Guten Abend Ihr meine Lieben,
ich bringe Euch mal kurz auf den aktuellen Stand, obwohl ich schon wieder total müde bin

Die Chemo setzt mir ziemlich zu. Vorgestern war wieder Gemzar mono. Nach der Gabe bin ich quasi einfach umgekippt und war erst 3 Stunden später wieder ansprechbar. Filmriss. Und das obwohl meine Blutwerte NOCH (aber wie lange noch


) halbwegs stabil waren.
na ja, und danach war ich nur noch schlapp. Ich empfinde diese Chemo als reine Quälerei. Nun hab ich Halbzeit und kann mich nicht zu Freude aufraffen. Ich frage mich, wie ich noch mal drei aushalten soll.
Das ist mir schleierhaft.
Am liebsten würde ich mich in eine Einsiedelei verkriechen und erst wieder auftauchen, wenn alles vorbei ist. keine Ahnung wie ich das im Familienalltag hin bekommen soll. Meine Kinder leider schon jetzt ziemlich durch meine Abwesenheit und sie tun mir so leid ...
Es ist nach wie vor sehr erholsam hier, aber nun möchte ich auch langsam wieder nach Hause. Im Winter ist die Gegend hier auch sehr deprimierend, alles verhangen, Nebel im Tal und man kann die Natur halt nur wenig nutzen.
Das sind so Momente, in denen sich meine Depression wieder regt und Chancen sieht für einen Schub --- GRRRR


noch habe ich das Biest im Griff. Aber sie ist in Lauerstellung.
Wann immer es mir halbwegs geht, versuche ich raus zu gehen (kostet mich echt überwindung) oder ich nähe an meinen Kreativ-Kinder-Hosen weiter, das macht richtig Freude. Diese freie Zeit für sich selbst - DEr TRAUM.
Allerdings, wenn ich EINEN Wunsch frei hätte, etwas mitzunehmen: ich würde diesen Service mitnehmen, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen, Essen fertig gemacht zu bekommen und danach nichts aufräumen zu müssen. Nicht einkaufen, kochen ... etc. DAS wäre mal eine Maßnahme ....
So, keine Ahnung ob dieses Geschreibsel irgendjemanden interessiert. Aber da ein paar per PN nachgefragt hatten ....
Tiefsinnigeres bekomme ich nicht auf die Reihe. Tatsächlich denke ich gerade viel nach, über die Endlichkeit des Lebens im Angesicht dieser Diagnose, wie man damit umgehen kann.
Über die Herausforderungen, die die Krankheit stellt. Darüber, wie die Krankheit mein ICH verändert. vor allem über die Anteile meines Ichs, die ungewollt verändert werden. Also die Fremdbestimmung, die ich erdulden muss durch Krankheit.
Es fällt mmir schwer zu akzeptieren, dass ich keine weitreichenden neuen Lebenspläne mehr machen kann, keine berufliche Neuorientierung, keine REaliseirung eines neuen Projektes, das in meinem Kopf herumgeistert (einne neue Geschäftsidee, könnte man das nennen - etwas, das möglich gewesen wäre, wäre mein Leben normal weiter verlaufen ... )
Oder die Realisierung meinnes Bauchprojektes. .... Heute war ich mit einer Frau beim Essen, die das tatsächlich gemacht hat, während ihrer Krankheitspahse 1 Jahr an einem Buch gearbeitet ... ich war soooo neidisch.
Alles eher schwierige Themen, bitter teilweise, das schleppe ich derzeit - da Zeit zum Nachdenken - schwer mit mir herum. ...
Und so sende ich Euch heute abend eher mal betrübte Grüsse, Ihr lieben.
Aber es ist schön zu wissen, dass Ihr da seid.
LG
Birgit