AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom
Hallo Micha,
Lytha und Dreizahn haben die möglichen Nebenwirkungen / Komplikationen schon glaub ich alle aufgezählt. Zunächst möchte ich mal dazu noch sagen: alles davon KANN, MUSS aber NICHT UNBEDINGT auftreten. Ist doch so, oder Ihr Lieben?
In meinem speziellen Fall: Ich hatte ein Zungenrand-Ca, mir wurden 2,5x6,5cm von der Zunge weggeschnitten. Ich hatte selbst keine Schluckbeschwerden, konnte harte knusprige Sachen besser schlucken als weiche. Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten, das Essen im Mund mit der Zunge nach hinten zu befördern. Hab es halt von vornherein mit der Gabel weiter reingeschoben. Ich kaue auch nicht mehr auf der betroffenen Seite, weil ich die Essensreste dort nicht mehr mit der Zunge wegbekomme. Dann wurden mir bei der Neck Dissection ebenfalls Lymphknoten entnommen. Ich hatte nur leichte Ödeme, also Wasseransammlungen. Sah so ein bisschen so aus, als wenn ich Mumps hätte. Das hielt bei mir für ca. 6 Monate nach OP an. Neurologische Einschränkungen hatte ich nicht. Ich habe auch keine wirklichen Sprachprobleme, wer mich nicht kennt, dem fällt das nicht auf.
Dann kamen Bestrahlung und begleitend die Chemo, heißt bei mir, jeden Tag Bestrahlung (insgesamt 33mal) und einmal die Woche ambulant eine Chemo mit Cisplatin dazu. Dafür habe ich vorher einen Port bekommen. Das ist ein Zugang für Infusionen, der unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut eingepflanzt wird. Das geschieht ambulant unter leichter Narkose. Ist normalerweise ein kleiner Eingriff von ein paar Minuten. Bei mir hat es dabei irgendwelche Probleme gegeben und es hat länger gedauert. Einen Port halte ich für sehr notwendig bei Chemo, da dieses Gift deinen kleineren Venen in den Armen (die "peripheren" Venen) ziemlich stark angreifen kann. Der Port sitzt an einer größeren Vene, die das deutlich besser verkraftet. Von außen sieht man ihn kaum, nur einen "Knubbel" unter der Haut. Ich hatte nach der Port-Anlage das Problem, dass ich den rechten Arm nicht mehr so bewegen konnte wie vorher, z.B. Jacke anziehen und Kaffee eingießen waren mit Schmerzen verbunden. Habe Krankengymnastik bekommen und nach ca. 4 Monaten war der Arm wieder der alte.
Die Bestrahlung hat mich sehr müde gemacht, habe halt viel geschlafen. Nach wenigen Tagen Bestrahlung war der Geschmackssinn weg, und zwar komplett. Das hat mich persönlich am meisten gestört, denn es ist eklig, wenn man nicht mehr weiß was man isst (wenn man nicht hingucken würde). Hab mich halbwegs zum Essen gezwungen, aber der fehlende Geschmack war bei mir der Grund, weshalb ich während der Bestrahlung ca. 8-9 kg abgenommen habe. Nach Ende der Bestrahlung war zwei Wochen später der Geschmack zu ca 50% wieder da, und nach ca 6 Wochen konnte ich alles wieder schmecken.
Der Speichelfluss ist in meinem persönlichen Fall so gut wie weg, und das ist auch bis heute noch so. Ich gehe halt ohne etwas zu trinken nicht mehr aus dem Haus, auch beim Essen trink ich deutlich mehr als vorher.
Die Haut hat sich bei mir so ähnlich wie bei einem Sonnenbrand verändert. Nach Ende der Bestrahlung hat sich alles einmal "gepellt" und dann war das auch erledigt.
Von der Chemo ist mir sehr übel geworden, aber mit den richtigen Medikamenten ging das auch wieder.
Haarausfall hatte ich gar nicht.
Meine Zähne sind empfindlich gegenüber Kälte, Heisses und Süsses.
So, ich glaub, ich hab alles über mich aufgezählt.
Wie schon gesagt: Man kann nie einen Fall mit dem anderen vergleichen. Bei jedem sind die Auswirkungen anders.
Wenn ich dir noch irgendwie weiterhelfen kann, dann sag gerne Bescheid.
LG Karina
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