Hallo Colo!
Mir geht es wie dir, ich schreibe auch immer so ausschweifend
Leider ging und geht es mir auch wie dir mit erkrankten Eltern, zumindest zum Teil. Mein Vater ist letztes Jahr an Lungenkrebs gestorben, meine Mutter ist aktuell erkrankt (hab auch unter "Im Moment leben, auch mal abschalten, könnt ihr das?" was dazu geschrieben).
Mein Vater hat komplett verdrängt, wie weit die Krankheit bei ihm fortgeschritten war, er war dazu auch gereizt (durch die eigene Hilflosigkeit) und charakterlich verändert (durch die Medikamente und die Hirnmetastasen). Durch die Verwirrtheit hat er z. T. auch sich und andere gefährdet, zum Glück ist nichts passiert. Jetzt im Nachhinein war die Zeitspanne leider sehr überschaubar, die mein Vater so gelebt hat oder leben musste. Ich Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte gelassener sein können und ihm mehr helfen können, ihn besser verstehen. Letztes Jahr, direkt in der Situation, war ich damit aber komplett überfordert und so geht es dir glaube ich auch gerade.
Kann Euch der Palliativ-Dienst noch mehr unterstützen, emotional? Zumindest vielleicht einen Psychoonkologen vermitteln? Ich hab es letztens nicht mehr ausgehalten und bin zur Caritas in die offene Sprechstunden gegangen, das hat auch ein bißchen geholfen.
So wie du deinen Vater beschreibst will er wohl auch nicht in ein Hospiz gehen? Meiner wollte das auch lange nicht und als wir nach langen darüber reden doch soweit waren, gab es keinen Platz... Ich hätte mir das sehr gewünscht für meinen Vater und auch für uns.
Nun hoffe ich das auch wieder für meine Mutter, obwohl wir da hoffentlich/eventuell noch ein Weile nicht so weit sind. Gerade geht es ihr ziemlich schlecht, aber ich kann nicht einschätzen, ob es die Therpie oder die Krankheit oder irgendwas zusätzliches ist. Manchmal denke ich, jetzt ist es ganz schlimm und geht auf das Ende zu und dann habe ich doch wieder viel Hoffnung. Meine Mutter kann sich zum Glück mit der Krankheit und dem Sterben auseinander setzten, wir haben schon viel darüber geredet. Dafür würde sie aber wohl nur den Notarzt, wenn das Bein schon ab ist (um ein blödes Beispiel zu nehmen), sie will wenn es nicht irgendwie anders geht auf keinen Fall wieder ins Krankenhaus usw. Ich (lebe und arbeite in anderen Stadt) mache mir also ständig Sorgen, dass es ihr spontan schlechter und schlechter geht und sie nirgends Bescheid sagt... Aber da muss ich auch aktzeptieren wie sie ist und was sie will, so schwer es für micht ist.
So, siehst du, jetzt habe ich auch ewig lang geschrieben

Ich hoffe, Du konntest wenigstens ein bißchen für Dich daraus ziehen. Mir hilft es zumindest immer, dass es anderen genauso oder zumindest ähnlich geht.
Liebe Grüße!