AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv
Liebe Birgit,
als einst mein Vater starb, war auch ich sehr sehr traurig, untröstlich.
Es war der erste Sterbefall in meinem Leben, wo ein von mir sehr geliebter Mensch so unverhofft und viel zu jung sterben musste (er war 54 Jahre jung).
Ich hatte ein richtiges Vertrauensverhältnis zu ihm, eigentlich damals mehr zu ihm als zu meiner Mutter (viele Jahre später habe ich dann die Liebe zu meiner Mutter wiederentdeckt).
Auch in meiner Kindheit war hauptsächlich mein Vater das Elternteil, welches mir Geborgenheit gab und dem ich bedingungslos vertraute.
Ich las damals durch irgendeinen Zufall einen Text von Wilder.
Das bestimmte und veränderte meine Sicht auf diesen Verlust ich versuche, es dir retrospektiv zu darzustellen, wie ich die Dinge empfand
T. Wilder, englischer Philosoph, schrieb irgendwo:
„Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; und als Brücke zwischen beiden steht unsre Liebe, das einzig Bleibende, der einzige Sinn.“
Wir haben dieses „Land der Lebenden“ mit den Verstorbenen erlebt. Mit manchen von ihnen gingen wir fast unseren gesamten Lebensweg. Dieser Weg ist reich an Erinnerungen, die einst Geschehnisse waren und uns prägten.
Diese Erinnerungen sind vielfältig, unterschiedlich und ALLUMFASSEND, wenn es ein Elternteil ist, welches gestorben ist.
Über das Land der Lebenden haben wir unzählige Erinnerungen, die bis an unseren Seins-Ursprung reichen, wenn es um die eigene Mutter oder den Vater geht – ALLES, unsere ganze Herkunft und die Ursprünge unserer Existenz wurden bestimmt durch sie.
Über das Land der Toten, können wir nichts sagen. Dahin sind alle Verstorbenen entschwunden, unerreichbar, die einst eng bei uns waren und für uns da waren, ebenso wie wir für sie...
Wir wissen nicht, wie es dort sein wird und was Verstorbene dort erwartet. Wir können ihnen nur hilflos nachblicken.
Und als Brücke zwischen dem Diesseitigen und dem Jenseitigen steht unsre Liebe. Diese Brücke ist stark; sie kann lange halten; bei einigen von uns bis in die Ewigkeit.
Ja, so war das damals für mich, die Trauer war ein Teil dieser Brücke der Liebe, des Verbundenseins in Liebe. Die Trauer begriff ich später als Teil nicht endender Verbundenheit. SPÄTER drückte sich diese Verbundenheit dann auch anders aus als in Trauer. Die Verbundenheit in Liebe aber endete nicht, bis heute.
Alles Liebe für Dich,
Kathrin
Geändert von SunnyCat (02.08.2013 um 23:09 Uhr)
|