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Alt 29.04.2013, 19:28
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Myri78 Myri78 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs und Knochenmetastasen

Heute Nacht habe ich kein Auge zugemacht. Ich hab mir überlegt, wie Papa in Zukunft am besten in die Dusche kommt usw.
Es muß ein Badewannenlift her, er kann ja kaum über eine Türschwelle von 1cm steigen, wie soll er denn in eine Dusche kommen, die nicht Bodeneben ist ?
Dann ging das Gedankenkarussell weiter: er liegt so viel, hatte schon mal eine Thrombose. Strümpfe ? aber das ist so ein Kraftakt, diese anzuziehen, wenn man es selbst nicht machen kann, ach herrje... und so ging es die ganze Zeit weiter.
Ein Rollstuhl wäre die Lösung bezgl. in der Wohnung vorwärts kommen, damit er einfach das Bein nicht belasten muß und für die Wege zur Bestrahlung.
Um 5 Uhr bin ich aufgestanden und von der Arbeit aus hab ich dann der Krankenkasse angerufen und die schicken mir nun den Antrag für die Pflegestufe.
Mama hat dann Papa vom Badewannenlift erzählt und er ist wieder total ausgeflippt. Es würde ihm jetzt reichen usw. und was wir hier eigentlich mit ihm machen usw. Sie versuchte ihm zu erklären, dass wir ihm alles ja nur erleichtern wollen und uns natürlich auch. Dass die Dinge ja auch nicht sofort hier wären aber wenn der Zeitpunkt käme, dann ist es mindestens schon im Hause. Nix zu machen ! Er meinte, wenn wir so weitermachen, rennt er in ein Auto - oder er schluckt eine Packung Tabletten und trinkt ne Flasche Gift.
Solche Dinge müssen wir uns bzw. Mama sich jeden Tag anhören und antun. Weiß er eigentlich, dass er uns kaputt macht ? Ich kann ja noch 8 std. in mein Büro "retten" aber Mama bekommt alles ab.
Sie hat gesagt, ich hätte ihn sehen sollen, wie er von der Sitzbank aufgesprungen wäre und in einem Tempo am Rollator "davongerannt" ist, sie traute ihren Augen kaum.
Er macht sie den ganzen Tag fertig... dagegen reden hilft auch nix...

Heute Nachmittag sind sie dann zur Bestrahlung gefahren. Es ging ewig, bis alles gerichtet und gemacht war und er hat wohl tierisch gejammert auf der Liege, das hat ihm wohl sehr weh getan, wie er vorhin erzählt hat. Später hat er Mama wieder beschimpft mit unmöglichen Worten - die will ich hier gar nicht wiederholen.

Sie hat gesagt, wenn er jetzt noch einmal droht, Gift zu trinken (möchte mal wissen, wo er es hernehmen will), dann fragt sie ihn mal, warum er das Ganze wie Chemo, Tabletten, Bestrahlung überhaupt noch auf sich nimmt, wenn er nicht mehr will, so wie er immer sagt. Er erpresst uns immer damit, er versucht es zumindest. Aber so kann es nunmal auch nicht laufen.

Ich schlafe kaum und mach mir alle möglichen Gedanken und er flippt nur aus und ist verletzend und gemein. Wir können ja seine Verzweiflung usw. nachvollziehen aber das gibt ihm nicht das Recht, uns fertig zu machen oder sehen wir das falsch ? Ich finde, er könnte es auch mal so sehen, dass er sich glücklich schätzen kann, dass er uns hat, die so weit denken, wie man ihm helfen kann und so. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall.

Morgen hat er vormittags Bestrahlung, ich hoffe er ist besser gelaunt. Wenn er nämlich wieder so zu Mama ist, kann er alleine zur Bestrahlung fahren, er weiß eh immer alles besser und will immer dass es genau anders läuft wie wir.

So, das mußte mal raus, ich bin echt wütend auf ihn, das ist gemein und nicht fair. Uns gehts doch auch beschissen, dass er krank ist und daran sterben muß

Traurige Grüße,
Myri
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Mein Papa - Adenokarzinom mit Knochenmetastasen, Stadium IV, ED 01/2013

in Frieden eingeschlafen am 12.03.2014 - ich werde Dich nie vergessen
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