Forum für Angehörige UND Betroffene
Hm, Afra.
Ich kenne Deine Familie nicht - nicht wie Deine Grossmutter war, oder wie mit dem Tod bei Euch umgegangen wird.
Ich beobachte nur immer wieder, wie man alten Menschen vorenthält, das sie bald sterben werden oder dieses Thema versucht zu umgehen. Warum? Nicht nach dem Motto "na ja - bist ja auch bald dran", nein. Aber man tut so, als stände dieses Thema nicht im Raum. Gerade in einem Alter (so ab 80), wo die Freunde langsam "wegsterben" und man sich immer mehr als Überlebender fühlt, muten viele Angehörige ihnen nicht mehr zu, mit diesem Thema umzugehen. Abgesehen vom Einzelfall - warum wird einem im Alter immer weniger zugetraut und einige Rechte abgesprochen, die man sich vielleicht 20/30 Jahre vorher noch rausgenommen hat? Glaubst Du, man bekommt immer größere Angst vor dem Tod, je länge er auf sich warten läßt?? Ok - im Fall Deiner Großmutter scheint ihr bewußt auf eine Diagnose verzichtet zu haben, aber sie hat gemerkt, das da noch mehr war.
Das mit dem Erkennen und Akzeptieren weit vor anderen kenne ich auch.
Als die Diagnose meiner Ma kam, brauchte ich erst einmal Input über ihre Krebsart:
wie entwickelt er sich, welche Therapien, welche Lebenserwartung. Mir hilft es, soviel wie möglich zu wissen - es ist meine Art damit umzugehen und einen klaren Kopf zu bewahren. Wahrscheinlich ist es eine intellektuell/pragmatische Art mit einer Grenzsituation umzugehen, aber ich finde, kopflos durch so eine Situation zu wanken, hilft keinem.
Brigitte, was mich an den "positiv Denken"-Leuten so nervt ist, das diese Verdrängungsweltmeister sich belügen und ihr Leben nur halb leben. Ich bin nicht stolz auf meine Erfahrungen, aber wenn ich jetzt krampfhaft das Positive in dieser scheiß Situation suche, nee... Es hat nix, aber auch gar nix positives, das meine Ma sich die Lunge aus dem Hals hustet, das ich bei jedem Rückenschmerz Angst habe, das da Metasthasen sind. Aber diese Erfahrungen gehören zu mir und machen mich zu einem Individuum.
Dazu sind wir Menschen, keine Götter. Deswegen können wir lieben und werden wir geliebt, nicht verehrt.
grüsse
Jana
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