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Alt 22.11.2012, 10:44
Daddy´s Girl Daddy´s Girl ist offline
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Beitrag AW: Daddy's Girl - Vater mit Lungenkrebs

Da bin ich wieder ;-)

Es tat echt gut, Papa und auch den Rest der Familie wieder zu sehen.
Der Anblick von Daddy hat mich aber auch meine Kleine wieder sehr traurig gestimmt...weil wir immer noch nicht wahr haben wollen, dass mein geliebter Papa sich bald auf den Weg zu den Engeln machen wird.....

Er hat eine total dunkle Hautfarbe bekommen, vor allem im Gesicht und die Haut geht auch stellenweise runter, wo dann die neue Haut rosa zum Vorschein kommt. Ich nehme mal an, das kommt von den vergangenen 10 Bestrahlungen...

Ein Häufchen Elend...wenn er so vor einem sitzt. Wirklich nur mehr Haut und Knochen. Ist das wirklich mein Papa? Der immer mit Rat und Tat zur Seite stand? Der Mann, der soviel Kraft hatte?

Er tut sich beim Reden schwer, und das Röcheln ist total schlimm, bei jedem Huster leidet man selbst sooo mit.

Außerdem ist Papa sehr verwirrt. So schlimm es ist, aber man muss das ganze mit Humor nehmen, sonst übersteht man es nicht.
Und ins Krankenbett geht er partout noch nicht rein. Ich denke, da siegt noch der Stolz.

Mama ist quasi auf sich alleine gestellt. Vom Rollstuhl hochziehen, halten, umziehen, wegen dem Wundsein versorgen, ins Bett bringen, von dort wieder hochziehen uvm.
Das Palliativteam hat sich erst zweimal gemeldet, seit Papa wieder entlassen wurde. Einmal haben sie krankheitsbedingt abgesagt, beim zweiten Mal war unsere Zuständige einmal für eine Stunde da, nur um mit Papa zu reden....das war´s dann aber schon wieder. Ganz ehrlich gesagt bin ich enttäuscht.

Heute kommt endlich der Rollstuhl von der Krankenkasse und wir können den vom Roten Kreuz wieder zurückgeben und in dieser Sicht die täglichen Kosten sparen.
Vom Pflegegeld her gibt es noch immer nichts.

Papa ist sehr verzweifelt, weil das alles kein Leben mehr ist. Trotz allem hat er Angst vom Sterben, redet aber nicht mit uns darüber.

Die Aggressionen steigen und prinzipiell ist Mama an allem Schuld und er streitet ständig mit ihr. Ich sag ihr immer wieder, sie darf es nicht persönlich nehmen, weil er das alles selbst nicht verstehen kann und wahrscheinlich gar nicht so meint. Ich weiß, dass ist bestimmt sehr schwer für sie.

Aber er ist noch hier. Mitten unter uns. Wir sind dankbar, dass er da ist. Und ich hoffe soooo sehr er hält noch durch...meine Kleine hat erst wieder gefragt, ob Opa zu Weihnachten noch da sein und leben wird oder ob er dann schon im Himmel ist...weil ohne Opa hat sie keine Freude an Weihnachten...ich weiß es nicht, mir blutet das Herz bei dem Gedanken daran und die Tränen kullern abwärts, es wäre schön, wenn wir noch ein letztes Mal im Kreise der (noch übrig gebliebenen) Familie feiern könnten. Aber entscheiden wird das das Schicksal.

Kann mir jemand ein Buch empfehlen, was den Kinder das Leben mit dem Tod näher bringt?

Jedes Weihnachten wenn einer unserer Geliebten gefehlt hat, war es trauriger und einfach nicht mehr das Gleiche wie früher. Meine Uroma ging damals am 26.11. ins Licht. Meine Oma hat uns damals ein Monat vor Weihnachten 24.11. verlassen, mein Opa am 19.12. Meine Tante am 24.12.
Dieses Jahr ist ein guter Freund von mir, im 26. Lebensjahr an Lymphknotenkrebs gestorben.
Der Winter nimmt uns die Leben...vielleicht in eine bessere Welt!?

Ich klammer mich an den Gedanken und die Hoffnung, dass dort oben alles besser ist, dass es keine Krankheiten mehr gibt und wir uns alle wieder sehen und dort wieder vereint sind. Ohne diesen Gedanken würde es mich umbringen.
Irgendwas danach muss es doch geben und inzwischen sehen sie als Engel auf uns herab, Tag und Nacht, ihr Körper ist da oben, aber die Seele unter uns.
Hoffend blicke ich da rauf in den Himmel, und bitte die da oben, die uns leider voraus gegangen sind,...unsere Familie endlich aus diesem schrecklich-schlimmen Traum erwachen oder ein Wunder geschehen zu lassen.

Und trotz allem: WIR KÄMPFEN WEITER

Heute ist Papa übrigens mal im Krankenhaus zur Blutuntersuchung und zum Röntgen/Ultraschall beim Arzt dort in der Nähe bestellt. Hoffe es geht alles gut.

Am 30. November feiert Papa seinen Geburtstag.......und ich hab keine Ahnung was ich ihm schenken soll. Er braucht keinen Duft, er braucht kein Werkzeug mehr, keine Kleidung und keine Nascherei. Und lesen kann er auch nichts mehr, da er nicht mehr gut sehen kann.
Er braucht eben ein Wunder, und das gesunde Leben, dass er sich so sehr wünscht, kann ich ihm - auch wenn ich ihm diesen Wunsch allzu gern und um alles dieser Welt erfüllen würde - nicht schenken.
Wir werden alle da sein, das ist bestimmt neben dem Wunder sein größter Wunsch. Ich möchte ihm doch noch mal eine Freude im Leben bereiten.
Ich werde ihm ein Fotobuch machen. Er bekommt hochkalorische Puddings (hat Papa sogar selbst vorgeschlagen, da es finanziell mittlerweile bei meinen Eltern auch nicht so gut aussieht). Lena wird ihm mit meiner Hilfe eine Holz-Dose bemalen, mit Steinchen bekleben, außen Opa mit einem Glitzerstift schreiben und auf der Innenseite DANKE draufschreiben, und ein Foto und ein Sprücherl reingeben und ein paar Brieflose und Rubbelllose (sowas mochte Papa auch immer gern)...oder hat sonst jemand noch eine Idee????????

Heute musste ich wieder mal ein paar Steine abwerfen, indem ich euch ein paar Zeilen mehr geschrieben habe. DANKE für alle, die es lesen und mir vielleicht zur Seite stehen.

WIR SAGEN DEM KREBS NOCH EINMAL DEN KAMPF AN, denn aufgegeben wird erst wenn wir im Himmel sind.

Liebe Grüße,
Andrea
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