AW: Wie soll ich mich verhalten?
Ich versuche mein Möglichstes zu tun.
Ich bin am Freitag zu einem Onkel gefahren der jahrelang in einen Krankenhaus als Narkosearzt gearbeitet hat und bin mit ihm alles durchgegangen. Die Nachricht hat auch ihn sehr getroffen, dass nun seine Schwester so eine Krankheit erleiden muss. Er unterstützt mich in der Hinsicht, dass er durch seine Arbeit im Krankenhaus die ganzen Ärzte kennt und mit Ihnen allen befreundet ist. Bei Sachen die er selber nicht weiß, braucht er somit nur zum Hörer greifen und hat in ein paar Minuten die richtige Antwort von seinen früheren Kollegen im Krankenhaus. Ohne rumgedruckse von den Ärzten, er erfährt sofort die richtige Auskunft.
Ich bin am Freitag noch richtig mit meiner Mutter aneinandergeraten weil sie einfach nicht aufhören will zu rauchen. Ich hab ihr alles versucht anhand von beispielen deutlich zu machen, dass sie ja auch nicht bei einer offenen Wunde jeden Tag da Dreck darauf wirft, weil das die Heilung verhindert. Habe ihr versucht zu verdeutlichen, dass sie auch nicht wenn sie grippe hat und antibiotika nimmt halbt nackt draußen im winter rumläuft. Ich hoffe Sie hat es jetzt endlich in Ihren Kopf bekommen. Gestern hat sie keine einzige Zigarette geraucht. Es geht also. Es ist nur die Macht der Gewohnheit. Umso mehr bedrückt es mich, weil es also schon immer Möglich gewesen wäre einfach nicht mehr danach zu greifen. Ich werde meine Mutter noch dazu bringen meinen Onkel anzurufen. Sie soll ihm selber sagen an was sie erkrankt ist. Ich werde ihr ein wenig ins gewissen reden, dass ihr bruder eigentlich genau der richtige Mann ist, den wir jetzt aufgrund seiner jahrelangen erfahrung so sehr brauchen. Hab das mit meinen Onkel so durchgesprochen weil es nicht gut ist, wenn ich meiner mutter einfach sage "du ich hab deinen bruder informiert". Viele Menschen fühlen sich da übergangen und reagieren mit einer trotzphase. Morgen startet die Erste Chemo. Am Freitag wurde noch der port gesetzt für die Infusionen. Samstag war kontrollbesuch und verbandswechsel im krankenhaus. Alles sieht gut aus. Meiner Mutter hat eine gute Wundheilung, das hat sich schon in vergangenen Jahren gezeigt, als sie sich die schulter gebrochen hat und alles gut verheilt ist. Meine Mutter ist ja auch noch jung. Mit meiner nachbarin habe ich auch schon gesprochen. Sie wird auch nach meiner Mutter sehen, das ist für sie selbstverständlich. Mit Ihren Hausarzt muss ich noch sprechen, da bin ich noch nicht dazu gekommen. Gestern waren wir noch beim Fotografen und haben bilder von uns machen lassen. ich merke aber selber, dass ich nur durch so Besuche beim Fotografen sehr geschlaucht werde. Vermutlich weil ich ja den Hintergrund des Besuches kenne. Der Besuch beim Fotografen war gestern das einzige das ich zusammengebracht habe. Ich versuche mich momentan abzulenken. Erklärt mich nicht für blöd, aber ich hab gestern sogar ein altes computerspiel rausgesucht und ein paar stunden gespielt, damit ich nicht immer an den Krebs denke. Aber ist das wirklich gut? Ich verdränge sozusagen das Leid meiner mutter. Und da krieg ich dann schon einen gewissenskonflikt weil ich das leid meiner Mutter (zumindest eine zeit lang) ignoriere. Freitag abend war ich noch schwimmen mit einer freundin. einfach raus ein wenig reden. Gestern abend ein paar freunde besucht. Wobei ich jedes mal in den Konflikt komme und mich frage "soll ich wirklich wegfahren?". Das meine Mutter gestern nicht geraucht hat, hat einen wahnsinns unterschied ausgemacht. Wenn sie raucht war ihr Husten immer sehr extrem, richtige Hustenanfälle. Gestern keine Zigarette geraucht und schon hustet sie nur noch selten und wenn dann nur sehr leicht. Das hat mich sehr überrascht. ich merke allerdings, dass ich selber sehr schlapp bin, das ganze kostet mich doch mehr kraft als ich zugeben will. Heute will ich gar nichts mehr machen. ein bischen computer spielen, nachher noch formel 1 anschauen (meine heimliche leidenschaft). Einfach mal nichts tun. Wieder Kräfte sammeln. Meine Mutter ist mit meinen Stiefvater in die Stadt gegangen, da heute bei uns ein Markt ist. Anschließend besucht sie noch eine Tante von mir. Das kommt mir sehr gelegen, sie soll einfach raus und nicht zuhause sitzen. ich habe die Vermutung, dass ich auch unter der Beobachtung von dem Onkologen und deren Psychotante aus dem Krankenhaus bin, da Sie wissen, dass ich schon meinen Vater an Lungenkrebs verloren habe und Sie bereits nach den ersten Gesprächen mit mir gemerkt haben, dass ich so ziemlich jeden Strohhalm für meine Mutter ergreife den ich nur erreichen kann. Zumindest hat die Psychotante zu mir gesagt als ich gegangen bin, dass sich der behandelnde arzt und sie nach mir erkundigen werden.
|