Dreizahn# Nach einem Unfall hatte meine Freundin einen Hirnschaden und eine schwere Rückenmarksverletzung - Folge: Verlust der Sprache und Lähmung der rechten Körperhälfte (Rollstuhl).
Sie bekam einen Sprachcomputer (das ist über 17 Jahre her! Sie war damals 29) und mit dem Ding ging die Unterhaltung zwischen uns nach einiger Übung genau so schnell wie ein normales Gespräch. Die Sprachwiedergabe war gut und ich vermute, inzwischen sind diese Geräte/Software sicher noch ausgereifter. Abgesehen davon, dass ich meistens gleich mitgelesen habe, während sie schrieb. Das Gerät war damals schon relativ klein und handlich. Sie hat damit auch telefoniert.
Mittlerweile wird man wohl kein Gerät mehr brauchen, nur eine entsprechende Software für ein Wiedergabegerät. (
http://www.zeit.de/2007/51/M-Stimme) Der Link stammt aus 2007 - vielleicht hat sich inzwischen da noch mehr getan.
Die Akzeptanz, wenn wir gemeinsam unterwegs waren, war gut. Natürlich schauten die Leute verdutzt, aber das gab sich immer schnell. Sie hat sich immer wiederholende Passagen abgespeichert und auf Knopfdruck verlesen lassen, so dass die Schrecksekunde im Umfeld wirklich nicht viel länger war.
Sie hasste es, wenn ich ihr etwas abnehmen wollte - sie hat gelebt bis zur letzten Minute. Wir waren auf Rockkonzerten, Sportevents, besuchten Cabaretts und was weiß ich noch alles ... den Eintritt teilten wir uns, da sie eine Begleitperson dabei haben durfte.
Was ihr Umfeld dachte, war ihr egal. Sie war freundlich, höflich, aber schonungslos ehrlich :-). Sie sagte immer: "Ich habe keine Zeit für Lügen und Idioten." ... und wer mit einer Behinderung - gleich welcher Art - ein Problem hat, der zählt zu letzteren. Allen anderen kam sie durch ihre Art und ihre Erkrankung schnell näher. Sie konnte sich mit dem Ding in mehreren Sprachen unterhalten ... da musste ich oft passen.
Alles Liebe und Kraft, Maria