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Alt 21.11.2012, 19:44
edith57 edith57 ist offline
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Standard AW: ich habe solche Angst!

Hallo ihr Lieben,

Danke für euren Zuspruch und eure lieben Gedanken. Es ist so schön, wenn man nicht allein ist.....

Seit Samstag baut er stark ab. Die Verwirrtheit nimmt zu und er steht kaum noch auf von seinem Sofa. Was er immer noch macht: am Morgen mit mir in den Wohnraum hinunter - auch wenn er sich inzwischen sehr dazu anstrengen muss - aber er will nicht im Bett bleiben.

Seit Montag Mittag hat er nun keinen Bissen mehr gegessen - er kann einfach nicht. Und er ist sehr verwirrt - es kommt kaum ein "richtiger" Satz von ihm. Er fängt irgend etwas an und weiß dann nicht weiter und ich bemühe mich halt immer, irgend etwas passendes dazu zu sagen, damit er sich nicht so blöd vorkommt. Er merkt es noch sehr genau, dass sein Kopf ihn im Stich lässt. Und er wechselt zwischen tiefem Schlaf und einem Dämmerzustand - nur ganz selten ist er ganz wach.

Die letzten Tage ist ihm auch immer wieder übel. Plötzlich beginnt es ihn zu würgen, dann schüttelt es den armen Körper richtig durch, aber er spuckt nur ein wenig Schleim - ist ja auch nix mehr drinnen in diesem armen ausgemergelten Menschen. Und er bekommt auch immer wieder ganz plötzlich Durchfall - will dann unbedingt aufs Klo und schafft es meistens doch nicht so ganz. Wir hätten einen Leibstuhl zuhause - aber er geniert sich noch immer den zu verwenden. Ich lass ihn einfach machen - ich mache ihm keine Vorwürfe und wenn ich aufwischen muss, dann mache ich auch das. Ich mache das gerne für ihn und ich habe keinen Ekel davor - er entschuldigt sich 1000 Mal und ich kann ihn einfach nur umarmen.

Gestern hat mich noch die nette Krankenschwester von der Pulmologie angerufen und sich nach uns erkundigt. Sie hat gesagt, dass sie ständig an uns denken muss und wir hatten ein langes Gespräch. Sie hat mir gesagt, dass sie ganz selten 2 Menschen sieht, die so ein inniges Verhältnis haben wie wir zwei und dass es ihr so leid tut, dass wir so viel mitmachen müssen.
Ich habe mich sehr gefreut darüber - und auch mein Mann, dem ich natürlich ihre Grüße ausgerichtet habe. Auf dieser Station arbeiten wirklich ganz besondere Menschen, die ich mein ganzes Leben nie mehr vergessen werde.

Vorletzte Nacht habe ich wieder mal sehr weinen müssen - es zerreisst mir das Herz, wenn ich ihn ansehe. Nur noch Haut und Knochen - riesengroße traurige, angstvolle Augen und so hilflos..... Mein einstmals so großer, starker Mann ist nur noch ein Schatten und ich liebe ihn mehr als je zuvor. Und ich bete darum, dass er endlich erlöst wird.

Traurige Grüße
Edith
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mein Mann:
NSCL ED 21.10.2010
nach langem Kampf ins Licht gegangen am 30.11.2012
für immer in meinem Herzen

http://www.youtube.com/watch?v=ibREmAkEgJo
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