AW: Nach fast 16 Jahren nun Metas
Hallo Michael und alle, die mitlesen,
bei dem Gespräch mit dem Hausarzt war meine Mutter gar nicht dabei und ich hatte ihn ganz ruhig und sachlich angesprochen.
Vor einigen Jahren habe ich ja meinen Vater an BSDK verloren und ich mein, mir braucht doch keiner was vormachen, warum also immer dieses Rumgedruckse?
Nur wenige Stunden nach meinem letzten Beitrag musste meine Mutter wieder ins KH wegen starken Atemstörungen. Sie wollte von sich aus ins KH.
Der Arzt dort fragte nach Patientenverfügung (hat sie nicht), sonst müsse er sie auf Intensiv legen.
Da meine Mutter aber noch klar bei Verstand war, hat sie ausdrücklich gesagt, keine Intensivstation, keine Reanimation.
Sie wolle nur keine Schmerzen haben und nicht elendig ersticken müssen.
Das hat der Arzt so in die Akte aufgenommen.
Wir waren die Nacht da und haben ein gutes Gespräch mit meiner Mutter geführt, dass man ja immer traurig ist, sterben zu müssen, weil man dies und das nicht mehr erlebt, es aber immer so ist, selbst in zehn oder 15 Jahren, immer gibt es etwas, was man noch erleben möchte.
Sie war sehr reflektiert, sagte auch, dass sie bereit ist, loszulassen.
Zwar wäre sie bereit zu kämpfen, aber sie würde spüren, dass es nun nichts mehr gibt und da wolle sie ihre Kraft und Energie lieber dafür einsetzen, ihr baldiges Ende zu akzeptieren.
Es war eine so friedliche, bereinigende Situation dieses Gespräch, wir alle fühlten uns wohl, es gab keine Unruhe, keine Angst.
Am nächsten Morgen aber war sie wie verändert.
Sie sprach davon, doch noch mal das ganze Wasser abpumpen lassen zu wollen (ihre eine Lungenhälfte ist bis oben voll) und die Ärzte fragen zu wollen, was man gegen den neuen Tumor tun kann.
In nur zehn Tagen war unter ihrem einen Rippenbogen ein Tumor/Metastase gewachsen, von den Ausmaßen her ähnlich einem Fuß.
Was ich sehr erschreckend finde, wo in der Natur sieht man sonst ein so schnelles Wachstum?
Gestern nun lief sie wieder alleine rum, wir waren auch zwei Stunden in der Cafeteria, von ihr kein Gedanke mehr daran, dass es zu Ende gehen könnte, sie spricht von nächstem Jahr, was sie dann nächste Woche in der Wohnung tun will, wenn das Wasser aus der Lunge abgelassen ist und sie wieder nach Hause kann.
Okay, dass sie hin- und hergerissen ist zwischen auf der einen Seite das Schicksal annehmen und loslassen und auf der anderen Seite, es dann doch wieder verdrängen zu wollen, das kann ich schon irgendwie verstehen und mitgehen.
Was mir mehr zu schaffen macht ist, dass sie den einen Tag wirklich so da liegt, dass ich denke, es sind nur noch Stunden.
Und am anderen Tag läuft sie rum, ist fidel und munter.
Ich weiß, es geht hier nicht um mich, aber mir macht das trotzdem zu schaffen.
Denn ich möchte sie nicht verlieren, sie ist ein so wertvoller Mensch, eine wirkliche Bereicherung, wir würden so gerne noch soviel mit ihr unternehmen und es kostet uns viel Kraft, jetzt dieses Loslassen akzeptieren zu müssen, damit wir sie in einem guten Gefühl gehen lassen können.
Wenn sie aber munter ist, dann überflutet mich wieder die Hoffnung, dass es doch noch mal für wenige Wochen gut werden kann und ich fange an, mich gegen das Loslassen zu sperren.
Hallo Tina,
vielen Dank für deinen Beitrag, ich freue mich darüber, dass sich jemand meldet, der sonst nur still mitliest.
Ganz lieben Dank auch für deine guten Wünsche.
Du bist selber am MM erkrankt, ich schaue gleich mal, ob ich einen Thread von dir finde.
Auch wenn ich selber nicht betroffen bin, so kann ich doch sehr gut nachempfinden, wie dich von Zeit zu Zeit die Angst packt und es ist gut, dass du dann liebe Menschen um dich herum hast.
Es hilft auch - so wenigstens meine Erfahrung - hier im Forum zu schreiben, die Dinge auf den Punkt zu bringen, zu formulieren, dann an den Antworten zu merken, dass man nicht alleine ist.
Denn ab und zu durchzusacken, ist, glaube ich, ganz normal und es gibt Kraft, sich aus diesem Tal auch wieder herauszuziehen.
Ich verstehe aber, dass man seine Lieben damit nicht gerne belasten möchte und sich dann lieber zusammenreißt.
Ich wünsche dir viel Kraft und Energie, trotz dieser Krankheit Lebensfreude und ganz überwiegend schöne Stunden zu haben. Von Herzen alles Liebe und Gute.
Viele Grüße,
Triangel
|