AW: Villa Sonnenschein
Hallo nochmal,
Katharina, das ist lieb, ich nehme in der Küche Platz und erzähle:
Ich bin eine junge Frau, die sich schon mehrfach im Leben fragen musste: schon wieder ich? Was habe ich getan? Aber ich bleibe eigentlich nie lange an dem Punkt hängen, sondern versuche, mit der positivsten Erklärung weiterzuleben!
In meiner Familie gibt es Brustkrebs, Hautkrebs und andere Erkrankungen wie Schlaganfall und Gehirnblutungen. Manche leben noch, viele sind gestorben. Und alle haben große Küchen! (Spaß) Ich habe tatsächlich schon viele gute Gespräche in den Küchen meiner Familie geführt, allerdings sind gerade die engsten Angehörigen mit meiner letzten Krebsdiagnose total überfordert und ich fühlte mich entsetzlich im Stich gelassen. Deshalb bin ich in diesem Forum gelandet und erhoffe mir ehrliche Kontakte, Trost, wenn ich ihn brauche, Hoffnung und gute Gespräche.
Ich trinke übrigens Kaffee. Normalerweise schwarz, heute aber mit etwas Milch und einem Tütchen Vanillezucker.
Liebe Renate, danke für das herzliche Willkommen! Ich freue mich, der Tag fängt gut an!
Ich erzähle einfach noch ein bisschen weiter:
Ich war als Kind (14) schon einmal erkrankt an einem aggressiven Knochentumor. Es hat sehr lange gedauert, bis ich wieder normal zur Schule gehen konnte, Sport machen durfte und Pläne für meine Zukunft schmiedete. Meine Familie ist toll und war immer eine super Stütze. Schlimm war es damals besonders für meine kleine Schwester, weil sie nicht immer verstanden hat, warum Mama wieder weint. Ich habe es ihr dann erklärt und gesagt, dass ich nicht sterben würde! Davon war ich überzeugt.
In den Jahren danach konnte ich gesund und 'normal' meinen weg gehen, Abitur machen, studieren. Heute habe ich meinen Traumberuf. Ich dachte, ich habe es geschafft, bin gesund und mir würde nie wieder etwas passieren, denn ich hatte ja schon so viel überstanden. Neben einigen anderen ziemlich schwierigen Situationen habe ich eines Tages in der Pause zwischen Meetings am Handy erfahren, dass ich ein malignes Melanom habe und schnellst möglich nach Hause fliegen sollte, damit ich operiert werden könnte. Die Ärztin sagte: in vier Monaten wäre alles zu spät gewesen. Ich werde den Satz vermutlich nie vergessen. Wieder eine besonders aggressive Form, wieder viele Folgetermine, Untersuchungen, ... Ihr kennt das ja.
Für mich war diesmal aber besonders schlimm, dass meine Familie nicht für mich da war. Sie haben bis heute nicht kapiert, was ich durchmache. Ich liebe sie, aber ich fühle mich sehr verletzt.
So, genug gejammert. Draußen ist ein wirklich schöner Tag! Blauer Himmel, Sonnenschein und Schnee. Freue mich auf eure Antworten!
Schöne Küche hier! Gemütlich und groß genug für uns alle!
Anna
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