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Alt 08.07.2002, 10:32
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo Ihr Lieben!
Mich hat das echt beschäftigt mit dem Alter...konnte mir nämlich nicht vorstellen, daß so ein Riesenunterschied ist zwischen mir und meiner Mutsch zum Beispiel. Sie ist 72. Ich hab mal mit ihr geredet. Seit einigen Jahren kann ich das tun, sie schreckt nie vor einem Thema zurück.
Sie sagte manchmal hätte sie gar nicht das Gefühl 72 zu sein, wundere sich nur immer wieder über die vielen Kinder, bei denen sie das Gefühl hat, alle seien von ihr, sogar die Enkel! Klar meint sie, sie weiß, daß es Enkel und Urenkel sind, aber sie habe da manchmal wirklich das Gefühl, man hätte die Zeit zurückgedreht. Wir seien uns wirklich sehr ähnlich. Besonders ich, meine Tochter und deren Kinder.
Mal zu dem Thema Tod...sie hat mir nun ein Versprechen abgenommen, das Versprechen ihr niemals etwas zu verschweigen, egal was meine Geschwister davon halten! Sie weiss auch, daß meine Geschwister ihr so eine Diagnose, wie ich sie mal hatte, verschweigen würden. Das will sie nicht! Sie will selbst bestimmen über ihr Leben, über ihren Körper, über ihren Tod, soweit ihr das möglich ist. In so einem Fall möchte sie wissen, wann es ungefähr so weit sein wird, auch wenn das nicht so ganz sicher sein kann. Aber sie meint auch, daß sie dann die Chance hätte, alles ordentlich zurück zu lassen. All die Dinge, die sie noch vorhat, zu erledigen. Jeden nochmal zu sprechen. Und sie sagte noch, daß sie nicht will, daß man sie mit Gewalt, also so künstlich, am Leben erhalten soll. Sie hätte ihr Alter, und wenn sies nicht von selbst schaffen würde, sollte man sie gehen lassen.
Ich kann ihre Wünsche voll akzeptieren, werde sie auch erfüllen, wenn es einmal soweit sein wird...auch wenn es mir vielleicht sehr weh tun wird. Mutsch sagte aber auch, daß wenn ich alles so mache wie sie es will, hätte ich bestimmt einen großen Kampf mit meinen Geschwistern, aber ich soll dann immer daran denken, daß Alter nicht heisst, entmündigt zu sein!
Tja meine Lieben, ich bin die Älteste...aber auch ihr Baby...erst recht nach dem schlimmen Jahr 2000...irgendwie hab ich aber jetzt auch Angst, sie gab mir nämlich zu verstehen, daß sie vor mir gehen wird. Und ich hatte schon immer das Gefühl, daß manche Menschen das wirklich wissen. Sie sagte aber noch, spitzbübisch lächelnd: Keine Angst, uns bleiben schon noch ein paar Jährchen!
Und noch eines weiss ich: Hätte sie das Gespräch zum Beispiel mit meiner Schwester gehabt, sie ist nur 5 Jahre jünger als ich, hätte es in der Form nicht stattgefunden. Meine Schwester wäre ausgeflippt, wäre weggerannt, hätte meine Mutter für verrückt erklärt. Sie wäre erst gar nicht darauf eingegangen.
Ich kenne meine Schwester...sie ist im Grund ein lieber Mensch...aber auch zum Beispiel meinen Bericht über die Station 10i, also die Intensiv, auf der ich so schlimme Erlebnisse,hatte, hätte sie nie geschrieben. Weshalb auch, man könne ja sowieso nichts daran ändern...naja das ist der Unterschied zwischen ihr und mir...
Mal sehn was ihr da so dazu meint...
mit vielen lieben Grüßen Ruby
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