Na, das doch gut! Reden hilft
Und wonach ich mir die Menschen aussuche? Keine Ahnung, ich glaube, meine Eltern haben mir so einen seltsamen Gerechtigkeitssinn eingepflanzt, dass ich immer das Gefühl habe, Schwächeren helfen zu müssen. Ich war auch als Kind immer auf der Seite der unterlegenen Fußballmannschaft

Und allgemein denke ich immer an diesen indianische Weisheit, dass man einen Tag in den Schuhe seines Feindes gewandert sein muss, bevor man ihn für irgendetwas verurteilt. Tja, und wenn ich das Gefühl habe, dass ich jemandem eventuell helfen könnte und der- oder diejenige das auch zulassen kann, dann tue ich das gern, weil ich glaube, dass alles, was ich gern an jemanden gebe, eines Tages zu mir zurück kommen könnte. Nicht von genau dieser Person, aber vielleicht von einer anderen. Und diese Vorstellung finde ich tröstlich. Als es mir ganz, ganz schlecht ging, haben mir hier beispielsweise wildfremde Menschen geschrieben und mich aufgebaut. Das möchte ich gern an andere weitergeben. Auch auf der Palliativstation habe ich das so erfahren. Und wenn es mir gut geht, dann kann ich gern etwas von dem abgeben, denn dadurch fühlt sich die andere Person vielleicht besser und wenn das funktioniert, dann freue ich mich. So einfach! Aber die Zeit hat mich halt gelehrt, dass nicht jeder meine Hilfe möchte und dass einige zu viel möchten und eigentlich auch immer nur nehmen und niemals etwas geben. Und daher suche ich mir heute eben aus, wem ich helfe.
Wahrscheinlich waren oder sind die Menschen in dem spanischen Dorf deiner Ma nicht unglücklicher... Eher wohl das Gegenteil ist das Fall. Zwar ist ihr Leben sicherlich entbehrungsreicher und härter, doch dafür stehen andere Werte im Vordergrund. Da sind wir schon beim nächsten Thema... Immer wenn ich in Dänemark Urlaub gemacht habe, war ich glücklich. Das hatte nicht nur mit dem Meer zu tun und der Gleichförmigkeit der Tage sondern auch damit, dass ich nur das Nötigste um mich hatte. Gerade ausreichend Geschirr und Besteck, ein Bett zum schlafen, einen Stuhl und einen Tisch... Mehr brauchte ich eigentlich auch überhaupt nicht, denn alles, was ich so ansammle, ist mehr Ballast. Diese Erkenntnis fand ich erstaunlich, dass man mit so wenigen Dingen auskommt und doch so glücklich oder zufrieden ist, weil man sich auf das Wesentliche konzentriert. Ich habe immer versucht, dieses Lebensgefühl in den Alltag mitzunehmen, doch leider ist es mir nie langfristig gelungen...
Liebe Grüße
Miriam