So, jetzt will ich mal ausführlich aus der Reha berichten. Regen, Regen, alles grau in grau, war ich schon glücklich, wenn es mal "nur" Nieseleregen war. Der Vorteil von dem schlechten Wetter war wiederum, dass man entspannt in die vielen Vorträge und Infoveranstaltungen reinsitzen kann ohne kribblig zu werden - bei dem Wetter verpasst man sonst nichts. Und man erhält hier wirklich gute Informationen. Das einzige, was mich dabei manchmal traurig oder wütend macht, ist, dass mir viel Kummer und Leid erspart geblieben wäre, wenn ich diese Informationen schon früher gehabt hätte. Und natürlich gibt es auch viele Widersprüche, zum Beispiel, was das Thema Saunabesuche angeht, oder Sinn und Unsinn des Armstrumpfs. Das geht beides von gar nicht über gemäßigt bis zu 100% - letztendlich läuft es darauf hinaus, dass man am besten seinem Bauchgefühl folgt und achtsam gegenüber sich selbst bleibt.
Mein psychologisches Einzelgespräch ist leider wegen Krankheit der Therapeutin ausgefallen, trotzdem habe ich das Gefühl, dass es mir psychissch deutlich besser geht, seit ich hier bin. Ich bin mir jetzt ganz sicher, dass ich an meiner Situation was ändern muss, wenn ich wieder daheim bin. Als erstes, dringendstes, muss ich mir eine Gynäkologin suchen, der ich vertrauen kann, und möglicherweise werde ich jetzt, zum Ende hin, trotzdem noch versuchen, in einem Brustzentrum unterzukommen. Eigentlich wusste ich das ja schon lange, aber jetzt endlich glaube ich auch, genug Energie zu haben, diese Vorhaben auch umzusetzten.
Diese Energie hat sich auch hier schon gezeigt. Ich war etwas unglücklich mit meiner zuständigen Ärztin, die die Aufnahmeuntersuchung gemacht hat. Da hat die Chemie so gar nicht gestimmt. Ich hatte starke Schmerzen im Handgelenk - sie hat mich abgewimmelt, ich solle nach der Reha zu einem Orthopäden gehen. Meine Fragen bezüglich Hormonen und Hormontherapie konnte si nicht beantworten oder hat sie wegen Sprachschwierigkeiten nicht verstanden. Und dann meinte sie noch, ich solle auf keinen Fall alleine spazieren gehen, denn wenn ich stürzen würde wäre es immer gut, wenn noch jemand dabei ist. Erst war ich ziemlich verunsichert, hab mal wieder gegrübelt, gebrütet und vor mich hingelitten. Nach 3 Tagen kam ich dann auf die glorreiche Idee, mich in der Pflegestation zu melden, weil ich mit meinem schmerzenden Handgelenk bei allen Übungen und sogar beim Schwimmen behindert war. Zunächst hieß es, die Pflege dürfe keine Medikamente verordnen, da müsse ich wieder zur Ärztin. Erst hab ich geheult, dann konnte ich aber endlich der Schwester von meinem Problem mit der Ärztin erzählen, dass ich gerne wechseln würde. Und die Schwester hat mich darin bestärkt, hat mein Problem an den Chefarzt weiter gegeben und mir einen Volt*ren-Verband gemacht. Ich hab mir dann selbst noch die Salbe besorgt, nach 2 Tagen war mein Handgelenk wieder gut. Und ich durfte die Ärztin wechseln! Zwar war noch die alte Ärztin auf meinem Reha-Plan, aber endlich hatte ich den Mut, mich dann nochmals selbst beim Chefarzt zu melden, und dann
war der Wechsel auch auf dem Plan und ich bin jetzt bei einer sehr netten Ärztin. Das mag sich jetzt für jemanden mit gesundem Selbstvertrauen als selbstverständlich anhören, aber für mich war es ein großer Schritt in die Richtung, endlich mal für mich selbst einzustehen.
Und dann will ich die stufenweise Wiedereingliederung ins Berufsleben angreifen. Auch dazu erhält man hier gute Informationen und Unterstützung. Die Ängste, das alles nicht zu schaffen, sind natürlich noch immer da, aber ich denke jetzt, dass ich es einfach versuchen muss, sonst werde ich es nie erfahren, ob es schon wieder geht.
Mein Pony ist mit dem Aufenthalt im Allgäu nicht so glücklich. Wegen dem miesen Wetter kann sie nicht raus (auf den Wiesen haben sich überall Seen gebildet, und mit den allgegenwärtigen Kühen hier im Allgäu kann sie sich gar nicht anfreunden. Aber ich bin jetzt einfach mal egoistisch - mit tut es unendlich gut, für 2 Stunden am Tag rauszukommen aus der Klinik, Stallluft zu schnuppern und ein wenig am "normalen" Leben teilzunehmen, wo Krebs nicht das allgegenwärtige Thema ist. Heute haben wir jetzt schon den 2. Sonnentag, vielleicht wird ja noch was, dass sie noch ein paarmal auf die Koppel raus kann.
Gestern haben wir eine neue Tischgenossin bekommen - und sie wusst gleich, dass ich "die aus dem Forum" bin, "die mit dem Pferd in Reha ist"

Wir haben gestern auch noch einen Ausflug zum Pony und nach Sulzberg gemacht, zu viert, alle vier mit "Chemofrisur" - diese Frisur ist hier gut vertreten