Hey Ihr Lieben,
danke für's Daumen drücken! So bin ich immerhin heil und gesund durch den Schneesturm im Norden gekommen... Als echte Nordfrau

Aber mal im Ernst, es schneit hier heute ununterbrochen und zwar Monsterschneeflocken!
Das Gespräch war aber sehr gut!!! Und ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dort zu arbeiten. Mal schauen, ob ich punkten konnte...
Mari, keine Ursache, ich erzähle dir gern von meiner Trauergruppe! Wir haben zwei Frauen, die uns begleiten (sind beide Trauerbegleiterinnen) und die sind großartig! Warmherzig und lebensklug und sehr erfahren. Auch durch ihrenen eigenen Verlust. Eine hat ihren Sohn im Alter von 6 Jahren verloren. Sie kam überhaupt nicht damit zurecht, machte eine Therapie und sogar einen Selbstmordversuch. Später hat sie dann eine Gruppe für trauernde Eltern gegründet und sich auch beruflich dorthin bewegt. Sie meinte, es wäre immer gut, über seine Trauer zu sprechen in einer solchen Gruppe, denn wenn man etwas verdrängt und sich nicht erlaubt, es auszuleben, dann rächt es sich später. Es kommt immer wieder hoch!
Wir beginnen mit einem Ritual und jede der Frauen zündet eine Kerze für ihren Verstorbenen an. Wenn alle Lichter brennen, sind wir ganz still und schauen in die Flammen. Dann wird uns ein Text vorgelesen und das Gespräch startet. Entweder sprechen die beiden ganz gezielt eine von uns an und jemand möchte etwas loswerden und erzählt. Wir dürfen nichts bewerten oder beurteilen (versteht sich für mich von selbst). Wir dürfen aber gern sagen, wenn wir beispielsweise etwas ganz anders empfinden. Die Themen bestimmen wir selbst. Meist entwickelt sich dort wohl eine Eigendynamik... Gestern war es so! Ich wollte gar nicht reden, wurde dann aber etwas gefragt und auf einmal brach sehr viel aus mir heraus. Das Schlimme ist ja, dass wenn jemand gestorben ist, sein Name nur noch selten ausgesprochen wird. In der ersten Zeit nach dem Tod meines Papas fand ich das ganz schlimm! Ich hatte ständig das Bedürfnis, über ihn zu sprechen und auch mit ihm zu reden. Wenn ich seinen Namen aussprach, zuckten viele Leute regelrecht zusammen. In dieser Gruppe darf ich über ihn sprechen. Und ich darf seinen Namen sagen! Und ich kann auch sagen, was nicht so gut war. Alles ist okay und hat seine Berechtigung. Da sitzt auch eine Dame, die wohl keine gute Ehe geführt hat und ihren Mann dennoch zwei Jahre intensiv pflegte. Er hatte einen Hirntumor und die letzten beiden Jahre konnte er nicht mehr sprechen und nur noch liegen... Das einzig, was er von sich geben konnte, war das Wort "Scheiße" und so fluchte er dann ständig vor sich hin... Muss schlimm für die Frau gewesen sein. Sie sagte gestern, dass sie ihn nicht vermisse. Alle starrten sie an und ich fand es unglaublich mutig, dass sie das aussprach, was sie fühlt. Auch das ist okay, oder? Ist ja nicht so, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen wäre.... Ich finde die Gruppe klasse, auch wenn ich mir für mich gewünscht hätte, dass da nicht nur um Partner getrauert wird, denn ich fühle mich mit meiner "Papa-Trauer" ein wenig unwohl... Doch die älteste Frau dort sagte beim Abschied zu mir, ich sei ein wahrer Sonnenschein und habe ihr sehr gut getan. Ich musste sie spontan umarmen, weil mich das so gefreut hat. Na ja, es ist gut, wenn man nicht zu früh eine solche Trauergruppe besucht, denn es ist nicht einfach, so viel Trauer auszuhalten... Ich musste gestern oft schlucken und ich konnte den Schmerz dieser Frauen fast selbst in mir spüren. Es flossen auch viele Tränen dort und wenn man selbst noch zu sehr in dem Schockzustand drinsteckt (sind auch zwei dabei), dann kann man das schwerlich ertragen und selbst auch kaum seine Gefühle zum Ausdruck bringen. Ich denke, mir wird es helfen, noch einen Schritt weiter zu gehen... Ich könnte mir vorstellen, dass es auch dir gut tun würde, denn an einem geschützten Ort über all das reden zu dürfen, was einen durcheinander wirbelt und zu erfahren, dass man damit nicht allein ist, das tut unendlich gut. Eigentlich wie hier auch, doch es ist ein Unterschied, wenn man den Leuten dann in die Augen sieht und ihre Tränen bemerkt, wenn ihre Stimme bricht und wenn man sie dann einfach nur in den Arm nehmen möchte, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind mit all ihrer Trauer und ihrem schmerz....
Liebe Grüße
Miri