AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom
Andere Länder, andere Sitten = nur das Ziel ist dasselbe!
Im November wurden bei meinem Mann vom Kieferorthopäden die vergrößterten Lymphknoten entdeckt. Darauf folgten vier Wartestunden im überfüllten Notaufnahmebereich der zuständigen Klinik (wählen kann man hier nicht, nur bei Unzufriedenheit wechseln). Das Ergebnis: Termin beim HNO-Spezialisten der Klinik am nächsten Morgen. Der schaute via Nasensonde nach, fand nichts, verordnete Antibiotika und einen Termin nach 5 Tagen. Es gab keine Veränderung, also erfolgte in diesem Termin der Hinweis: Sie erhalten Termine für Biopsie der Lymphknoten und CT (Hals und Lunge), eine Woche später der nächste Termin.
Was dann kam, hat mich erstmal traumatisiert - für ca. eine weitere Woche. Sein HNO-Arzt und ein distingert wirkender kittelloser Herr stürzten wortlos auf ihn los. Der eine bediente die Nasensonde, der andere das Ultra-Schall und mit einer Hand von ihm wurde ich herangewunken. Da ist er, der Tumor. Damit ließen sie von meinem Mann ab, der das wohl schon geahnt hatte und sehr gefasst in seinem Rollstuhl saß und verkündete: "Ich tue was Sie sagen, verschonen Sie mich bitte mit den Einzelheiten. Wenn meine Frau mehr wissen möchte, dürfen Sie sie informieren. Damit rollte er von dannen und ich folgte ihm wie im Trance gemeinsam mit dem Kittellosen, der mich nur fragend ansah und ich nickte.
Auf dem Gang teilte er mir dann mit: Ihr Mann hat einen unoperablen Tumor. Ohne Behandlung hat er noch ca. 5 Monate - mit muss man abwarten, das hängt von seiner Konstitution und dem Ansprechen der Behandlung ab. Zunächst werden wir verkleinern mit Chemo, dann Radiochemo - genaueres nach der Biopsie des Tumors. Bösartig ist er auf jeden Fall. Sie erhalten einen Termin für die Onkologie. Kopf hoch, ein aufmunternder Blick, ein fester Händedruck mit warmen Augenkontakt, dann kam er mit zu meinem Mann, ergriff seine Hand und sagte nur: wir sehen uns zur Biopsie. Wie "Operationen" in der Tagesabteilung hier ablaufen? :-)))
Dann war Weihnachten und Jahreswechseln, wo sich die Sympthome mehr und mehr vestärkten. Heiserkeit, Schmerzen beim ersten Biss ... das Übliche bei Oropharynx. In dieser Zeit habe ich mich völlig aufgelöst hier angemeldet und viele schlimme Dinge gelesen, mir Studien besorgt und über befreundete Ärzte Erkundigungen eingezogen, wie man in Deutschland, Österreich oder Schweiz verfahren würde ...
Dann kam der erste Tag in der Onkologieabteilung. Eine junge Ärztin (vielleicht 35 Jahre), die sogar gebrochen Deutsch sprach, teilte uns lächelnd mit: Sie haben etwas böses im Hals und wir werden versuchen, es zu heilen. Die Chemo beginnt in drei Tagen bitte um 8.00 Uhr nüchtern hier erscheinen ... so lernten wir unser neues unerwünschtes "Haustier" kennen, das es zu vertreiben galt.
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10.11.2012 DIAGNOSE: T3N2bM0 - Oropharynx Zungenbasis/Ummantelung der Halsvene (inoperabel)
Drei Zyklen Chemotherapie
Totalremission
40 x Bestrahlung (IMRT) + Chemotherapie = tumorfrei
(vergrößerte Lymphknoten = Fibrose)
Geändert von Marbi (21.05.2013 um 09:27 Uhr)
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