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Alt 07.11.2012, 11:13
Chronistin Chronistin ist offline
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Standard AW: Chemo Tagebuch, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Durchstehen!!!

Hallo Ihr Lieben!

Ich habe gestern auch meine vorletzte Plörre bekommen!

Gestern waren wir neun Frauen in drei Chemoräumen! Ein Infusionsständer piepste immer und die Schwester hatte alle Hände voll zu tun!

In unserem Raum waren wir zu viert und spielten mit unseren Chemo-Pässen Blutwerte-Quatett:
"HB-Wert?"
"11,7!"
"Hahaha! !2,3!"
"Stich!"
"Mist! 8,8!"
"Hui. Das ist aber tief! Kriegst du Eisen? Oder EPO?"

So gehen die vier Stunden Chemo wie im Flug um! Zumal eine Kumpeline Kuchen mitgebracht hatte, weil sie Geburtstag hatte. Das nächste Mal geben wir zu dritt einen aus, weil wir die letzte Chemo bekommen.
Wir hatten schon mal mit alkoholfreien Sekt angestoßen, als eine Ärztin einer Patienten Mut machen wollte und ihr die Chemo-Räume zeigen wollte.
Ich habe mich gefragt, wie wir mit unseren Sektgläsern auf die verheulte Patientin gewirkt haben müssen.

Ich habe es mir abgeschminkt Musik oder ein Buch mit zu nehmen, weil man bei der Quatscherei eh zu nichts kommt. Wenn man das nicht besser wüsste, dann könnte man meinen, man wäre bei einem Kaffeeklatsch.
Wenn nicht permament die Infusionsständer piepten!

Allerdings war gestern eine Frau neu in der Gruppe. Sie weinte die komplette Chemo durch. Wir konnten sie weder mit Kuchen noch mit aufbauenden Worten aufmuntern. Auch, wenn wir uns redlich Mühe gaben.

Aber bei jeder Chemo schaut auch die Onko-Psychologin vorbei und fragt jede einzelnne von uns, wie es ihr geht und die unterhielt sich dann nach der Chemo mit der Frau.
Wenn man bedenkt, wie ich mich beim ersten Mal gefühlt habe! Au Mann!

Die Onko-Psychologin ist wirklich gut, zumal sie weiß, wovon sie redet, weil sie vor ein paar Jahren auch an Brustkrebs erkrankt ist und sich bester Gesundheit erfreut. Sie kennt die Chemoprobleme, die Reaktionen der Erstdiagnose, die Gefühle vor der OP und so weiter.
Sie ist immer da, wenn die Ärzte nicht mehr weiter wissen.
Ich stehe eigentlich nicht auf dieses Psychogelaber: "Und, wie geht es ihnen jetzt dabei..." Meine Mutti war selber Therapeutin und ich kann die Sprüche nicht so ab. Aber diese Frau hat mich und meinen Mann bei meiner Diagnose aufgefangen und ich vertraue ihr!

Wie ich schon sagte, neben dem medizinischen Qualifikationen, werden wir dort rundum betreut und ich habe mich noch nie im Stich gelassen gefühlt.
Und das in einem Klinikalltag, denn wir reden hier von einem normalen Krankenhaus irgendwo in Gelsenkirchen.

Ich wünsche allen Kämpferinnen, die das lesen, einen schönen Tag ohne Nebenwirkungen und Hiobsbotschaften!

Glück auf aus GE!

Doro
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