Forum für Angehörige UND Betroffene
Gut's Mörgele zusammen!
Boh-eh, hab' ich gut geschlafen!
Hab' mich jetzt auch als Nickname "Känguruh" hier eingetragen. Ist lustig ...!
Liebe Ruby, Deine Schwester ... erinnert mich ein BISSCHEN an meine Schwester!
Ich hab' die meine gestern jetzt wieder gesehen. (Nach zwei Monaten!) Wir gingen mit unserem Vater Essen. Frisch und munter erschien sie, und sie war höflich und anständig, hm-hm!
Nur, ... sie hatte mich kein einziges mal gefragt, WIE es mir geht. Ihr einziges Thema war ihr "Hallux", den sie diese Woche operieren müsse, und ihren geplanten Urlaub in Spanien für Ende Monat! - Als ich sie fragte, wie lange sie für diesen Hallux denn ins Spital müsse, meinte sie, das ginge nur einen Tag, sowas würde ambulant gemacht. Dafür müsse sie dann halt zwei Wochen an den Stöcken gehen und muss sich zehn Spritzen selber spritzen wegen Thrombose (oder wie das heisst)!
Da guckte mich mein Vater an und sagte: "Ach, das kennst DUUUU ja schon lange mit dem Spritzen, gell?" Ich nickte und fragte meine Schwester, WO sie sich denn die Spritze geben müsse. "Im Bauch?"
Da sagte meine Schwester: "Ja, Du kneifst Dir da am Bauch ein Stück Fett zwischen die Finger und ...!"
Sie erklärte MIR also von vorne bis hinten WIE man sich eine Spritze gibt! ... Wobei sie doch ganz genau wusste, dass ich das schon seit ZWEI JAHREN selber tue!
Jedenfalls sagte ich ihr dann noch (weil wir es gerade vom Thema Krankenhaus hatten), dass ich auch wieder in die Klinik müsse zur Erholung.
Doch auf diesen einen Satz machte sie keine einzige Bemerkung mehr! Sie fragte nicht, WANN ich gehen müsse, WIESO ich gehen müsse, OB sie mich besuchen kommen könne, ... NICHTS!
Im Gegenteil! Sie redete weiter über ihren Urlaub und wie sie sich darüber freute!
Es hat schon was; für meine Schwester hat sich das Thema Krebs schon längst erledigt, da es mir soweit ja GUT geht. Sie denkt nicht daran, dass man als Betroffene mit diesem Sch... LEBEN muss und damit eine ziemliche Belastung haben kann. Für meine Schwester ist es wie ein ausgeheilter Schnupfen! Weg ist weg! Also lohnt es sich nicht mehr, darüber zu reden!
Ich habe jedoch das Gefühl, sie hat ANGST vor diesem Thema. Sie will es schon gar nicht in den Mund nehmen. Sie ist wirklich eine echt gute Verdrängungs-Künstlerin, hm-hm.
Ruby, ich glaube eben, dass dieses "darüber Sprechen", so wie Du es mit Deiner Mutter tust, ganz, ganz wichtig ist. Ihr beide werdet gegenseitig weniger Mühe haben, Euch zu verabschieden, Euch loslassen zu müssen. WEIL die Gespräche über das Sterben schon mal da waren.
Genau so wie ich mit meinem Vater schon darüber gesprochen habe. Natürlich wird es dann auch sehr schwer für uns sein, trotzdem ist da dieses gegenseitige "Wissen" da, WIE der andere darüber denkt, ... und das macht es in einer möglichen Sterbe-Situation schon ein bisschen leichter. Aber auch wir vermuten schwer, dass meine Schwester dann unsere "Entscheide" nicht, oder nur schwer akzeptieren kann. Denn wenn mein Vater oder ich an einem Punkt (z.B. wenn man hoffnungslos im Koma liegt) angelangt sind, und genau DAS nicht so wollen, sondern dann lieber "gehen" wollen, ... würde meine Schwester noch an unseren Krankenbetten "randalieren" und sich GEGEN unsere Entscheide aufbäumen. Das ist irgendwie ja auch verständlich, aber bedeutet auch, dass sie nicht akzeptieren und nicht loslassen kann. Dass sie unsere Würde und unsere Entscheide nicht ernst nimmt.
Genau in so einer Situation wird das "Sterben-Wollen" eines Individuums noch quälend verlängert, WEIL da noch ein Angehöriger ist, der das nicht so will.
Naja, aber das ist ja vielleicht auch wieder ein anderes, krasses Thema, gell?
Liebe Afra, ... ah, jetzt hab' ich's mit Deiner Oma besser verstanden. Also war das Abschiednehmen DA, ... aber Deine Mutter hat den wichtigsten "Moment" verpasst. Das ist schon unfair, ja.
Und stimmt auch, viele Menschen sterben am Ende gar nicht unbedingt am Krebs, sondern am Herzen, oder weil das Immunsystem eh schon so schwach war, dass da noch eine andere Krankheit hinzu kam. - Verrückt, das Ganze!
Aber trotzdem noch schnell was, liebe Afra, liebe Lisa, ... dass Krebs HEILBAR ist, das ist mir neu, hm-hm! Denn wenn es heilbar ist, ... nennt mir da doch mal bitte das entsprechende Heilmittel, hm?
Ich weiss, Ärzte sagen das schnell mal, aber das ist der entsprechende "Statistik-Ausdruck" von ihnen. Und Brustkrebs, liebe Lisa, ... 96%? Ich weiss jedenfalls, dass jede ZWEITE Frau am Brustkrebs stirbt. Es sind 50% im Schnitt. Und jede NEUNTE Frau hat heutzutage schon Brustkrebs.
Mein Gynäkologe spricht auch immer von "heilbar". Aber WANN ist man mit Krebs geheilt? Nach fünf Jahren? Nach zehn Jahren? Oder zwanzig?
Das ist ja das Verzwickte an der ganzen Sache.
Mein Gynäkologe hat übrigens mal folgendes zu mir gesagt: Die Schulmedizin betrachtet einen Brustkrebs so nach fünf Jahren als geheilt. WENN man Bestrahlung und Chemo gemacht hat. Wenn dann aber nach fünf Jahren WIEDER ein Krebs kommt, dann ist das ein NEUER Krebs, und der hat mit dem ersten Krebs überhaupt nichts zu tun!
Aber ich, die ich ja auf die Bestrahlung und Chemo verzichtet habe, ... bin selbst nach fünf Jahren von der Schulmedizin noch nicht als geheilt betrachtet, denn ... wenn ich DANN wieder einen Krebs kriege, ... betrachtet man das jetzt bei MIR als RÜCKFALL!
So läuft das, hm-hm! Oder anders formuliert: Nur immer die Schulmedizin hat recht! - Oder nochmals anders formuliert: Wenn ich jetzt wieder Krebs kriege, dann bin ich SELBER Schuld und die Schulmedizinier waschen ihre Hände in Unschuld. - Hätte ich aber Bestrahlung und Chemo gemacht und hätte nach fünf Jahren wieder Krebs, ist das ja ein NEUER Krebs, und KEINER kann daran Schuld haben, weder die Schulmediziner, ... und ich natürlich auch nicht!
SO geht das, jawoll! Wunderbare Verantwortungs-Abschiebung!
Interessant, gell?
Bis später, Ihr Lieben, bei mir ist jetzt erst mal wieder Frühstückszeit!
Ganz liebe Grüssli
von Brigitte
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