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Alt 25.07.2013, 14:55
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Zwei tage nach der diagnose

Hallo Jens,

zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich die Stärke und die Würde mit der Du Deine Erkrankung meisterst bewundere. Ich lese Deinen Thread aus Gründen auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte schon seit Monaten mit und empfinde Deine Art der Krankheitsbewältigung als etwas ganz Besonderes.

Nein, wir alle wissen nicht was geschehen wird wenn sich der Vorhang eines Tages final senkt und weitere Zugaben von der Theaterdirektion unterbunden werden. Wir wissen nichts. Garnichts.

Warum also sollte Dich Deine Mutter nicht abholen wenn Du aus diesem Leben scheidest? Weil wir den Gedanken als kitschig empfinden, als Widerspruch zu hochentwickelten Naturwissenschaften und weil wir uns dessen bewusst sind, dass der Nikolaus eben nicht im Himmel wohnt sondern eher im Haus der Nachbarn? Weil der Glaube an die Anwesenheit eines höheren Wesens und/oder der Fortbestand des menschlichen Lebens in einem unbekannten Aggregatzustand gemeinhin als Ausdruck von Naivität gedeutet wird? Als uncoole Randerscheinung der Informationsgesellschaft?

Für mich persönlich ist auch im Zeitalter der post-darwinistischen Moderne Raum für einen Gott, für ein danach und für ein ewiges Leben. Der moralische Niedergang der Amtskirchen, als Katholik kann ich wahrlich ein Lied davon singen, und der Siegeszug der Naturwissenschaften zerstören diese Hoffnung nicht.

Ich finde das Bild wie Deine Mutter Dich ein zweites Mal liebevoll in Empfang nimmt tröstlich und kraftvoll zugleich und ich sehe keine rationalen Gründe nicht daran zu glauben.

Jens, ich wünsche Dir von Herzen alles erdenklich Gute und ich hoffe mit Dir und Deinen Lieben auf das Wunder.

thomue