...nach der Lungen-OP
Liebe Anne,
ich möchte Dir gerne ganz persönlich posten. Und ehrlich geschrieben, ringe ich noch etwas nach Worten, da mich Dein Posting doch sehr verschnupft/geärgert hat.
Ich kann nicht schreiben, wie es jemandem nach der Lungen-OP geht...ich kann auch nicht jeden Tag auf jedes Posting antworten. Und zwar: weil es oft zeitlich, psychisch oder pyschisch nicht klappt. Und wenn es dann klappt, stürzt mir mein Notebook ab:-( So wie vorgestern.
Zum besseren Verständnis schreibe ich ein Zitat meiner inzwischen leider verstorbenen, sehr schlauen Grossmutter vorweg: "Nee. Ein Krankenhaus mag ich nicht freiwillig von innen sehen. Dort reden alle nur über Krankheiten. Davon werde ich bloss krank." Was ich damit meine: Hier ist ein Ort, in/an dem jeder seine Sorgen, Ängste und Mutlosigkeiten loswerden kann und soll. Das hat nichts damit zu tun, dass es dem einen gut und dem anderen schlecht geht. Das der eine Sorgen um sich selbst und der andere Sorgen um einen Angehörigen hat. Und das nun wieder der Dritte momentan mal keine Sorgen hat und seine Nichtsorgen, seine Freude am Leben, seine Sorglosigkeiten, seine freudigen Erlebnisse einfach mitteilen möchte. Und das hat nichts mit guter oder schlechter Stimmung zu schaffen.
Und es hat etwas mit Erwartungshaltungen zu tun. Du erwartest, dass man Dich persönlich anspricht, sich persönlich um Dich und Deine Sorgen kümmert. Das funktioniert virtuell und in einer so grossen Gruppe nicht immer. Hat aber nichts mit Missachtung zu tun.
Wir haben hier im Moment offensichtlich noch alle sehr mit dem Tod von Gunter zu kämpfen. Es ist sehr still geworden und es wird sicher irgendwann auch wieder lebendiger werden...aber wenn ich hier nicht mehr von meinen privaten Sorglosigkeiten und Freuden schreiben darf...dann habe ich wirklich ein Problem. Und genau das habe ich im Moment und genau deshalb bin ich auch verschnupft. Bei mir ist es umgekehrt zu Dir: ich weiss genau, dass, wenn ich ein Problem habe, ich hier alles niederschreiben kann. Bei Sorglosigkeiten, Freuden und Luftsprüngen bin ich sehr vorsichtig. Aber genau das fehlt doch manchem Menschen, der erkrankt ist. Auch mal ein Lichtblick. Ein sich Beschäftigen mit etwas, das nicht mit seiner Krankheit zusammenhängt.
Anne: nimm es mir bitte nicht übel. Und ich möchte Dir wirklich nicht auf die Füsse treten. Ich habe gelesen, dass es Deinem Mann im Moment nicht gut geht. Mach es doch wie manch einer hier: schreib, wenn Dir danach ist und lass es, wenn es nicht ist. ABER: lass auch den Menschen die Freuden des Lebens, denn es ist manchmal zu kurz, um darauf zu verzichten!
Herzliche Grüsse
Bee
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