiss nicht, wie ich das loswerden kann!!!
Ich schäme mich ein wenig, weil ich mir egoistisch vorkomme. Aber wie soll ich mich meinem Bruder gegenüber verhalten? Wie soll ich mit den anderen umgehen? Wie soll ich das bewerkstelligen, ohne selbst aus den Latschen zu kippen??? Mein Vater war zu Lebzeiten immer der Meinung, dass ich "Nerven aus Kruppstahl" hätte, habe ich aber nicht...
Ich bin dankbar für jeden Tipp und wenn er noch so klein ist,
liebe Grüße an euch, Pearl
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